Fahrradleasing ist angesagt. Arbeiternehmer:innen können im Vergleich zum Direktkauf Kosten sparen, Arbeitgeber umweltfreundliche Transportmittel anbieten und beide Seiten können steuerliche Anreize nutzen.
Nach Jahren ungebrochenen Wachstums zeigte der Markt im letzten Jahr eine erste Delle, bietet aber noch viel Potenzial gerade bei kleineren und mittleren Betrieben, wie der pressedienst-fahrrad zeigt.
Fahrradleasing ist ein Thema, von dem alle Arbeitnehmer:innen profitieren können. Das stellt Thomas Paatz von Europas größtem Fahrrad- und Mountainbikeportal MTB-News.de fest: „Eine spezielle Zielgruppe für Fahrradleasing gibt es nicht.“ Der Vorteil: Es können alle Arten von Fahrrädern geleast werden, sogar Rennräder und Mountainbikes – mit oder ohne Motor. „Die Ersparnisse von bis zu 40 Prozent machen den Erwerb eines hochwertigen Rades interessant. Hinzu kommt die Option, eine Versicherung gegen Diebstahl mit abschließen zu können. Da greift man gerne einmal zum hochwertigeren Rad, das eine bessere Qualität hat und mehr Fahrspaß ermöglicht“, weiß Paatz.
Der Einstiegspreis der Räder für „Erst-Leaser:innen“ liegt zwischen 3.000 und 4.000 Euro. Rund 80 Prozent der geleasten Räder haben mittlerweile einen Motor, schätzt Sören Hirsch, Bereichsleiter Bike beim Leasinganbieter Linexo. Die Marke gehört zur Wertgarantie Group, einem Unternehmen aus dem Bereich der Sachversicherungen, das seit 25 Jahren spezielle Fahrradversicherungen anbietet und im Juli 2024 mit einem eigenen Leasingangebot einstieg – just zu einer Zeit, wo die Wachstumskurve des Fahrradleasings die erste Delle bekam.
Die zumindest im Vergleich zu den Vorjahren schwächelnde Nachfrage nach Fahrrädern und E‑Bikes ging 2024 auch nicht am Leasingmarkt spurlos vorbei. Da in den Jahren zuvor, besonders während der Corona-Phase, die Nachfrage groß und der Markt sehr attraktiv war, kamen auch stetig neue Anbieter dazu, die von den steigenden Verkaufszahlen profitieren wollten. Jetzt ändert sich die Situation und ein Werben um Arbeitgeber, die den Leasingpartner für ihr Unternehmen aussuchen, beginnt. Auf der anderen Seite steht der Fachhandel, der aktuell froh über jedes verkaufte Fahrrad ist und deshalb auch möglichst viele Leasinganbieter in seinem Angebot haben möchte.
Durch die sinkende Nachfrage entsteht nun allerdings ein Preisdruck der Anbieter, der höhere Zahlungen für die Händler zur Folge hat. Für Hirsch ist das allerdings ein temporäres Phänomen: „Der Markt wird sich konsolidieren, weil es zu viele Anbieter gibt. Der Fachhandel kann nicht alle aufnehmen, sondern wird sich in Zukunft die aussuchen, mit denen er am besten zusammenarbeitet. Wenn der Fahrradverkauf wieder anzieht, wird auch Leasing wieder anziehen und dann werden die Händler darauf achten, wo es eine gute Partnerschaft mit dem Leasinganbieter gibt.“ Bei Linexo werden von den Händlern keine Gebühren gefordert. Solche sogenannten Rabattzahlungen von bis zu sechs Prozent sind marktüblich und schmälern die Marge des Handels. Der Händler erhält sogar zusätzliche Unterstützung durch Provisionszahlungen, wenn er einen neuen Arbeitgeber als Kunden wirbt und für jedes im Anschluss geleaste Bike. Durch diese Option sollen regionale Partnerschaften aus lokalem Fahrradhandel und Gewerbe gefördert werden.
In regionalen Betrieben mit bis 100 Mitarbeiter:innen sieht Hirsch nämlich noch ein großes Potenzial. Die Leasinganbieter hätten sich in den letzten Jahren zum Großteil auf die großen Unternehmen bis zum DAX-Konzern spezialisiert, um möglichst schnell in einem Unternehmen viele Leute aufs Rad zu bekommen und um werbewirksame Partner zu haben. Die kleineren Betriebe standen weniger im Fokus, obwohl über die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland in einem kleinen bis mittleren Betrieb arbeitet. Viele der kleinen Betriebe bieten noch kein Fahrradleasing an oder wissen noch gar nichts von der Option.
Für Hirsch der entscheidende Hebel, neue Zielgruppen zu erschließen: „Man spricht davon, dass rund zehn Prozent der Belegschaft Fahrradleasing nutzt, wenn es der Arbeitgeber anbietet. Ich gehe davon aus, dass in kleineren Betrieben der Anteil höher liegen wird und mehr Mitarbeiter:innen erreicht werden, weil der Austausch unter den Mitarbeiter:innen deutlich intensiver ist und so mehr Mundpropaganda für das Dienstrad betrieben wird.“ Viele Betriebe ließen aktuell eine gute Möglichkeit ungenutzt, ihre Angestellten durch den Benefit des Dienstradleasings längerfristig an das Unternehmen zu binden. In Zeiten des Fachkräftemangels eine möglicherweise fatale Entscheidung. „Der Obstkorb reicht nicht mehr aus. Ich glaube deshalb, dass Leasing in den nächsten Jahren weiterwachsen wird, weil immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen die Vorteile erkennen werden“, ist Hirsch sich sicher.
Ausbaufähig ist der Bereich der Lastenräder. Ein Thema, das prädestiniert für kleine Unternehmen ist. Handwerksbetriebe, Selbstständige oder Lieferdienste könnten aufgrund der angespannten Parkplatzsituation in Großstädten anstatt eines Lieferwagens ein Cargobike leasen und für die täglichen Fahrten nutzen – und haben zudem eine praktische, auffallende Werbefläche. Neben dem gewerblichen Leasing sind Cargobikes auch für Familien ein Thema. „Die Anschaffungskosten sind für Familien der Hauptgrund, warum sie auf den Kauf eines Lastenrades verzichten. Leasing ist deshalb eine sinnvolle Maßnahme, um günstiger an ein hochwertiges Rad zu kommen. Wenn der Leasingvertrag nach drei Jahren ausläuft und die Kinder dem Lastenrad entwachsen sind, kann man sich dann für ein anderes Rad entscheiden“, gibt Lothar Schiffner vom Lastenradhersteller Ca Go als Tipp.
Ebenfalls noch viel Potenzial haben Anhänger, egal ob für den Transport von Kindern, Hunden oder Lasten. Ein Anhänger allein kann nicht geleast werden, sondern ist ein Zubehörprodukt zum Fahrrad. Was jedoch als leasingfähiges Zubehör zählt, kann der Leasinganbieter selbst entscheiden – und viele Anbieter schließen Anhänger aus ihren Verträgen aus. Für die Anhängerhersteller unverständlich, wie Anne Schmidt von Croozer erklärt: „Anhänger sind eine günstige und praktische Möglichkeit für den alltäglichen Transport und auch für den Wochenendausflug per Rad – und somit eine wichtige Säule für die Verkehrswende. Für uns ist es nicht nachvollziehbar, dass sie nicht geleast werden können, während es bei Lastenrädern problemlos möglich ist. Das Potenzial des Anhängermarktes wird nicht erkannt.“ Wer sich für ein Leasingrad interessiert, sollte deshalb genau darauf achten, ob das zum Einsatzzweck passende Zubehör ebenfalls in den Vertrag aufgenommen werden kann. Linexo hat beispielsweise eine einfach zu merkende Regel, wie Hirsch erklärt: „Wir sagen: Alles, was man am Rad abschließen kann, darf geleast werden. Dazu gehören auch Anhänger.“
Die Punkte zeigen bereits, welche Möglichkeiten das Dienstfahrradleasing in Zukunft noch haben kann – auch weil es sich weiterentwickeln muss. Die diskutierte Option, das Dienstwagenprivileg abzuschaffen, würde auch das Dienstfahrradleasing betreffen, denn das ist historisch an das Dienstwagenprivileg gekoppelt. Es wird deshalb von Anbietern, Verbänden und Lobbygruppen daran gearbeitet, für das Dienstfahrrad einen eigenen Erlass und somit eine eigene Gesetzgebung bei den Länderfinanzbehörden zu bekommen. Damit könnte auch die soziale Ungleichheit des Leasings eingedämmt werden. Aktuell erzielen einkommensstärkere Arbeitnehmer:innen mehr Ersparnis – insbesondere, wenn sie sich teure Räder leasen. Hirsch spricht sich deshalb für ein einheitliches Mobilitätsbudget aus. Dann könnten Angestellte je nach Bedarf wählen, welche Mobilität am besten zu ihren Bedürfnissen passt: „Das ist meine präferierte Möglichkeit, um das Thema Mobilität neu zu gestalten, gerade für Arbeitnehmer:innen“, so Hirsch.
Seit 2012 ist das Leasen von Fahrrädern und E‑Bikes möglich. Fahrradleasing ermöglicht Arbeitnehmer:innen deutliche Ersparnisse bei der Anschaffung eines Fahrrads oder E‑Bikes gegenüber einem Direktkauf. Die Anbieter werben mit Ersparnissen um die 40 Prozent. Leasinggeberin und somit Eigentümerin des Dienstrades ist dabei eine Leasinggesellschaft. Der Arbeitgeber ist Leasingnehmer und überlässt mittels eines sogenannten Überlassungsvertrages seinen Arbeitnehmer:innen das Wunschfahrrad. Dabei kann das Fahrrad auch privat genutzt werden. Die Laufzeit eines Leasingvertrages beträgt 36 Monate. Arbeitgeber haben die Möglichkeit, zwei unterschiedliche Leasingoptionen anzubieten.
1) Entgeltumwandlung
Bei der Entgeltumwandlung handelt es sich um die Umwandlung eines Teils des Bruttoeinkommens der Arbeitnehmer:innen in eine steuer- und sozialversicherungsfreie Sachleistung, dafür wird auf einen Teil des Bruttoeinkommens verzichtet. Durch die „Lohnersatzleistung“ sinkt das Bruttoeinkommen und es fallen sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmende geringere Sozialversicherungsbeiträge an. Als geldwerter Vorteil müssen lediglich jeden Monat 0,25 Prozent des Listenpreises des Leasingbikes an Steuern entrichtet werden. Viele Arbeitgeber beteiligen sich an der Leasingrate und übernehmen beispielsweise die Kosten für die Absicherung des Bikes. Das bewirkt, dass der Umwandlungsbetrag geringer wird. Diese ist die häufigste praktizierte Form.
2) Gehaltsplus
Der Arbeitgeber kann das Dienstrad auch als Gehaltsplus an seine Mitarbeitenden weitergeben. Dann trägt das Unternehmen die volle monatliche Leasingrate, für Arbeitnehmer:innen entfällt die Versteuerung des geldwerten Vorteils.
Bild: www.pd-f.de | Kay Tkatzik
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