Morgengruß von Helmut Harff: Wir sind in Multi-Krisenzeiten

... klagen viele



Ja, die Zeiten in der wir leben, sind nicht die Besten. Man könnte auch sagen, dass wir in krisenhaften Zeiten leben. Ja, es gibt Krieg und Terror in Europa und in vielen Teilen der Welt. Nationalismus ist in, die Demokratie nicht das Lieblingsmodell vieler Menschen. Es gibt Hunger und Überfluss, es gibt Bandenkriminalität und es gibt die Angst davor, dass unser Planet für uns immer unbewohnbarer wird. Es gibt sogar die Tendenz, dass die Menschen weniger Spaß miteinander haben.

Doch ist das etwas Unormales, etwas, was wir Baby-Boomer nicht seit 60 und mehr Jahren kennen? Haben wir auch nur einen Tag in unserem Leben erlebt, der frei von großen und existenzbedrohenden Krisen war? Wenn ich zurück blicke, so finde ich in meinen Kalendern keinen entsprechenden Eintrag. Kriege gab es immer, ich denke nur den in Vietnam, in Indochina, in und um Israel. Hunger gab es auch immer, genau wie jede Form von Mord und Totschlag. Es gab Bandenkriminalität. Es gab die beiden Blöcke – hier unter Führung der USA, da unter der der Sowjetunion. Man stand Tag für Tag im kalten Krieg vor dem Einsatz von Atomwaffen und damit der wirklichen und sofortigen Auslöschung des menschlichen Lebens.

Und sonst? Deutschland war geteilt, über meine Schule donnerten russische Jets im Tiefflug, wenn der Bundestag in Westberlin tagte. Wir im Osten waren alle scharf aus Westpakete und D-Mark. Im Westen mordeten weniger die Rechten, dafür die selbsternannten Linken, beleidigte man sich im Bundestag. Im Osten lernte man lügen und das zu essen, was Konsum, HO und die privaten Händler gerade anboten. Man beklagte sich über einen vergessenen Farbfilm, zeigte sich aber nicht erbost darüber, dass man den nicht in Italien oder auf der Krim zum Einsatz bringen konnte.

Nein, die Zeiten früher waren keinen Jota besser als die heute. Vielleicht waren sie hier und da anders, litt man mal anders als heute. Doch immer gab es massenhafte Krisen, an die man sich bis heute erinnert. Ich bin mir sicher,  dass die, die gerade geboren werden, in 30, 40 Jahren genau wie wir heute die krisenhaften Zeiten beklagen werden. Ich höre auch den Einwand, dass die ja schon glücklich sein sollten, wenn sie überhaupt noch etwas beklagen können.

Und das ist für mich das eigentliche Problem von uns Menschen. Wir können alle Krisen benennen, sie beklagen. Doch eines können wir bei aller Intelligenz, trotz aller KI und allem anderen sogenannten Fortschritt nicht – auch nur eine der Krisen eleminieren. Mir scheint es so, als ob wir zumindest als Menschheit die Krisen brauchen. Ob uns ohne einfach nur langweilig wäre? Ob es ohne Krisen keinen Fortschritt gäbe? Ob Krisen für unser Zusammenleben unabdingbar sind? Als einer, der sich am Alten Testament orientiert, müsste man ja sagen, schon Adam und Eva starteten mit einer Krise in ihr Leben außerhalb des Paradieses.

Ich starte jetzt krisenfrei in den Tag mit meinem Frühstück zusammen mit der Besten Frau der Welt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Ulrich, Berta, Elisabeth, Else

Foto: Pixabay

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