Den Blick schärfen, zum Staunen anregen, Begeisterung wecken… Seit jeher verzaubert die indische Malerei das Publikum und überwältigt mit seiner Meisterschaft und seinem Variantenreichtum. Mit über 2600 Werken beherbergt das Museum Rietberg eine der bedeutendsten Sammlungen indischer Malerei in Europa. In unzähligen Ausstellungen und Publikationen widmet es sich seiner Erforschung und stellt sie der Öffentlichkeit vor.
Bereits 1994 wurden die Räumlichkeiten der Park-Villa Rieter eigens für die indische Malerei eingerichtet. Die Ausstellung «Mit Liebe zum Detail» lädt nun dazu ein 60 der bedeutendsten Schätze aus der museumseigenen Sammlung in der intimen Atmosphäre der Park-Villa Rieter zu entdecken. Sie versammelt Höhepunkte aus den vergangenen dreissig Jahren und stellt Meilensteine der kuratorischen und wissenschaftlichen Arbeit vor. Mit ihrer Liebe zum Erzählen und dem genauen Hinschauen wird uns indische Malerei auch in Zukunft einen unerschöpflichen Fundus für Forschung und Betrachtung liefern. Daher ist die Ausstellung nicht nur als ein genussvolles Résumé konzipiert, sondern auch als Ausblick in die Zukunft, welche zeitgenössischen Fragen das Museum Rietberg beschäftigen werden.
Variantenreichtum der indischen Malerei
Der erste Teil der Ausstellung widmet sich der Frage, wie in der Vergangenheit indische Malerei erforscht und klassifiziert wurde. Als Ausgangspunkt diente lange Zeit die Unterscheidung von zwei bedeutenden Richtungen: die Mogulmalerei, die als naturalistischer wahrgenommen wurde. Und die Rajput-Malerei, die als eher stilisiert, visionär und auf religiöse Themen bezogen galt. Ausgehend von dieser Aufteilung wurden die Werke weiter nach zeitlichen und regionalen Kriterien unterschieden. In den vergangenen Jahren konnten überdies zahlreiche neue Einsichten zu den Kunstschaffenden selbst, zu Werkstätten und zum künstlerischen Austausch gewonnen werden. Dies eröffnet uns wichtige Einblicke in künstlerische Strömungen und Einflüsse über regionale Grenzen hinaus. Auch konnten dank intensiver Forschung einzelne Künstler namentlich identifiziert werden.
Rezeptionsgeschichte
Der zweite Teil thematisiert, wie die Werke zu früheren Zeiten konzipiert und betrachtet wurden. Eine Vielzahl der indischen Bilder entstammt Alben oder Serien, die sorgfältig komponiert und zusammengestellt wurden. Die Vorgaben stellten hohe ästhetische und organisatorische Anforderungen an die Künstler und beeinflussten das Verständnis und den Umgang mit den Werken. Im Laufe der Zeit wurden viele Serien und Alben aufgeteilt, sei es bei einer Erbschaft, politischen Veränderungen oder durch den Kunsthandel. Die Werke wurden aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen, was ihre Rezeption stark veränderte. Heute sehen wir die indischen Malereien oft als Einzelblätter und nicht als Teile eines Gesamtkunstwerkes. Das Museum Rietberg möchte daher die Arbeiten wieder in ihrem künstlerischen Gesamtzusammenhang beleuchten und kontextualisieren.
Brücke in die Zukunft
Schliesslich eröffnet die Ausstellung «Mit Liebe zum Detail» einen Blick in die Zukunft. Sie zeigt, welche Themen und Forschungsfragen das Museum weiterhin beschäftigen und neu hinzukommen. Sowohl in Indien als auch in Pakistan gibt es bis heute eine äusserst lebendige Kunstszene, welche die Malerei weiterhin pflegt. Sie zeichnet sich durch zahlreiche Bezüge zur Vergangenheit und Tradition aus und verbindet sie mit zeitgenössischen Perspektiven.
Um die Erforschung der Sammlungen und die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Kunstschaffenden aus Indien und Pakistan zu fördern, hat das Museum Rietberg vor einigen Jahren ein eigenes Residenzprogramm initiiert, das «GBF Foundation for Cooperative Research on South Asian Art and Artists». So schlägt die Ausstellung auch eine Brücke zu aktuellen Fragen, die innerhalb des Residenz-Programms erforscht werden, indem sie die Werke zeigt, die im Fokus neuer Fragestellungen stehen.
Museum Rietberg
Kunst der Welt
in Zürich
Gablerstrasse 15
CH-8002 Zürich
www.rietberg.ch
Bild: Meister der ersten Generation nach Manaku und Nainsukh von Guler, Gambhira Raga, Folio aus der «Zweiten Guler Ragamala Serie», Pahari-Gebiet, um 1790, Pigmentmalerei auf Papier © Museum Rietberg
MIT LIEBE ZUM DETAIL. INDISCHE MALEREI AUS DER SAMMLUNG DES MUSEUMS RIETBERG
Das Museum Rietberg Kunst der Welt Zürich erwartet Sie
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