Wer heute als Indianer zu einer Veranstaltung in der fünften Jahreszeit geht, ist noch viel schlimmer als jeder AfD-Wähler. Wer das tut wird nicht nur der kulturellen Aneignung beschuldigt, der muss sogar damit rechnen, nicht eingelassen zu werden.
Das gerade beim Karneval, der ja selber alles andere als frei von kultureller Aneignung ist. Am liebsten möchte man – so mein Eindruck – den heimischen Frohsinn überall hin exportieren. Das gelingt nur bedingt. Warum nun gerade das religionsferne Cottbus zu so etwas wie eine närrische Hochburg gepusht wird, verstehe ich nicht. Wenn überhaupt, dann feierte man früher Fasching. Der hatte aber mit dem rheinischen Karneval oder der alemannischen Fastnacht so viel zu tun, wie ein Fischbrötchen mit einer Leberkäs-Semmel. Es gab keine Reden, keine für dieses Fest geschriebene Musik. Dafür verkleidete man sich sehr häufig eher so freizügig, wie man es aus Brasilien kennt, nur dass man viel weniger Stoff hatte. Alle Veranstaltungen fanden zudem im Saal statt.
Doch die kulturelle Aneignung ist ja nichts Neues. So gibt es in China Oktoberfeste und nicht nur in London Weihnachtsmärkte, die an den in Nürnberg erinnern sollen. Und was anderes als kulturelle Aneignung ist es, wenn in einem Fußballstadion Biathlon-Wettbewerbe stattfinden. Fehlt nur, dass Schalke auf einer Sprungschanze spielt.
Eigentlich ist mir all diese sogenannte kulturelle Aneignung völlig egal. Eigentlich, wenn man aber bei der Kostümauswahl zum Maskenball nicht nur darüber nachdenken muss, ob ich mich darin wohl fühle, sonder auch darüber, ob das Kostüm politisch korrekt ist, dann verhagelt es mir den Spaß am Verkleiden.
Ob es zu meinem Frühstück mit der Besten Frau der Welt ein verkleidetes Brötchen gibt – vielleicht als Bernd das Brot?
Ich wünsche Ihnen dennoch ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Kunigunde, Camilla, Leif, Friedrich
Bild: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Kulturelle Aneignung
… nicht nur beim Karneval
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