Morgengruß von Helmut Harff: Raus aus dem Schilderwald

… rein in den Kiefernwald



Viele Menschen zieht es noch immer in die Städte. Das geht den hier geborenen, aber auch den Ukraine-Flüchtlingen so. Städte bieten mehr, mehr Jobs, mehr Kontakte, mehr Chancen und mehr Ablenkung. Städte bieten auch mehr Wald, also mehr Schilderwald.


Ja, wie auf dem Foto oder unserem Berliner Wohnsitz in einer ganz ruhigen Neben- und Wohnstraße gibt es weit mehr Schilder auf wenigen Metern, als hier in dem brandenburgischen Dorf auf einigen Straßenkilometern. Mir war das gar nicht mehr so bewusst, dass wir ständig zwischen einem Schilderwald und einem Kiefernwald pendeln, uns immer mehr für den grünen Wald entscheiden. Uns machten darauf „unsere“ drei Flüchtlingsfrauen aufmerksam, die es eben aus einer ukrainischen Großstadt hier aufs Land verschlagen hat und die nun hier in einer mit Schildern gepflasterten Kleinstadt wohnen.

Schilder aufzustellen, das ist augenscheinlich nicht nur eines, was wir Deutschen können. Dabei geht es eben nicht nur um die Schilder, die den Verkehr, die das Parken regeln sollen. Gern stellen wir, aber auch die US-Amerikaner Verbotsschilder auf. Wie ich darauf komme? Weil man in den USA heute den „Keep off the Grass Day“ begeht. Das heißt ja nichts weiter als „Rasen-betreten-verboten-Tag“. Klar, wer seinen Rasen mehr pflegt, als den auf dem Golfplatz, der will sicherlich nicht, dass da jemand rüber latscht – nicht einmal eine Ameise.

Nun schön, ob das alle Amis so sehen? Zumindest scheint die US-Amerikanerin Jace Shoemaker-Galloway – die Erfinderin des „Keep off the Grass Day“ - den Zeitgeist in den Staaten getroffen zu haben, denn ihn begeht man nun schon seit 2013.

Und ganz ehrlich, mich wundert, dass es in Deutschland keinen „Rasen-betreten-verboten-Tag“ gibt. Der würde soooo gut zu uns und unserem Schilderwahn passen. Deutschland ohne Schilder? Das ist einfach nicht denkbar. Das merkt man nicht nur in der Stadt, sondern eben auch schon auf dem Land. Mindestens die Hälfte aller Schilder auf dem Dorf sind total überflüssig. Das sind sie vor allem, weil es noch nie jemand gab und wohl auch nie jemand geben wird, die die Einhaltung von Ge- und Verboten kontrolliert. Doch wozu dann die Schilder?

Für mich ist die weitgehende Abwesenheit von Schildern und deren Kontrolleuren zumindest ein Grund, warum ich so gern mit der Besten Frau der Welt mit Blick auf den Kiefernwald frühstücke.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Alexandra, Anselm

Foto: Pixabay

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