`Julius Cäsar´ in Oberammergau

Nach den Passionsspielen bringt Regisseur Christian Stückl im Oberammergauer Passionstheater "Julius Caesar" auf die Bühne



(von Josef Scheppach) In Shakespeares "Julius Caesar" im Passionstheater Oberammergau wird gemordet, intrigiert und manipuliert. Und es knallt und qualmtauf der Bühne. Vor Vorstellungsbeginn warnte der Regisseur Christian Stückl noch: „Es könnte laut werden.“

Dieses zeitlose Werk über Macht und Politik, Freundschaft und Verrat ist heute in den Zeiten brutaler Machtkämpfe in der Politik von geradezu brennender Aktualität. Die Protagonisten - Laiendarsteller aus dem Dorf - tragen deshalb nicht Toga und Sandalen, sondern Anzug und Krawatte. Stückls Cäsar erinnert an Donald Trump – und Putin. Cäsar und seine Gattin Calpurnia (Barbara Schuster) sitzen an einem langen Tisch…

Die Inszenierung mit modernen Kostümen aber nah am klassischen Shakespeare-Text überzeugt mit ihrem starken, authentischen Spiel – unterstrichen mit der prachtvollen Musik von Markus Zwink und dem in rot gehaltenen Bühnenbild. Stefan Hageneier (verantwortlich für Bühne und Kostüme) lässt den Mittelteil knallrot ausleuchten(Licht: Günther E. Weiss).
Das Stück beginnt nach Cäsars Sieg über Pompejus. Cäsar wird vom Volk gefeiert. Cassius, der Caesars Alleinherrschaft fürchtet, zettelt eine Verschwörung gegen Caesar an. Es gelingt ihm Brutus, der ebenfalls die Freiheit der Republik in Gefahr sieht, für die Ermordung Caesars zu gewinnen.

Caesar missachtet alle Warnungen vor den "Iden des März". Damit rechnend, dass ihm jetzt der Senat die Krone anbieten wird, geht er zum Kapitol - und wird von den Verschworenen erdolcht. Das Volk jubelt. Denn das Volk ist verführbar, wenn demagogisch gehetzt wird wie in der Rede Marc Antons (beeindruckend Cengiz Görür) an der Leiche Caesars. Jeder kennt aus seiner Schulzeit den berühmten Refrain „Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann ...“.

In dramatisch choreografierten Massenszenen spielen an die 200 Oberammergauer bravourös ein echtes politisches Schauspiel. - den Kampf um die Macht einzelner, starker Persönlichkeiten, der Sturz eines Tyrannen, die Wankelmut des verführbaren Volkes und die Tragödie des echten Idealisten.

Weitere Aufführungensind für den 14.,15.,21. und 22. Juli sowie den 4. und 5. August angesetzt. Karten gibt es online, unter Telefon 08822/9458888 oder via München Ticket.

Die Erfolgsinszenierung „Der Brandner Kaspar und das ewig´ Leben“ vom Münchner Volkstheater wird erneut am 7. und 9. Juli  2023 im Passionstheater gastieren.

Die dritte Veranstaltung des Kultursommers ist das berühmte Heimatsound Festival am 28. und 29. Juli 2023.

Foto: Arno Declair

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