Morgengruß von Helmut Harff: Musik und mein Leben

Woran man sich so erinnert



Gestern saß ich angesichts der Gluthitze am Sonnabendabend im relativ kühlen Zimmer und sah fern. Es ging um frühere Schlager. Also einfach Gedudel, Schlagergedudel.


Irgendwann fiel mir auf, dass ich mit dem einen oder anderen Titel etwas in meinem Leben verband. Musik ist in meinem Hirn augenscheinlich mit bestimmten Ereignissen verbunden. Manchmal erinnere ich mich an die Titel, manchmal nur daran, dass da eben Musik oder Interpreten waren, die diese Verbindung herstellen.

Wage ich mich mal an eine musikalische Biographie.

Es ist überliefert, dass zur Beruhigung meiner Mutter im Kreissaal aus dem Radio „Sing, Baby Sing“ von Caterina Valente und Peter Alexander erklungen sein soll. Mutter bestätigte die beruhigende Wirkung. Auf mich hatte die kaum eine. Ja, ich mag Peter Alexander, doch ein Sänger wurde ich garantiert nicht.

Als Berliner Frontstadtkind prägten meine Vor-Mauerzeit Titel wie "Erst wenn mal Untern Linden, die Fahnen, die dort wehn, vom Wind verweht verschwinden…“ oder „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“. Dann war da die Verlobung meines Onkels. Da wurde warum auch immer „Da sprach der alte Häuptling“ rauf und runter gespielt. Ob man nur die eine Platte hatte? Was genau meine erste Platte war, daran erinnere ich mich nicht mehr. Doch es war ganz sicher eine mit deutschem Schlager.

Die erste Begegnung mit der Frau, mit der ich rund 20 Jahre verheiratet war, hat auch etwas mit Musik zu tun. Ich kam nämlich gerade aus der Stadt, wo ich mehrere Tage nach Karten für ein Karajan-Konzert im Berliner Schauspielhaus anstand. Wir gingen dann auch gleich zusammen in dieses Konzert. Musik zu meiner Hochzeit? Keine Erinnerung, nur daran, dass meine kommunistischen Schwiegermutter alle Kirchenlieder auswendig kannte.

Gleich zwei Musiker verbinde ich mit der Maueröffnung. Der eine ist Marius Müller-Westernhagen mit „Freiheit“. Der andere ist der Cellist Mstislaw Leopoldowitsch Rostropowitsch. Der spielte am 11. November 1989 am Checkpoint Charlie Cello für die wiedervereinigten Berliner. Ich war zufällig dabei und noch heute treibt mir die Erinnerung die Tränen in die Augen.

Für mehr Freude sorgte das eigentlich nicht geliebte „Rosamunde“. Das war – so meine Erinnerung – der erste Titel in einem kleinen tschechischem Hotel in Spindlermühle, bei dem ich mit einer ganz besonderen Frau tanzte.

Sie ist die Beste Frau der Welt, mit der ich auch heute wieder mein Frühstück genießen werde.

Ich wünsche ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück. Wie sieht Ihre musikalische Biografie aus?

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Carmen, Irmgard

Foto: Pixabay

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