„Germania – Beschützerin von Kunst und Wissenschaft“

Das restaurierte Wandfliesengemälde von 1893 wird jetzt der Öffentlichkeit präsentiert



Zwei Jahre nach der Rückkehr des monumentalen Fliesengemäldes „Germania – Beschützerin von Kunst und Wissenschaft“ präsentierte die KPM Berlin und die Stiftung KPM erstmals das restaurierte Kunstwerk anlässlich des Stiftungsfestes und dem 261. Geburtstag der KPM Berlin ausgewählten und prominenten Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien.

Ab Spätherbst 2024 wird das Gemälde auf dem Manufakturgelände am Tiergarten auch für die breite Öffentlichkeit im Rahmen von Führungen zugänglich sein.
 
DIE GESCHICHTE

Gefertigt wurde das Kunstwerk „Germania – Beschützerin der Wissenschaft und Kunst“ für die “World’s Columbian Exposition”, eine sechs Monate andauernde Weltausstellung, die 1893 in Chicago stattfand. Die Hauptattraktion des deutschen Pavillons fertigte die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin: Ein virtuos gemaltes Porzellanbild von - setzt man die 1057 Fliesen zusammen – rund 6 mal 5 Metern, das von opulenten Säulen und einem Baldachin gerahmt wurde. Die Allegorie der Germania als Schutzpatronin der Wissenschaft und Kunst wird abgebildet u.a. mit Johannes Gutenberg, Albrecht Dürer, Gottfried Wilhelm Leibniz, aber auch Johann Friedrich Böttger, dem Erfinder des europäischen Porzellans. Das Gemälde wurde seinerzeit von Alexander Kips gestaltet, dem damaligen künstlerischen Leiter der KPM Berlin, der für dieses Wandbild prämiert wurde. Das Wandgemälde ist ein beeindruckendes Zeugnis des Handwerks und des technischen Könnens der KPM Berlin im späten 19. Jahrhundert.

DIE WIEDERENTDECKUNG

Im Jahr 2017 führte die Spurensuche des Germanistik-Professors Reinhard Andress (Loyola University Chicago) zur Wiederentdeckung des lang verschollenen Fliesengemäldes. Auf dem verstaubten Dachboden eines Seniorenheims in einem Vorort von Chicago fand Andress nach intensiven Recherchen 23 Kisten, die seit Jahrzehnten unbeachtet geblieben waren. Der Inhalt: 1.057 Porzellanfliesen, die zusammen die „Germania – Beschützerin von Kunst und Wissenschaft“ bilden. „Als Wissenschaftler hat mich das Wandbild sehr fasziniert, zumal es mit so spannenden Aspekten verbunden war. Nach langen Überlegungen schien es für uns die beste Lösung, es der Stiftung Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin zu schenken. Dort ist es in ausgezeichneten Händen aufgehoben und kann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“ so Prof. Andress. „Wir sind überaus dankbar, diese großzügige Schenkung erhalten zu haben. Ein Meilenstein für die Stiftung Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin und ein Zeichen für die Deutsch-Amerikanische Freundschaft. Wir sind stolz, dass das einzigartige Wandgemälde nach 130 Jahren wieder seinen Weg nach Hause gefunden hat.“ so Jörg Woltmann, Inhaber der KPM und Stifter sowie Vorstandsvorsitzender der Stiftung Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin.

HISTORISCHE BEDEUTUNG UND HEUTIGE INTERPRETATION

Das Kunstwerk spiegelt nicht nur die künstlerischen und kulturellen Werte des Deutschen Kaiserreichs wider, sondern ist auch ein Dokument der deutsch-amerikanischen Geschichte. Dass sich Alexander Kips für eine Germania mit Ölzweig, statt (wie im Erstentwurf) für Kaiser Wilhelm I. als zentrale Figur entschieden hat, könnte ein bewusster Versuch gewesen sein, das Kaiserreich als friedliche und kultivierte Nation zu präsentieren. „Das Kaiserreich wollte im Kontext der Weltausstellung mit dem Objekt um internationale Wirtschaftsbeziehungen mit deutschen Unternehmen werben und war bemüht, sich als freundliche, kooperative Handelsmacht zu präsentieren“, so Jeannine Gröpke, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung KPM. Und weiter: „Die ‚Germania‘ ist ein Beispiel für das kulturelle Erbe, das wiederentdeckt, neu interpretiert und sicherlich auch kritisch hinterfragt werden darf.“

RESTAURIERUNG UND PATENSCHAFT

1893 zur Weltausstellung nach Chicago exportiert, kehrte die „Germania“ nach 130 Jahren zur KPM Berlin zurück, wo die Stiftung KPM dafür sorgte, dass das Kunstwerk als Kulturgut bewahrt und wieder instandgesetzt wurde. Mit der professionellen Unterstützung von Experten aus Kunst und Kultur, KPM-Mitarbeitern und –Manufakturisten und Restauratorin Anne Göbel, die alle daran beteiligt waren, das Wandgemälde mit den insgesamt 1057 Fliesen in voller Pracht erstrahlen zu lassen. Seine Erhaltung stellt allerdings auch eine finanzielle Herausforderung dar. Aus diesem Grund wurde ein Patenschaftsprogramm ins Leben gerufen, um die erforderlichen Mittel für Transport, Restaurierung und Ausstellungsraum zu decken. Für 500 Euro können Liebhaber und Kulturinteressierte die Patenschaft für eine Fliese übernehmen und erhalten dafür eine Urkunde. Es besteht außerdem die Möglichkeit, mehrere Patenschaften zu erwerben und auf einer Ehrentafel genannt zu werden.

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