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... in der Galerie im Alten Wiehrebahnhof



Clemens Wild beobachtet. Aufmerksam, feinfühlig, unverschnörkelt, offen und gesellschaftsanalytisch. Seine großformatigen Frauenporträts sind eine Ode an die Zwischenmenschlichkeit. Sie kommen malerisch, voller Farbenlust und Vielschichtigkeit in unseren Blick. „Ich habe ausprobiert, wie es aussieht, wenn Uschi plötzlich lebensgroß vor mir steht.“

Uschi? Wer ist das?

Ich bin die Olga. Ich arbeitete in dem Bistro. Das Bistro wurde geschlossen und jetzt helfe ich die Toiletten zu putzen. Ich heiße Elisabetta. Ich wäre gerne Tierärztin geworden. Ich heiße Tamara. Ich bin Diana. Ich heiße Anna Barbara. Sie können mich auch Papsy nennen. Ich arbeite bei der Müllabfuhr. Dies und vieles mehr dürfen wir von dem Schicksal der porträtierten Menschen erfahren. Nicht ausschließlich real. Eher, gute fiktive Geschichten. Clemens Wild schreibt sie aufs Werk, neben die Portraits. Als Teil der Komposition und zur Information. Das Auge springt von der Schrift zur Figur, zur Farbe, zum Detail hin und her.

Er entzieht sich dem voyeuristischen Schaustellen einiger zeitgenössischen Boulevardzeitungen durch Verantwortung im Umgang mit den persönlichen Aussagen der Portraitierten. Verantwortung ist hier ehrliches Interesse, ehrliche Anteilnahme. Fantastische Kunst.

„Ein wunderbares Ping Pong“ nennt Panos Kounadis das, was wir als künstlerischen Entstehensprozess beschreiben. „Ich setze mit einer Farbe einen kleinen Akzent und sofort geht die Diskussion (in mir, leise und laut zugleich, welche Farbe und Form noch gesetzt werden soll) weiter. Irgendwann denke ich, jetzt ist die Diskussion (die Farb- und Formdiskussion) an einem ruhigen Punkt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Alle halten die Klappe“. Bild ist fertig.

Panos erzählt, es gäbe noch viele andere Verführungen und Geschichten während dem Arbeiten.

Wir dürfen die Werke eines virtuosen Künstlers sehen, der mit uns allen sprechen möchte. Durch seine Werke und ganz konkret. Was ihn so interessant macht, ist sein Türen in andere Welten öffnen. Wie aus einer fernen Zeit muten die auf einer bloßen Fläche entstandenen dreidimensionalen Landschaften. Alle eingesetzten künstlerischen Mittel verstärken die Räumlichkeit. Gleichzeitig ist auch etwas anderes zu erleben. Zurückhaltung und Sparsamkeit in Farbe und Form.

Nun sind die Kunstwerke ‚auf Reise‘, ganz nach dem Geschmack von Panos Kounadis, den es ehrlich interessiert was Menschen an seinen Werken interessiert, oder eben auch nicht.

Die Ausstellung ist Guido Willmann (1958 -2024) gewidmet, tatkräftiger Unterstützer der teilhabenden Macht der Kunst.

Filmprogramm zur Ausstellung


HEART OF A DOG / USA 2015 / OmU / Regie: Laurie Anderson
So 03.11., 17:30

PORTRAIT EINER JUNGEN FRAU IN FLAMMEN / FRA 2019 /  OmU  / Regie: Céline Sciamma
Mi 13.11., 20:00 / Sa 16.11., 21:30

KUSAMA: INFINITY / USA 2018 / OmU / Regie: Heather Lenz
So 24.11., 17:30 / Mi 27.11., 21:30

Kommunales Kino Freiburg e.V.
Urachstr. 40
79102 Freiburg
Tel. 0761 – 459 800-13
rosaly.magg@koki-freiburg.de
www.koki-freiburg.de

Ausstellungsdauer

– So 24.11.2024
Öffnungszeiten: Di 18-0 Uhr, Mi 13-0 Uhr, Do-Fr jew. 16-0 Uhr, Sa 9-0 Uhr, So 12-0 Uhr

Bild:
Panos Kounadis

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