WOZZECK

... in der Bayerischen Staatsoper



(von Josef Scheppach) Mit Wozzeck führt die Bayerische Staatsoper eine Oper von Alban Berg auf. Das Libretto beruht auf dem deutschsprachigen Dramenfragment Woyzeck von Georg Büchner.

Weil Alban Bergs Musik erst dann aufblüht, wenn sie wirklich präzise gespielt wird, ist Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski eine Meisterleistung gelungen. Es verschlägt einem den Atem, wie selbstverständlich sich Jurowski in der Partitur bewegt, wie er immer bei seinen Musikerinnen und Musikern ist, lotst, kontrolliert, mit Einsätzen Sicherheit vermittelt.

Die Oper unter Leitung von Andreas Kriegenburg bietet ein formidables Interpretationskonzept – und überraschende Ideen. Kaum etwas fasziniert Zuschauer im technischen Bereich mehr als eine nasse Bühne. Und trotz der vielen Inszenierungen an der Bayerischen Staatsoper, in denen es irgendwie feucht wurde, stellt Harald B. Thors Bühnenbild für Wozzeck doch ein Unikum dar: Knöcheltief ist die sichtbare Bühne mit Wasser bedeckt.

Bestürzend eindrückliche Kostüme hatAndrea Schraad gezaubert. Stefan Bolliger taucht sie ins rechte Licht.Die Choreografie von Zenta Haerter und der Chor unter Christoph Heil überzeugen ebenso wie die Dramaturgie von Miron Hakenbeck. Das ganze Ensemble ist nahezu eine Idealbesetzung.

Exemplarische Katastrophe

Wozzeck ist ein guter Mensch, der einfach sein Leben will. Doch die Realität der Anderen verursacht ihm grauenhafte Ängste. Er sucht nach Worten, sich zu erklären, bis ihn nicht einmal mehr seine Liebe Marie versteht. Getrieben von Existenznöten und einer unsäglichen Angst, gejagt von sich an seinem Leid pervers ergötzenden Mitmenschen, hetzt dieser Wozzeck einsam durch die Welt und seinem eigenen Leben hinterher. Bis er die Hatz nicht mehr aushält und seine Liebe und sich selbst auslöscht. Alban Berg sah Georg Büchners Fragment gebliebenes Drama knapp 80 Jahre nach seiner Entstehung - am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Betroffen von der exemplarischen Katastrophe des Mord-„Falles Wozzeck“ schuf er mit seiner Partitur eine Trauermusik für den fallenden Menschen in einer im Zerfall begriffenen Welt.

Das Leben Wozzecks beginnt in der Misere und endet in der Katastrophe. Mittendrin dabei immer: sein Sohn. Er wird in Kriegenburgs Interpretation zum heimlichen Protagonisten, ist immer Blickfeld des Vaters, wird aber nie wahrgenommen. Als dann auch noch die sich vernachlässigt fühlende Marie, seine Mutter, ein Verhältnis mit dem Tambourmajor eingeht, entgleitet ihm auch der letzte Angelpunkt. „Hure“ schreibt er da an die Wand des in der Mitte der Bühne schwebenden Raumes, direkt neben dem ebenfalls vom Bub verfassten „Papa“.

Kommende Vorstellungen
26.11.23
30.11. 23

Foto: © W.Hoesl, bayer.staatsoper

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