Was kann der neue Mini mit fünf Türen und ordentlichem Kofferraum? Erstaunlich flott und kultig sein, haben wir bei einer ersten Testfahrt mit dem vollelektrischen Aceman festgestellt. Und er ist nicht einmal besonders teuer.
Um so ein Auto auf die Räder zu stellen, war der Konzernmutter BMW kein Weg zu weit. Die bayerisch-britische Koproduktion gelang mit Hilfe der Chinesen. Der Aufwand hat sich gelohnt: Der Aceman hat das Zeug, viele Mini-Fans zu elektrifizieren.
Es ist wahrscheinlich einer der schwierigsten Jobs in der Autoindustrie: Wie übersetzt man ein 65 Jahre altes Fahrzeugkonzept in die Neuzeit. Als praktischer Kleinwagen gestartet, wurde der Mini zum Kultauto, Rallye-Sieger, Frauenschwarm. BMW, seit 30 Jahren Mini-Eigner, hat nicht immer ein glückliches Händchen dabei gezeigt, an die Erfolge der Vergangenheit anzuknüpfen. Die vierte unter der Ägide der Bayern entwickelte Mini-Palette soll nun den Weg in die Zukunft weisen. Er ist einen guten Meter länger als das Ur-Modell von 1959, hat keine runden, sondern fünfeckige Scheinwerfer, vier Türen und eine richtige Heckklappe. Trotzdem ist der Aceman auf den ersten Blick ein Mini, nicht unbedingt klein, aber praktisch. Das Designteam um Oliver Heilmer hat so gesehen alles richtig gemacht.
Der Aceman ist der etwas größere Bruder des dreitürigen Cooper und nur mit Elektroantrieb zu haben. Der Aceman kommt der Idee eines fahraktivem Kleinwagens wieder etwas näher als der Vorgänger, der noch Clubman hieß. Denn die ansatzlose Beschleunigung, das straffe Fahrwerk und die direkte Lenkung lassen sofort das typische Mini-Feeling aufkommen. Der niedrige Schwerpunkt – die Batterie liegt im Fahrzeugboden – macht sich positiv bemerkbar.
Auch der Preis stimmt: Ab 30.650 Euro ist für ein E-Auto mit ordentlich Platz auf allen fünf Plätzen und 300 Litern Kofferraum nicht zu viel. Schon beim Ur-Mini gab es eine Menge Fahrspaß fürs Geld. Mit seinen 4,10 Meter ist der Aceman der Mini für die Kleinfamilie.
Das Außendesign ist nicht übertrieben retro: Der Kühler ist nur angedeutet. Die breiten Kotflügel und 18 Zoll Räder wirken sportlich. Die Heckleuchten deuten den typischen Union Jack nur noch an, die Windschutzscheibe ist eher flach. Das Dach jedoch ist wieder markentypisch abgesetzt vom Rest der Karosse.
Man sitzt etwas höher als im Cooper, hat ein hübsches Lenkrad in der Hand, dessen untere Speiche aus einem Stoffband besteht. Ein weiteres Stoffband findet sich über dem Lenkrad und ist genauso sinnfrei wie die Lichtmuster, die auf das stoffbezogene Armaturenbrett projiziert werden. Schön anzusehen sind hingegen die Sitze, wahlweise mit Stoff oder Kunstleder bezogen. Oder, wie man heute sagt, mit veganem Leder.
Umso mehr Funktionen sind auf dem Oled-Bildschirm konzentriert. Er hat die Größe einer Langspielplatte. Ein schönes Detail, erinnert er doch an den Tacho in der Mitte des Ur-Mini. Es gibt auch eine Retro-Darstellung, dann sieht er aus wie ein alter Tachometer. Wichtige Fahrdaten werden zusätzlich auf einer kleinen Scheibe vor dem Fahrer angezeigt. Man muss also nicht ständige den Kopf wenden, um zu sehen, wie schnell man fährt. Denn der Aceman kann auch schnell: Schon mit der Basismotorisierung von 135 kW (184 PS) geht es flott voran. Im SE sind es 160 kW (218 PS). Als Spitzenmodell John Cooper Works bringt es der Aceman dann auf 190 kW (258 PS) und reißt die Tempo-100-Marke nach 6,4 Sekunden. Ganz gut für ein 1700 Kilogramm schweres Auto. Der John Cooper Works erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h, das schwächer Modell E wird hingegen bei Tempo 160 eingebremst.
Verbrauch und Ladeleistung des Mini Aceman sind nicht überragend, aber ordentlich: In rund einer halben Stunde ist die Batterie des Aceman von zehn auf 80 Prozent geladen. Zwei Batteriegrößen gibt es (38,5 und 49,2 kWh), was Reichweiten zwischen 300 und 400 Kilometern verspricht. Wer nicht die Rallye Monte Carlo gewinnen will, wie der erste Mini Cooper 1964, der schafft es weit unter einem Verbrauch von 20 kWh pro 100 Kilometer zu bleiben. 250 bis 350 Kilometer reale Reichweite sind also kein Problem.
So gesehen ist der Aceman ein flottes Elektroauto, praktisch und mit kultigen Details versehen. Und das zu einem Preis ab 30.650 Euro für die Einstiegsvariante Aceman E und 43.150 Euro für den sportlichen John Cooper Works. Dass es BMW geschafft hat, ein solches Auto zu diesem Preis auf die Räder zu stellen, liegt an Herkunft des Mini: Wie der dreitürige Bruder wurde auch der Aceman mit Unterstützung des chinesischen Herstellers Great Wall Motors entwickelt und wird in China gebaut. Auch damit wandelt des Aceman auf den Spuren seines Urahnen: Der wurde nicht nur in England, sondern unter anderem auch in Australien gefertigt. (aum)
Fotos: BMW über Autoren-Union Mobilität
Der Mini Aceman SE
... der Mini für die Kleinfamilie
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