
Die Ausstellung KATZEN! im Museum am Rothenbaum (MARKK) folgt dem wohl wandlungsfähigsten Tier der Kulturgeschichte: von der verehrten ägyptischen Göttin Bastet über die Begleiterin verfolgter Hexen bis zum viralen Internet-Star. Dabei zeigt sich: Kaum ein Tier trägt so viele widersprüchliche Attribute wie die Katze – sie ist niedlich und nützlich, heilig und verrucht, Glücksbringerin und Unglückssymbol zugleich.
Göttlich, dämonisch, politisch
Das Beziehungsfeld zwischen Katze, Weiblichkeit und Macht, das quer durch die Kunst- und Kulturgeschichte reicht und bis heute aktuell ist, führt durch die Ausstellung. Im Alten Ägypten wurde eine Göttin in Katzengestalt als Beschützerin von Müttern verehrt, Sashthi, die hinduistische Göttin der Fruchtbarkeit, reitet auf einer schwarzen Katze, doch dieselbe Verbindung zu Weiblichkeit und Fruchtbarkeit führte im frühneuzeitlichen Europa zur Dämonisierung: Die schwarze Katze wurde zur Hexenbegleiterin stilisiert. Die ambivalenten Zuschreibungen wirken bis heute nach. Im US-Wahlkampf 2024 wurde das Stereotyp der „childless cat lady" bemüht, um Frauen abzuwerten – woraufhin diese die Katze kurzerhand zu ihrem feministischen Symbol machten. Ähnliche Zuschreibungen und Selbstaneignungen gab es bereits in der Frauenrechtsbewegung um 1900.
In Afrika, Asien und darüber hinaus verkörpern Großkatzen wie Löwe, Leopard und Tiger seit Jahrhunderten Macht, Mut und Stärke. Als Sinnbilder königlicher Autorität und kriegerischer Stärke prägen sie die Vorstellungskraft ganzer Kulturen. In Lateinamerika steht der Jaguar im Mittelpunkt: ein geheimnisvolles und heiliges Wesen, das wie ein Schamane zwischen den Welten wandelt und die Grenzen von Diesseits und Jenseits überbrückt.
„Seit Jahrtausenden dient die Katze als Projektionsfläche für menschliche Wünsche und Ängste. Sie steht symbolisch für viele, oft gegensätzliche Vorstellungen – und bleibt dabei selbst auf geheimnisvolle Weise unberührt“, sagt Lara Selin Ertener, Kuratorin der Ausstellung.
Vom Internetphänomen zur politischen Waffe
Warum eroberte ausgerechnet die Katze das Internet? Die Ausstellung untersucht das Phänomen der aktuellen Attraktivität von Niedlichkeit, „Cuteness", die in Japan mit der kawaii-Ästhetik ihren Ausgang nahm. Sind Katzenvideos eine Form der Realitätsflucht oder stellen sie eine neue ästhetische Praxis mit politischem Potenzial dar? Tatsächlich nutzen Aktivist:innen Katzeninhalte strategisch, um in digitalen Räumen Präsenz zu zeigen. Von den ersten Katzenkurzfilmen des späten 19. Jahrhunderts über Schrödingers berühmtes Gedankenexperiment bis zu KI-generierten Katzendarstellungen: Die Katze stand medientechnologisch immer an vorderster Front.
Globale Katzenperspektiven
„Die Ausstellung untersucht aus soziokultureller und globaler Perspektive die symbolischen und spirituellen Bilder der Katze, ihre zugeschriebenen Rollen sowie ihre politische und mediale Darstellung in Popkultur, Kultur- und Kunstgeschichte“, so Barbara Plankensteiner, Direktorin des MARKK.
KATZEN! schöpft aus den weltumspannenden Sammlungen des Museums und verbindet historische Objekte mit zeitgenössischen Kunstwerken, darunter Positionen von Carolee Schneemann, Taewon Ahn, Melanie Cervantes und Chéri Cherin. Altägyptische Göttinnenstatuen, japanische Dämonenmasken, schamanische Jaguardarstellungen aus Südamerika, Katzeninventar aus europäischen Haushalten, winkende Makineko-neko und vieles mehr zeigen die kulturelle Vielfalt der Katzensymbolik. Auch im Vorfeld eingesandter Cat Content aus Hamburger Haushalten wird präsentiert.
Ein umfangreiches Rahmen- und Vermittlungsprogramm ergänzt die Schau und eine begleitende Publikation behandelt die kulturgeschichtliche Bedeutung der Katze ausschnitthaft und humorvoll. Gefördert wird die Ausstellung durch die Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, die Hapag-Lloyd Stiftung und die Hubertus Wald Stiftung.
Katzen!
05.12.2025 bis 29.11.2026
Museum am Rothenbaum Kulturen und Künste der Welt (MARKK)
Rothenbaumchaussee 64
20148 Hamburg
Katzen!
Cat Content überflutet die sozialen Medien – aber was steckt eigentlich hinter unserer jahrtausendealten Faszination für die Katze?
Veröffentlicht am {DATE:d.M.Y : DE} unter dieser Internetadresse: http://www.genussmaenner.de/index.php?aid=89268