Morgengruß von Helmut Harff: Weniger ist mehr

Das ist mehr als eine Binsenweisheit



Gestern hatten die Beste Frau der Welt und ich bei unserem neuen Golftrainer unsere ersten Trainingsstunden. Er erkannte sofort, was bei uns so alles falsch läuft und warum wir den Ball nur hin und wieder so richtig gut treffen.

Bei mir zeigte mein Golfspiel wieder einmal, wie ich auch sonst im Leben bin. Ich folge viel zu oft dem Motto: „Ich will alles und zwar sofort“.  Ja, das ist eine Schlagerzeile, aber eben auch mein Motto. Nun geht das nicht mehr immer und überall, aber eben auf dem Golfplatz. So wie ich meine, den Ball zu treffen, müsste der so weit fliegen, wie bei den Profis. Die Realität ist leider eine andere.

Und was macht dieser neue Trainer? Der zeigt mir nicht etwa, wie ich immer gaaaaaanz weit schlagen kann. Der will von mir, dass ich nicht einmal mit halber Kraft, sondern ganz ohne Kraftanstrengung den Ball treffe – das aber bitte richtig. Sein Motto ist: Weniger ist mehr. Klingt doof bei einem Sport, in dem es unter anderem darauf ankommt, mit möglichst wenigen Schlägen den Ball so weit wie möglich zu befördern.

Doch was soll es, schließlich ist er der Profi und meine Bälle fliegen eben nicht so, wie ich das will. Also alles mit gebremsten Schaum, nicht mit brutaler Gewalt. Was soll ich sagen, nach einiger Zeit machten die Bälle was sie sollen – sie fliegen hoch und erstaunlich weit.

Es stimmt also, weniger ist mehr. Nicht, dass ich das nicht schon immer wieder erfahren habe. Nur wollte und will ich das noch immer nicht wahr haben. Ja, körperliche Einschränkungen zeigen mir, dass ich nicht immer auf der Überholspur unterwegs sein kann. Doch diese Erkenntnis setzt sich leider immer erst dann durch, wenn es nicht mehr anders geht. Ich bin mir sicher, dass das bei sehr vielen von Ihnen nicht anders ist.

Bleibt mir die Frage, warum sagt man uns nicht schon in sehr jungen Jahren, dass weniger mehr ist? Warum müssen wir vom 10-Meter-Turm springen, warum 25 Meter tauchen? Warum müssen wir für einen tollen Studienplatz einen Zensurendurchschnitt von 1,0 haben, warum müssen wir als toller Bergsteiger alle 8.000er besteigen? Was würde es mit uns machen, wenn wir früh lernen, dass eben weniger mehr ist, wenn wir lernen, dass wir auch so unsere Ziele erreichen, auch ohne die Nummer 1 zu werden? Würden wir unzufriedener durch das Leben gehen? Ich glaube nicht. Als ich gestern genau begriffen habe, dass drauf hauen, dass mit aller Kraft das Maximum zu erreichen nicht zielführend ist, war ich erst erstaunt und dann über diese Erkenntnis erfreut.

Ja, ich bin überzeugt davon, dass man nicht immer und überall das Maximum anstreben muss, ja, dass das sogar kontraproduktiv ist. Es ist also nicht so, dass Hans nicht mehr lernt, was Hänschen nicht lernte.

Weniger ist mehr? Das ist doch auch ein tolles Motto für mein Frühstück mit der Besten Frau der Welt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Odetta, Hildegund

Foto: Pixabay

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