„Leichtbau Maier“ aus dem Jahr 1935

Der Die GTÜ bringt einen revolutionären Prototyp mit zur Retro Classics 2025



Ein ebenso seltenes wie revolutionäres Automobil bringt Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) zur Retro Classics 2025 in Stuttgart (27.2.–2.3.) mit: Das Einzelstück „Leichtbau Maier“ aus dem Jahr 1935 wird am Stand der Prüforganisation in Halle 1 zu sehen sein.

Diese aerodynamisch optimierte Heckmotorlimousine mit Ganzstahlkarosserie hatte vor 90 Jahren möglicherweise das Potenzial, der Automobilkonstruktion einen großen technischen Sprung zu ermöglichen. Doch der Anfang 1935 vom Flugkonstrukteur Friedrich Eugen Maier in Berlin fertiggestellte Prototyp entstand zur falschen Zeit: Die Verhandlungen zwischen NS-Regierung und Ferdinand Porsche zur Entwicklung des späteren Volkswagens liefen, als Maier den funktionstüchtigen Technologieträger präsentierte. Er wurde trotz wegweisender Technik nicht in Serie gebaut. Dazu trugen vermutlich auch Unstimmigkeiten mit dem Nazi-Regime bei. Deswegen und wegen einer Reihe von technischen und stilistischen Ähnlichkeiten zwischen den Automobilen wurde der Prototyp in Fachmedien als „Der Käfer, den Hitler nicht wollte“ bezeichnet.

Der „Leichtbau Maier“ trägt keine Typbezeichnung, sondern nur den Namen des Unternehmens seines 1898 geborenen Erfinders. Er war 1935 die Krönung von Maiers bisherigem Schaffen, in die zahlreiche Erfindungen und Patententwicklungen einflossen. Ein Meilenstein war die selbsttragende Ganzstahlkarosserie ohne separaten Rahmen – leichter und stabiler als herkömmliche Konstruktionen. Tatsächlich wiegt der Prototyp nur knapp 700 Kilogramm, obwohl er Platz für bis zu sechs Passagiere bietet.

Die Stromlinienform setzte Maier besonders konsequent um, beispielsweise mit weitgehend in die Karosserie integrierten hinteren Kotflügeln, bündigen Fenstern und einem flachen Wagenboden. Dazu kam zukunftsweisende Fahrwerks-, Federungs- und Lenkungstechnik. Viele Ideen und Entwicklungen von Friedrich Eugen Maier sind nach dem Zweiten Weltkrieg in der Serienentwicklung anderer Automobile verwirklicht worden. Der weitsichtige Berliner Konstrukteur blieb jedoch lange ungewürdigt. Er kämpfte nach Ende des Zweiten Weltkriegs vergeblich um seine Anerkennung.

Maier starb 1976 „einsam und verarmt“, wie es in einem Magazinbericht heißt. Zum Glück blieb sein Prototyp erhalten. Der heutige Besitzer hat die Geschichte des Einzelstücks mit großem Aufwand recherchiert. Ein historischer Zufall: Es ist seit vielen Jahren in einem zur GTÜ passenden Rot lackiert. Damit fügt es sich perfekt ein in den Messeauftritt der Prüforganisation auf der Retro Classics.

Die in Stuttgart ansässige Prüf- und Sachverständigenorganisation bietet schon lange besondere Serviceleistung für Oldtimer- und Youngtimerbesitzer, darunter auch Wertgutachten und die individuelle Fahrzeugabnahme. Eine Grundlage für die Arbeit bildet auch das Archiv mit über 38.000 Einzelnachweisen zu Fahrzeugen von rund 4000 Marken. (aum)

Foto: GTÜ via Autoren-Union Mobilität

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