Leichtkraftfahrzeug werden oft belächelt und vielfach im doppelten Sinne nicht für voll genommen. Dabei haben Microcars wie der Opel Rocks Electric oder die Modelle von Aixam gerade vor dem Hintergrund der propagierten Mobilitätswende durchaus ihre Berechtigung.
Das gilt auch für die elektrischen Kleintransporter von Ari Motors, die Mitgründer Thomas Kuwatsch in erster Linie gar nicht als Fahrzeug, sondern als Werkzeug verstanden wissen will. So wie das dreirädrige Lastenmoped 345 und den Minitransporter 458 (Foto oben).
Beheimatet ist Ari in Borna im Landkreis Leipzig. Dort sind inzwischen neun Baureihen vorrätig – vom Zweirad über Microcar und Geräteträger bis zum neuen 4,25-Tonner. Kerngeschäft bleiben die kleinen E-Nutzfahrzeuge. Bestellt werden sie als Auftragsfertigung nach eigenen Anforderungen bei etablierten Herstellern in China. Sie erhalten in Borna dann den letzten Schliff – und vor allem eine große Auswahl an Aufbauten.
Beim Ari 458, der von Jia Yuan geliefert wird, sind es beispielsweise insgesamt 26 verschiedene Ausführungen. Das reicht von der Pritsche über Kipper und Koffer bis hin zum Food Truck. In Oberstdorf wird das Fahrzeug zum Beispiel für den Winterdienst auf dem Campingplatz genutzt. Ähnlich flexibel zeigt sich der Anbieter bei der Batterieauswahl. Für den 458 gibt es je nach gewünschter Reichweite drei Optionen für bis zu 200 Kilometer.
Wir waren mit einem etwas älteren und schon über 14.000 Kilometer im Einsatz befindlichen Fahrzeug unterwegs. Bei überwiegend unter Motorvolllast zurückgelegten fast 80 Landstraßenkilometern schaltete der 458 in den Notbetrieb des ohnehin wählbaren Eco-Modus, der das Tempo auf 45 km/h begrenzt. Die Akkukapazität sollte also in der Regel für den Arbeitstag reichen, wird doch niemand allen Ernstes den kleinen Zweisitzer als täglichen Überlandtransporter einsetzen wollen, sondern vor allem als innerstädtisches Nutzfahrzeug mit geringem Wendekreis, das auch schon einmal durch extrem schmale Gassen fahren oder auf dem Bürgersteig halt machen kann.
Nach sechs Stunden an der Haushaltssteckdose war der Akku wieder voll. Was dem Ari 458 allerdings fehlt, ist die Rekuperation. Für die inzwischen aktuellere Version der Basisbatterie verspricht der Hersteller einen Aktionsradius von bis zu 120 Kilometern.
Zwar lassen sich die beiden Sitze in der Fahrerkabine nicht verstellen und verdecken seltsamerweise auch einen Cupholder, aber der Nutzer des Ari 458 muss weder auf ein Panoramadach noch auf ein Infotainmentsystem samt SD-Karten-Navigation und Rückfahrkamera verzichten. Auch elektrisch zu verstellende Außenspiegel und zu bedienende Fensterheber sind an Bord, die eine Öffnung in der Seitenscheibe freigeben. Die Handbremse ist als Stock unter dem Armaturenbrett ausgeführt und wird nach großväterlicher Sitte gelöst und angezogen. Auch die Blinker werden bitte von Hand wieder zurückgestellt.
Der kleine E-Transporter mit über einer halben Tone Nutzlast hat eine Dauerleistung von 7,5 kW (10 PS). Der Motor schiebt den Ari bis etwa 30 km/h mit Vehemenz vorwärts und bis Tempo 50 geht es auch flott weiter. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 78 km/h angegeben. Der Tacho reicht bis 80 und die Nadel wandert auch problemlos dort hin. Zur Not reicht es also auch für eine kurze Autobahnetappe zwischen zwei, drei Abfahrten.
Die Nettopreise beginnen bei 14.790 Euro für die Pritsche, der kleinste Kofferaufbau kostet 400 Euro mehr. Unterhalb des 458 rangiert bei Ari das 45 km/h schnelle Lastenmoped 345, eine Art türlose Vespa Ape. Das Original kommt vom chinesischen Hersteller Ainag und wird in Borna mit insgesamt zehn verschiedenen Aufbauoptionen von der Pritsche bis zum rollenden Verkaufsstand in verschiedenen Größen angeboten. Per einfachem Kippschalter werden Leerlauf, Vorwärts- und Rückwärtsfahrt eingelegt. Es gibt eine Scheibenwaschanlage und eine außen liegende Handbremse sowie eine zusätzliche Feststellbremse am Lenker.
Die blattgefederte Achse mit mittig sitzendem 3-kW-Elektromotor (4,1 PS) schlägt im wahrsten Sinne des Wortes in unbeladenem Zustand auf den Komfort durch, zumal das Rückenpolster an der Kabinenrückwand recht dünn ist. Doch auch hier gilt: Das Dreirad ist für den Kurzstreckenverkehr in der Stadt, zwischen zwei Dörfern oder auf dem Werksgelände gedacht. Immerhin kann das Lastenmoped bis zu 325 Kilogramm stemmen.
Die versprochene Reichweite von 55 Kilometern sind kein Hexenwerk und zu schaffen. Auf Wunsch gibt es auch eine Batterie für bis zu 100 Kilometer. Leider ist die Batterieanzeige mit ihren fünf Balken etwas hypernervös, so dass sie bereits nach 30 Kilometern beim Beschleunigen auf Orange und Rot umsprang und zu flackern anfing, um sich dann rasch wieder zu beruhigen.
Wegen des Daches entfällt beim Ari 345 die Helmpflicht. Ein Sicherheitsgurt trägt ebenfalls dazu bei. Das Fahrverhalten ist recht gutmütig, allenfalls bei scharfen Ausweichmanövern lupft das Dreirad mal leicht ein Hinterrad. Die Bremsen packen kräftig zu und bringen das Fahrzeug hinten auch schon mal an den Blockierbereich. Gleichwohl bleibt das Ari beim Verzögern absolut spurstabil.
Der kleine Lastenesel kommt mit Rückfahrkamera sowie bluetoothfähigem Radio mit USB-Anschluss und zwei Lautsprechern daher. Es gibt zwei offene Ablagefächer und ein kleines Staufach unter der Sitzbank sowie eine Außentemperaturanzeige. Warum dann allerdings eine Uhr fehlt, verwundert ein wenig, spielt die Zeit im Arbeitsalltag doch eine nicht unwesentliche Rolle. Doch so etwas lässt sich bei Bedarf aus dem Zubehörhandel nachrüsten. Trotz Dach und Scheibe wird es bei einstelligen Temperaturen wegen der schmale Bauweise spürbar frisch hinter dem Lenker. Als Option gibt es aber nicht nur eine Plexiglasverbreiterung als Regenschutz, sondern auch eine geschlossene Kabine.
Zu haben ist das Ari 345 zu Nettopreisen ab 6995 Euro. (aum)
Fotos: Ari Motors via Autoren-Union Mobilität
Der Ari 458 und der 345
... klein und fein
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