In der Ausstellung Unwritten – Vom Erwachsenwerden treffen im Museum Gunzenhauser Werke von Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des Hauses auf Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen.
In den vielfältigen Positionen von Paula Modersohn-Becker, Gabriele Münter, Donna Volta Newmen, Theresa Rothe, Josefine Schulz, Johanna Seidel und Theresa Tuffner wird die Jugend als aufregende, intensive, aber auch herausfordernde Lebensphase sichtbar, die entscheidend unsere Identität, unsere Erinnerungen und unsere Zukunftsvorstellungen prägt.
Wie denken wir über die Jugend? Welche Träume, Wünsche, Illusionen – aber auch Turbulenzen und Schwierigkeiten – sind mit dieser Lebensphase und dem Übergang ins Erwachsenwerden verbunden? Diese Fragen stehen im Zentrum des Ausstellungsprojekts, in dem Zartheit und Wärme, wie auch Verletzlichkeit thematisiert werden. Die Kunstwerke fangen dabei eine gewisse Melancholie ein, werden jedoch auch von Humor und Stärke bestimmt.
Mehr als 100 Jahre liegen zwischen den Werken von Paula Modersohn-Becker als auch Gabriele Münter und den zeitgenössischen Künstlerinnen, und doch finden sich in ihnen Bildelemente und Themen, die Gemeinsamkeiten und eine große Vielfalt des Erwachsenwerdens zeigen. Erinnerungen an Kindheit und Jugend spielen dabei ebenso eine Rolle wie Fragen an die Zukunft, das Älterwerden und die damit einhergehenden Beziehungen zu Mitmenschen. In den Arbeiten spiegeln sich generationenübergreifende Erfahrungen wider, die in Skulpturen, Rauminstallationen, Druckgrafiken, Gemälden und Zeichnungen ihren Ausdruck finden. Dabei treten Themen wie Liebe, Freundschaft, Vorbilder, Empathie und Selbstermächtigung ebenso hervor wie Trauer und innere Zerrissenheit, wodurch ein facettenreiches Bild des Lebens und des Erwachsenwerdens entsteht.
Von Gabriele Münter sind unter anderem Farb- und Linolschnitte zu sehen, die während einer zeitweiligen Trennung von Wassily Kandinsky zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden und Porträts starker Frauen aus ihrem damaligen Pariser Umfeld zeigen. Donna Volta Newmen setzt ebenfalls ihre Vorbildfunktion in Bildnisse um, verwendet hier aber vor allem Frauen aus der Mythologie und der Kunstgeschichte. Johanna Seidel hingegen thematisiert eigene Träume und Geschichten aus ihrer Jugend und schafft so geheimnisvolle Bilder, in denen sich Realität und Fiktion vermischen. Freundschaft und Liebe sind dagegen zentrale Themen bei Josefine Schulz, die enge Beziehungen und Bindungen zwischen Menschen in poppige Szenarien umsetzt, aber auch ihre große Zuneigung zu Hunden zeigt, die sie sich seit ihrer Kindheit immer gewünscht hat.
Auch bei Paula Modersohn-Becker spielen Tiere immer wieder eine zentrale Rolle in ihren frühen Skizzen und Zeichnungen, in denen sich eine große Empathie für ihre Umgebung und die Menschen, die sie umgeben, widerspiegelt. Theresa Rothe hingegen verarbeitet ihre vielfältigen Alltagseindrücke, aber auch Gefühle aus ihrer Jugendzeit in großen plastischen Gebilden, und Theresa Tuffner thematisiert diffuse Emotionen in raumgreifenden Installationen, die aus neuen und gefundenen Materialien eigene und neue Welten entstehen lassen. In all diesen Arbeiten schwingt eine jugendliche Leichtigkeit mit, aber auch die Frage – wann ist man eigentlich erwachsen?
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Bild: Gabriele Münter, Tünnes und Gesellschaft (Spielzeug Nr. 2), 1908, Farblinolschnitt auf Japanpapier, 13,9 x 22,1 cm,
Foto: Archiv Museum Gunzenhauser © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
UNWRITTEN – VOM ERWACHSENWERDEN
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