Morgengruß von Helmut Harff: Begeisterung entfachen

… ist gar nicht so einfach



Ich schrieb ja gerade davon, dass die Macher des Jugend-Musikfestivals „Young Euro Classic“ einerseits froh darüber sind, dass die Besucher im Schnitt etwas jünger wurden, andererseits die wirklich jungen Leute noch in der Minderheit sind. Da steht die Frage im Raum, wie man Jugendliche und junge Erwachsene dazu bewegt, Konzerte mit klassischer oder moderner E-Musik zu besuchen.

Was tun? Begeisterung entfachen. Das ist schwer und doch ganz einfach. Ich erinnere mich noch an meine Zeit als Leiter eines staatlichen Jugendclubs in der DDR. Da war man daran interessiert, dass die Jugendlichen mit Begeisterung zu Vorträgen über die Rote Armee, die Nationale Volksarmee, zum tollen Sozialismus und ähnliches gehen. Die zeigten uns aber einen Vogel und machten alles, nur nicht solche Veranstaltungen besuchen. Dafür mussten wir nichts tun, wenn es um den Disco-Besuch ging. Da hätten wir die 300 Karten dreimal verkaufen können. Was taten wir? Wir verkauften die Discokarten nach den ungeliebten sozialistischen Vorträgen und siehe da, die waren voll, auch wenn sich die Begeisterung in sehr engen Grenzen hielt.

Was lehrt uns das? Warum verlost man nicht unter Besuchern unter 23 Jahren begehrte und teure Karten für Veranstaltungen, die bei der Zielgruppe mehr als begehrt sind? Wieso bringt man die jungen und schon so tollen Musiker, die beim Festival auftreten, nicht mit Musikschülern zusammen? Warum sind die Paten der einzelnen Konzerte – eine tolle Idee bei „Young Euro Classic“ – nicht Leute, die vor allem oder wenigstens auch den potentiellen jungen Besuchern bekannt sind, die anlocken. Wenn die sich dann noch mit ihren Fans treffen …

Auch das gastronomische Angebot ist auf 50 Plus und nicht auf unter 23 ausgerichtet. Trockner Rotwein, Bier oder Prosecco – das geht vielleicht noch bei einer Klassenfahrt, doch es macht einen Konzertbesuch für junge Leute nicht wirklich attraktiver.

Ja, es ist eben viel leichter, die Menschen zu Roland Kaiser, zu den Stones oder ins Fußballstadion zu bekommen. Doch mal ehrlich, auch da liegt der Altersdurchschnitt nicht gerade bei 20 oder 30 Jahren. Und selbst nach den Erfolgen der Frauenfußball-Nationalmannschaft verirren sich zu den Bundesligaspielen der Kickerinnen nur wenige tausend Menschen.
 
Ich glaube, es ist schon ein riesiger, gar nicht hoch genug einzuordnender Erfolg, Jahr für Jahr für fast jedes Konzert bei „Young Euro Classic“ alle Karten verkaufen zu können. Der Erfolg wird noch größer, wenn man sieht, wie begeistert das Publikum ist. Und, wenn einem das über 20 Jahre geling und das Publikum langsam jünger wird, dann hat man zumindest sehr vieles richtig gemacht.

Begeisterung entfacht bei mir jeden Morgen die Beste Frau der Welt mit unserem gemeinsamen Frühstück.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Edith, Altmann, Roman

Foto: Pixabay

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