Morgengruß von Helmut Harff: Was will der Künstler damit sagen?

Die Frage kann nur einer beantworten



Egal wo Kunst konsumiert wird, kommt immer eine Frage auf: Was will der Künstler uns damit sagen? Die Frage wird immer am lautesten, wenn die Kunst nicht viel mit unseren tradierten Hör- und Sehgewohnheiten zu tun hat, wenn die Kunstwerke nicht einmal einen Titel haben.

Ja, wir wollen hören oder lesen, was sich der Künstler da gedacht hat. Erstaunlich ist, dass Kinder mit ihrem unverbildetem Blick und Gehör solche Fragen nicht stellen – ganz im Gegenteil. Ich erinnere mich an eine vor Jahrzehnten besuchte Miro-Ausstellung zusammen mit einer Bekannten und ihrem vier Jahre alten Sohn. Wir „Großen“ standen grübelnd vor einem Bild und fragten uns – na Sie wissen schon. Plötzlich hörten wir von unten „Mama, ein Hund“. Hund? Wo? Ja, der angegebene Bildtitel hatte etwas mit einem Hund zu tun.

Ob nun immer Kinder sehen, was der Künstler sagen will? Ich weiß es nicht. Eigentlich kann man so etwas auch nur den Schöpfer der Kunstwerke fragen. Doch auch wenn der noch lebt, so fällt das dem – so mein Erleben – vielfach sehr schwer. Doch warum müssen wir überhaupt wissen, was sich da ein Künstler mal dachte? Für mich ist eine Frage viel interessanter und vor allem auch von mir selber zu beantworten. Ich meine die Frage, was mir das Kunstwerk sagt, was es bei mir auslöst? Diese Frage kann ich bei jedem Kunstwerk immer wieder stellen, denn meine Sicht darauf, meine aktuelle Situation sind entscheidend dafür, wie ich Kunst sehe und höre.

Eines brauche ich beim Konsum von Kunst am allerwenigsten: Menschen, die den Künstler gar nicht kennen, kennen konnten und die mir nun erzählen wollen, was ich da sehe und höre. Ich habe mal mit einigen Freunden ein Experiment gemacht und sie durch eine Ausstellung mit modernen Bildern „geführt“. Ich erklärte, dass die Düsternis des Bildes auf seine Erlebnisse im zweiten Weltkrieg zurück zuführen seien und dabei seine Tochter verbrannte. Es hatten sich einige Besucher unserer „Führung“ angeschlossen und diskutierten sogar mit dem „Führer“. Niemand merkte, dass der Künstler erst 1950 geboren wurde. Bekanntlich endete der Zweite Weltkrieg fünf Jahre zuvor.

Machen Sie das doch auch einmal und versuchen zu erklären, was das Kunstwerk gerade mit ihnen macht – egal ob es sich um ein Bild von Miro, um eine Plastik eines noch lebenden Künstlers oder eine Etüde von Chopin handelt.

Was mein Frühstück mit der Besten Frau der Welt in mir auslöst? Liebe!!!

Ich wünsche ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Amand., Albin, Wieland, Anastacia, Josephine

Foto: Pixabay

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