Morgengruß von Helmut Harff: Befreit oder was

Der 8. Mai sorgt bei mir für Fragen



Die offizielle Lesart ist ja, dass der 8. Mai der Tag der Befreiung ist. So wird er zumindest in weiten Teilen offiziell begangen. Mir macht diese Lesart zum Ende des zweiten Weltkriegs in Europa immer wieder Kopfschmerzen.

Warum? Wie soll das gehen, dass man das Volk der Täter, also uns, von uns befreit? Ich höre immer, wenn es heißt, dass wir von der Naziherrschaft durch die Alliierten, allen vor an der Roten Armee befreit wurden, dass es da die Deutschen und da die Nazis gab. Doch wir wissen ja, dass beides zusammen gehört. Deutschland und das Naziregime zu trennen, dass wäre ja so, als ob man die mordende Hand vom mordenden Kopf trennen würde.

Ich habe auch ein Problem damit, am 8. Mai zu jubeln. Das ginge ja noch an, wenn damit wirklich jede Greul auf einen Schlag zu Ende gewesen wäre. Doch meine 1945 19jährige Mutter konnte erst 1947 aus der sowjetischem Kriegsgefangenschaft flüchten. Bis dahin fanden dort, aber auch in vielen Orten in Europa Menschen den Tod, waren Millionen deutsche Soldaten und Zivilisten gefangen, starben. Ich kenne sogar Menschen, deren Angehörige im dann ehemaligen KZ Sachsenhausen zu Tode kamen.

Ja, am 8. Mai hatten die Bombenangriffe ein Ende, starben keine Männer mehr in den Schützengräben – das ist auch wirklich toll, doch ist das deshalb wirklich ein Feiertag? Sollten wir nicht so ehrlich sein und am 8. Mai daran erinnern, dass nach diesem Tag nicht nur in Europa nichts mehr so war wie zuvor.

Mal sehen, was die Besten Frau der Welt dazu sagt, mit der ich jetzt frühstücke.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Ida, Ulrike, Ulla, Klara

Bild: Pixabay

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