"Fabian" am Münchner Volkstheater

Eine ergreifende, theatrale Erzählung



(von J. Scheppach) 1931 erschien Erich Kästners Berliner Großstadtroman "Fabian. Die Geschichte eines Moralisten". 2013 kam die ungekürzte Fassung des Buches unter dem ursprünglichen Titel "Der Gang vor die Hunde" heraus. Jetzt folgt eine sehenswerte Bühnenfassung.

Regisseur Philipp Arnold hat Kästners Roman klug als knapp zweistündiges Exzerpt inszeniert, reduziert auf vier Hauptpersonen. Viktor Reim hat eine Bühne gebaut, die aus einem metallenen Treppengerüst besteht. Darum eine riesige Projektionsfläche für Bilder aus dem Berlin vor 100 Jahren oder auch für die Live-Aufnahmen von Darstellenden die sich gegenseitig filmen.

In die Geschichte von Fabian werden die Texte dreier zeitgenössischer Autoren eingeschoben, die Szenerie verändert sich. Was bleibt, ist Anton Nürnberg. Er ist im Volkstheater der Fabian, den Kästner in seinem Roman angelegt hat. Als Fabian seiner Cornelia begegnet, ist er überschwemmt von Glück, als er erhört wird.
 
Kurz verliert er sich mit Freundin Cornelia in die Hoffnung auf ein Morgen, doch mit jedem Tag schwinden die Illusionen, jede Utopie scheint zwecklos und die Zukunft ungewiss. Fabian trifft auf Gestalten, die sich im wackeligen Weltgebäude als lebensfähig zu behaupten wissen, bleibt selbst jedoch unfähig, seine Füße fest auf den Boden zu setzen oder eine andere Welt zu entwerfen. Unter der Glasglocke Europa wird die Luft derweil immer dünner und die einzige Richtung deutet bergab.

Kästners unmittelbar-prägnante Sprache trifft auf zeitgenössische Texte, die ein knappes Jahrhundert nach dessen Erscheinen auf Kästners Meisterwerk reagieren und das Provisorium Europa neu betrachten. Das Welttheater spielt weiter — und sein Protagonist weiß immer noch nicht, wessen Welt hier untergeht und ob er als Zuschauer oder Akteur geladen ist.

"So vieles klug zu verbinden, nicht zuletzt die Historie mit der Gegenwart, und gleichzeitig eine ergreifende, theatrale Erzählung zu formen, ist die starke Leistung dieses Abends", schreibt die Süddeutsche Zeitung. Und die Abendzeitung urteilt: "Die gemeinschaftliche Leistung des Ensembles, das sich beim Erzählen gut rhythmisiert abwechselt und sich der Herausforderung dieses vielstimmigen Projekts beherzt stellt, begeistert […]."

Karten unter www.muenchner-volkstheater.de/karten/kasse

Foto: ©ArnoDeclair

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