Hugo Erfurth zählte während der Weimarer Republik zu den wichtigsten Porträtfotografen in Deutschland. Für seine einfühlsamen, das Charakteristische des Modells erfassenden Aufnahmen wurde er vor allem in Künstlerkreisen hochgeschätzt.
Statt aufwendiger Studioinszenierungen mit Requisiten platzierte Erfurth seine Modelle vor einem schlichten Hintergrund. Durch die Reduzierung auf das ‚Wesentliche‘ sollte sich in der Fotografie im buchstäblichen Sinne etwas vom Wesen der Person widerspiegeln.
Erfurths prominente Modelle wie Käthe Kollwitz, Lovis Corinth oder Gertrud Leistikow stammten in den 1920er-Jahren noch aus Kultur und Theater. Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wurden diese Künstler und viele andere systematisch ausgegrenzt, diffamiert und verfolgt. Um sich weiterhin finanzieren zu können, suchte Erfurth zunehmend Unterstützung bei bekannten Persönlichkeiten aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, die ihre Karrieren unter den Bedingungen des NS-Regimes fortsetzten und sich teilweise mit dessen Strukturen arrangierten. Dazu gehörten etwa Max Planck, der trotz seiner kritischen Haltung im NS-Staat blieb, und Hans von Haberer-Kremshohenstein, der als Chirurg tätig war.
Aufwendige Edeldruckverfahren verleihen Erfurths Darstellungen eine besondere Tiefe. Dadurch betonte er die Wertigkeit seiner Fotografien. Schon zu seinen Lebzeiten erzielten sie hohe Preise. Erfurth hatte das Ziel, in seinem künstlerischen Schaffen „wahr, klar und lebensecht“ zu bleiben – ungeachtet der politischen Kontexte, denen seine Modelle angehörten.
Städel Museum
Schaumainkai 63
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Bild: Hugo Erfurth (1874–1948), Porträt Lovis Corinth, ca. 1918 (Abzug 1928)
GESICHTER DER ZEIT. FOTOGRAFIEN VON HUGO ERURTH
... zu sehen im Städel Museum
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