Ein Speedster auf besonderen Wunsch

... für den Designer und Sammler Luca Trazzi



Seit 70 Jahren gehören Speedster-Varianten zu Porsche, die mit verkürzter Frontscheibe und Heckabdeckung mehr Roadster als Cabrio sind. Seit der vierten 911er-Generation ab 1993 gab es abgesehen von zwei Einzelstücken, sowie deutlich später einem im Rahmen einer Werksrestaurierung umgebautem Exemplar aber keinen Speedster mehr im regulären Modellprogramm. Porsche Enthusiast, Speedster-Sammler und Designer Luca Trazzi ließ seinen Traum von einem 911 Speedster nun über das Sonderwunsch-Programm realisieren. Entstanden ist ein Unikat ganz nach den persönlichen Vorstellungen des Designers.


„Am Anfang sah ich mich um, konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht finden. Also beschloss ich, ihn mir selbst zu bauen“, diesen legendären Ausspruch von Ferry Porsche hat sich Luca Trazzi zu eigen gemacht. Auch der erfolgreiche Designer aus Mailand vermisste einen 911 Speedster der Generation 993 in seiner umfangreichen Speedster-Sammlung.



Luca Trazzi wandte sich an das Sonderwunsch-Team von Porsche. Zusammen mit den Experten realisierte er seinen Traumwagen. Mehr als drei Jahre dauerte es, bis auf Basis eines 911 Carrera Cabrios (Typ 993), Baujahr 1994, sein Einzelstück entstand, das auch technisch umfangreich modifiziert ist.

„Als kleiner Junge habe ich mich Hals über Kopf in den puristischen Porsche Speedster verliebt. Um mir meinen ersten Porsche, einen Speedster 1600 Super von 1955, leisten zu können, musste ich sehr hart arbeiten. Seitdem durfte ich meine Leidenschaft, oder besser gesagt, meine Speedster-Manie ausleben“, erzählt Luca Trazzi. „Mein Traum war es, meine Sammlung mit einem 911 Speedster des Typen 993 zu vervollständigen. Aus Leidenschaft habe ich darum ein solches Modell skizziert. Das Projekt sollte die Stilelemente aller bisherigen Speedster-Modelle vereinen.“

„In dieser Ausprägung und mit diesem enormen Änderungsumfang ist der 911 Speedster unser erstes Werksunikat für einen Endkunden“, sagt Alexander Fabig, Leiter Individualisierung und Classic bei Porsche. „Das Einzelstück zeigt, was im Rahmen unseres Sonderwunsch-Programms möglich ist – und zwar auf der Basis eines klassischen Porsche 911 von 1994.“ Das Projektteam hat sogar ein maßstabsgetreues Designmodell des Speedster gebaut.

Am Anfang stand ein Besuch im Unternehmensarchiv auf dem Programm, um tiefer in die Geschichte des Speedster einzusteigen und weitere Ideen zu entwickeln. Während des Projekts war Luca Trazzi mehrere Male bei Porsche und hat von seinem im Rahmen des Projekts ausgestellten Werksausweis Gebrauch gemacht. Dabei hat er unter anderem live miterlebt, wie sein Speedster in der werkseigenen Lackiererei ein Bad in der Tauchlackierung nahm. Diese Prozedur durchlaufen ansonsten nur Neufahrzeuge im regulären Produktionsprozess. Danach begann der komplette Lackaufbau von Hand. Der strahlend gelbe Fahrzeuglack ist nicht nur als Farbe individuell für den Kunden entwickelt, auch die Bezeichnung ist sehr individuell: Der Hund Otto aus dem persönlichen Umfeld des Kunden wurde zum Namensgeber. Bei einem Treffen nannte der Designer den Lack spontan nach diesem Vierbeiner – „Ottoyellow“ entstand.

Typische Speedster-Merkmale sind die Heckabdeckung und die nur von einem dünnen schwarzen Rahmen eingefasste Frontscheibe. Schwarze kegelförmige Außenspiegel im klassischen Design von Sportwagen aus den 1960er-Jahren sowie das Vier-Punkt-Tagfahrlicht moderner Porsche sind weitere Details. Die Karosserielinie der Heckabdeckung wurde von Luca Trazzi völlig neu gestaltet.



Die schwarzen Steinschlagschutz-Folien vor den Hinterrädern sind funktionelle Design-Elemente und markante Merkmale anderer Speedster Generationen. Sie korrespondieren mit den ebenfalls schwarzen Türgriffen sowie den Lufteinlässen im Bugspoiler. Die Sonderwunschabteilung hat den Bugspoiler, die Seitenschweller sowie die hinteren Kotflügel des 911 Turbo (Typ 993) montiert. Blinker, Heckleuchten und Leuchtenband sind optisch neu interpretiert worden.

Im Interieur dominiert schwarzes Leder mit gelben Ziernähten. Die Kopfstützen ziert ein eingestickter Speedster-Schriftzug. Das optische Highlight im Innenraum sind die Mittelbahnen der Sitze: Sie sind im „Checkered“-Design mit gelben und schwarzen Karos ausgeführt. Jedes Karo wurde von Hand zugeschnitten und vernäht. Dasselbe Muster tragen der vordere, mit Leder ausgekleidete Kofferraum, das Car Cover sowie eine zum Auto passende Touring Bag. Den Innenraum zieren außerdem Carbon-Elemente an Instrumententafel, Mittelkonsole und Handbrems- sowie Schalthebel. Auch die Sitzrückseiten sind aus Carbon. Die Einstiegsleisten aus Carbon sind erstmals in einem Porsche 911 des Typs 993 beleuchtet, natürlich in „Ottoyellow“, und tragen einen individuellen Schriftzug.

Liebe zum Detail beweisen auch die Schalter für die Fensterheber: Die Symbole wurden neu gestaltet und zeigen die typische Speedster-Seitenlinie. Eine vergoldete „One-off“-Plakette auf der Armaturentafel kennzeichnet das Einzelstück. Der Startbildschirm des Infotainmentsystem wurde für den Kunden ebenfalls individualisiert.

Motor, Fahrwerk, Lenkung und Bremsanlage stammen aus dem 911 Carrera RS (Typ 993). Der luftgekühlte Sechs-Zylinder-Boxer war seinerzeit der stärkste Motor von Porsche: Aus 3,8 Litern Hubraum schöpft er 300 PS (221 kW).

Vom 911 Carrera Speedster auf Basis der 993-Generation existierten bislang exakt zwei Exemplare. Das erste hat die Exclusive-Abteilung 1995 eigens für Ferdinand Alexander Porsche entwickelt. Es ist grün, besitzt 17-Zoll-Leichtmetallräder sowie ein Tiptronic-Getriebe und basiert auf der Carrera-Karosserie. Dieses Exemplar fand seinen Weg als Leihgabe der Familie zurück ins werkseigene Museum. Ein zweiter 911 Speedster (Typ 993) wurde 2001 für einen US-Kunden gebaut auf Basis eines der letzten 993 Cabrios von 1998. Der Sitcom-Star erhielt einen silbernen Speedster als turbobreites 4S-Modell mit 18-Zoll-Rädern. (aum)

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