Morgengruß von Helmut Harff: Studium oder …

Was mir so durch den Kopf geht



Um es gleich zu sagen: Ich habe nicht studiert, einen Beruf gelernt. Das war nicht so richtig freiwillig. Ich war zu faul in der Schule, dann fehlte mir der Mut für ein Studium und schlussendlich hatte die Partei- und Staatsführung beziehungsweise ihre Erfüllungsgehilfen etwas dagegen, dass ich studierte. So ist das Leben und ich bin auch so gut durch mein Leben gekommen.

Doch heute? Da zählt ein Studium deutlich mehr – heißt es. Doch ist dem so? Wer bettelt bei einem Studierten um einen Termin – den Arzt mal ausgenommen? Nein, nur weil jemand studiert hat, ist er nicht gefragt, begehrt, gesucht. Ein Studium ist nicht einmal ein Garant dafür, sich im Beruf nicht die Hände schmutzig zu machen und schon gar nicht, später viel Geld zu verdienen. Ein Studienabschluss ist nicht einmal eine Garantie dafür, dass man seinen Job gern macht. Selbst ein Platz am Stammtisch garantiert ein erfolgreich absolviertes Studium nicht.

Doch warum studieren so viele junge Leute? Vielleicht ist die Antwort ganz einfach und profan: Weil es Spaß macht, weil ein fröhliches Studentenleben lockt. Vielleicht ist es auch so, dass da kein (fast) alles bestimmender Lehrherr – kann auch eine Lehrfrau sein – ist. Vielleicht stimmt ja noch der Satz, wonach Lehrjahre keine Herrenjahre sind. Über die Zeit des Studiums sagt das keiner – ganz im Gegenteil.

Doch was sagt das? Ist die duale Ausbildung – die hat sich ja bekanntlich bewehrt – wirklich der Weisheit letzter Schluss? Ob es mehr junge Menschen gäbe, die sich für eine Lehre entscheiden, wenn es so etwas wie ein universitären Campus – eben nur für Lehrlinge – gäbe? Was wäre, wenn man im Lehrlingswohnheim oder in einer WG wohnen würde? Wenn man nicht beim Handwerker, in der Firma, wo schon Mutter und Oma schafften, die ersten Schritte in den Beruf geht? Wie wäre das? Ob ein fröhliches Lehrlingsleben ebenso lockt, wie ein fröhliches Studentenleben – also die Gemeinschaft von Schicksalsgenossen? Wenn man nicht nur lernt, was gerade im Ausbildungsbetrieb angesagt ist, sondern viele Fassetten des beruflichen Umfeldes mehr? Lockt das mehr junge Menschen in einen Lehrberuf?

Ich finde, das Handwerk, aber auch alle anderen Verantwortlichen sollten mal darüber nachdenken. Sonst warten wir bald noch länger auf einen Arzttermin, weil auch der – der es sich leisten kann – keinen Handwerker mehr findet. Dann reden wir nicht mehr darüber, ob wir uns impfen lassen, allein deshalb, weil keiner die Flaschen für den Impfstoff mehr herstellt.

Die Beste Frau der Welt und ich genießen jetzt beim Frühstück, was Handwerker leckeres produziert haben.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Radegunde, Innozenz XI., Andreas

Foto: Pixabay

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