Léon Wuidar (* 1938) ist ein Maler aus Lüttich (BE). Seit sechs Jahrzehnten erforscht er die Möglichkeiten der Abstraktion und der Geometrie. Er schafft auf seinen Leinwänden präzise Kompositionen, die das Zusammenspiel von Formen und Farben ins Gleichgewicht bringen.
Sein Werk ist in der konkreten Malerei verwurzelt, einer Kunstrichtung, in der die Klarheit der einzelnen Elemente wichtiger ist als ihr Sinngehalt oder ihre Symbolik. Dennoch verweigert sich Wuidars Œuvre dem Schubladendenken: Hinter seiner formalen Zurückhaltung verbirgt sich eine Tendenz zu Witzen und Anekdoten, und seine unerschütterliche Präzision setzt ein Universum an ästhetischen Möglichkeiten frei.
Die Wechselwirkung zwischen Freiheit und Einschränkung ist zentral für jedes Spiel. Der spielerische Aspekt steht auch im Mittelpunkt dieser Ausstellung. Der Kulturphilosoph Johan Huizinga beschrieb das Spiel einst als „eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird [und] ihr Ziel in sich selbst hat“ (Homo ludens, 1938). Das Spiel existiere somit gewissermaßen außerhalb des gewöhnlichen Lebens, sei aber für die Entwicklung von Kulturen von grundlegender Bedeutung. Wie Wuidar’s Arbeiten offenbaren, setzen sich Künstler:innen in ähnlicher Weise eigene Parameter, die Restriktion in Befreiung umschlagen lassen.
Mehr als 40 zwischen 1965 und 2025 entstandene Gemälde von Léon Wuidar sind in dieser Ausstellung zu sehen. Sie ist in fünf thematische Bereiche unterteilt, von denen jeder einen anderen Aspekt des Spiels untersucht: Sprache, Gleichgewicht, Strategie, Wettkampf und Weisheit. Teil der Ausstellung ist auch eine Auswahl von Wuidars berühmten carnets (Notizbüchern). Ihre Seiten sind gefüllt mit Skizzen aus seinem Alltag – Miniaturen seiner Bildkompositionen. Gelegentlich überarbeitet und koloriert er sie, manche werden schließlich zu Gemälden. In der Entfaltung einer unendlichen Vielzahl an Komponenten enthüllt Wuidar, wie die Freiheit und Freude des künstlerischen Ausdrucks aus der (Selbst-)Einschränkung entstehen und nur durch einen spielerischen Umgang mit ihnen andauern kann.
IKOB-Museum für Zeitgenössische Kunst
Rotenberg 12b
4700 Eupen
Belgien
Bild: Léon Wuidar, Um die Ecke, Installationsansicht © IKOB – Museum für Zeitgenössische Kunst, Foto: Lola Pertsowsky
LÉON WUIDAR „UM DIE ECKE“
... geht es im IKOB-Museum für Zeitgenössische Kunst
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