Steigende Lebenshaltungskosten

Deutsche blicken pessimistisch in die Zukunft



Er ist das ökonomische Stimmungsbarometer in 32 Ländern der Welt: der Cost of Living Monitor von Ipsos, der die Einschätzungen der Menschen inmitten einer sich verändernden Wirtschaftslandschaft einfängt.

Nun liegen die Ergebnisse der 7. Auflage der Studie und damit auch die Daten zur Stimmungslage in Deutschland vor. Sowohl in Deutschland als auch weltweit zeigt sich: Obwohl die Inflation in vielen Ländern nachweislich gesunken ist, ist diese Erkenntnis in der Wahrnehmung der Menschen noch nicht angekommen.
 
Die Inflation sinkt, die Stimmung steigt – nicht

Statt optimistischer in die Zukunft zu blicken, was die Lebenshaltungskosten und die wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2025 angeht, scheint sich ein grundsätzlicher Pessimismus in den Köpfen festgesetzt zu haben. 64 Prozent der Deutschen gehen davon aus, dass die Inflation – und damit die Preise – in den kommenden zwölf Monaten weiter steigen werden, das sind 11 Prozentpunkte mehr als im April 2024. Ähnlich, wenn auch etwas weniger drastisch, sieht es im weltweiten Durchschnitt aus: 65 Prozent der Befragten aus 32 Ländern erwarten für 2025 höhere Preise, ein Plus von 7 Prozentpunkten.

Etwas optimistischer fällt der Blick über das nächste Jahr hinaus aus. Immerhin 40 Prozent der Deutschen gehen davon aus, dass sich die Inflation nach 2025 wieder normalisiert haben wird; allerdings glaubt auch jeder Vierte (27%), dass dies in Deutschland nie wieder der Fall sein wird.
 
Falsche Politik und Krieg als Hauptursachen für Preissteigerungen


Preissteigerungen erwarten die Deutschen in den kommenden sechs Monaten vor allem bei Lebensmitteln (74%) sowie bei Energie (66%) und Benzin (60%). Für diese Entwicklung machen 64 Prozent der Bundesbürger die Politik der Bundesregierung verantwortlich. Etwa ebenso viele (64%) sehen den Krieg in der Ukraine als Ursache, allerdings mit abnehmender Tendenz. Dass die Lage der Weltwirtschaft die Preise in die Höhe treibt, glauben 61 Prozent der Bundesbürger. 55 Prozent der Befragten sehen in der Zuwanderung einen Preistreiber – mit steigender Tendenz.
 
Deutschland finanziell gespalten, wenig Optimismus für 2025
 

Mehr als jeder dritte Deutsche (36%) fühlt sich heute schlechter gestellt als vor der Corona-Pandemie – das entspricht in etwa dem weltweiten Durchschnitt (37%). Diese Einschätzung spiegelt den anhaltenden finanziellen Druck wider und ist in den anderen europäischen G7-Ländern Frankreich, Großbritannien und Italien sogar noch stärker ausgeprägt. Am negativsten schätzen die Türken (58%) und die Italiener (51%) ihre Situation im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit ein.

Dennoch sieht sich die Hälfte der Bundesbürger finanziell gut aufgestellt: 49 Prozent der Befragten haben nach eigenen Angaben einen komfortablen Lebensstandard oder ein gutes Auskommen. Etwa ebenso viele (49%) empfinden ihre finanzielle Situation jedoch als schwierig oder kommen „gerade so“ über die Runden.

Ebenfalls knapp die Hälfte der Deutschen (48%) geht davon aus, dass ihr Lebensstandard im kommenden Jahr auf dem jetzigen Niveau bleiben wird; jeder Vierte (27%) rechnet jedoch mit einer Verschlechterung. Und während 23 Prozent der Bundesbürger glauben, dass ihr verfügbares Einkommen im Jahr 2025 steigen wird, geht ein Drittel der Bevölkerung (34%) vom Gegenteil aus.
 
Lieber weniger Steuern als höhere Staatsausgaben

Eine Mehrheit der Deutschen (57%) erwartet, dass die Steuern im kommenden Jahr steigen werden. Grundsätzlich ist der Wunsch nach Steuersenkungen zu Lasten der Staatsausgaben weltweit stark verbreitet. In Deutschland plädieren 37 Prozent der Befragten für Steuersenkungen – auch wenn dies zu Einschnitten bei öffentlichen Leistungen, zum Beispiel im Bildungs- und Gesundheitswesen, führen würde.

Im Vergleich zu einigen anderen europäischen Ländern scheint in Deutschland der individuelle Nutzen häufig Vorrang vor dem Gemeinwohl zu haben: Nur jeder fünfte Deutsche (19%) wäre bereit, für öffentliche Investitionen höhere Steuern zu zahlen. In anderen europäischen Ländern wie Schweden (40%), Irland (36%), Großbritannien (35%) oder Spanien (32%) findet diese Idee deutlich mehr Zustimmung.

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