Gesundheits-News vom 4. Juni 2022

Drohende Engpässe bei orthopädischen und unfallchirurgischen Implantaten?



Nach Lieferengpässen für Medizinprodukte durch die Corona-Pandemie droht nun der Ausfall wichtiger Implantate für orthopädische und unfallchirurgische Operationen. Ursache dafür ist die seit einem Jahr geltende neue Medizinprodukteverordnung (MDR). Sie sieht eine erneute Zertifizierung auch für Implantate vor, die seit langem genutzt werden.

„Für Implantate, die sich seit vielen Jahren bewährt haben und für selten verwendete spezielle Implantate muss in Brüssel oder in Berlin eine Lösung gefunden werden, damit sie weiterhin für unsere Patienten zur Verfügung stehen“, sagt man bei der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie „Es ist zu befürchten, dass wir einigen Patientinnen und Patienten bald sagen müssen: Es tut uns leid, wir müssen Ihren Operationstermin absagen, wir bekommen keine passende Prothese für Sie.“

Die Medizinprodukteverordnung (MDR) wurde im April 2017 vom europäischen Parlament erlassen, die erste Übergangsfrist endete am 27. Mai 2022. In der Folge sind die ersten Produkte aktuell schon nicht mehr verfügbar, die letzten Genehmigungen laufen 2024 aus. Orthopäden und Unfallchirurgen wollen ihre Patienten jedoch auch in Zukunft auf bewährt hohem Qualitätsniveau versorgen. Sie befürchten, dass bald dringend benötigtes Material fehlen wird und notwendige Operationen verschoben werden müssen. So bedeutet der Einsatz eines künstlichen Gelenks bei vielen Patientinnen und Patienten mehr Mobilität und Unabhängigkeit sowie Schmerzfreiheit. Auch nach schweren Unfällen erwarten die Menschen eine exzellente medizinische Versorgung von Knochendefekten, um Folgeschäden zu minimieren.

Die Ärzte und Ärztinnen befürchten, dass das Verschwinden von bisher verwendeten Endoprothesen, Nägeln und Platten auf dem Markt deutliche Auswirkungen auf die unfallchirurgische Versorgung sowie auf die Versorgung von Patienten mit Gelenkersatz haben wird.

„Dies kann zur Folge haben, dass Operateure andere Implantate als bisher verwenden müssen, mit denen sie weniger Erfahrung haben und für die keine Langzeitergebnisse vorliegen. Zudem besteht die Gefahr, dass für ältere Implantate keine Ersatzteile mehr verfügbar sind“, sagt man. Dringend erforderlich sei daher eine Nachbesserung der MDR. Die Medizinprodukteverordnung (MDR) der EU regelt die Zulassung und den Vertrieb von Medizinprodukten, von denen es in Europa mehr als 450.000 gibt.

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