
Das  keltische Erbe ist in Irland allgegenwärtig: in der Sprache, in alten  Festungen und in traditionellen Festen, die heute neu interpretiert  werden. 
Die keltischen Feiertage sind eng mit dem Jahreszyklus  der Natur verbunden – sie begleiten den Frühling, feiern die Fülle des  Sommers, ehren die Erntezeit im Herbst und bieten im Winter Raum für  Ruhe und Besinnung. Irland lädt dazu ein, diesen natürlichen Rhythmus  durch keltische Rituale und Feste neu zu erleben – zwischen  Spiritualität, Natur und Selbsterfahrung.
Die grüne Insel bietet  dafür mit seiner Weite und Unberührtheit das passende Setting. Dazu ist  sie ein lebendiges Archiv keltischer Traditionen, in denen sich  Naturverbundenheit und spirituelle Praxis verbinden und sich auf Reisen  erleben lassen.
1. Imbolc: Frühling oder das Wunder der Erneuerung
Imbolc  (Foto)  ist das keltische Fest am 1. Februar, um den Frühling willkommen zu  heißen. Er ist der keltischen Gottheit Brigid geweiht. Es ist ein Fest  der Fruchtbarkeit und des Neubeginns, das die Kelten mit Freudenfeuern  begleiteten. Bereits damals flochten sie kreuzähnliche Gebilde aus  langen Grashalmen, säuberten das Haus und verzierten es mit Birkengrün  und anderen Zweigen. Im christlichen Glauben wurde die „heidnische“  Heilige kurzerhand als Heilige Brigid in die Kirche aufgenommen; neben  St. Colmcille und St. Patrick ist sie eine der Schutzheiligen Irlands.  Seit 2023 ist der St. Brigid’s Day sogar ein irischer Feiertag.
2. Beltane: Beginn des Sommers oder „Alles neu, macht der Mai“
In  der Nacht zum 1. Mai begingen die Kelten das Beltane-Fest, ein  Feuerfest, das die Ankunft des Sommers feierte. Dabei schmückten sie  ihre Häuser mit frischen Zweigen, Kräutern und Blumen. Alle Feuer, die  während des Winters brannten, wurden gelöscht und anschließend neu  entfacht. Die Parallelen zum christlichen Osterfeuer sind dabei nicht zu  übersehen. Wie viele alte Bräuche, die im Laufe der Zeit fast in  Vergessenheit gerieten, wurde auch die Tradition des keltischen  Maifeuers in den letzten Jahren wiederbelebt.
TIPP: Heute trifft  sich erneut eine kleine Gruppe von Menschen in historischen Gewändern,  um mit Tanz, mitreißender Musik und einem beeindruckenden Feuerspektakel  die alte Beltane-Tradition zu feiern. Es heißt, dass an klaren Tagen  das Feuer auf dem Hügel von Uisneach von bis zu einem Viertel der  gesamten Insel sichtbar ist. Der Hügel von Uisneach liegt an der Straße  von Ballymore nach Mullingar im County Westmeath und ist das  geographische und spirituelle Zentrum des alten Irlands.
3. Oiche Fheile Eoghain: Die Feier der Sommersonnenwend
Am  längsten Tag und der kürzesten Nacht des Jahres, am 21. Juni, fand die  Sommersonnenwendfeier der Kelten statt. Dieses Fest, Oiche Fheile  Eoghain genannt, stand ganz im Zeichen von Fülle und Überfluss. Erste  Feldfrüchte waren bereits eingefahren und die Aussicht auf eine reiche  Ernte erfüllte die Menschen mit Hoffnung. Die Kelten begingen dieses  Fest mit großen Freudenfeuern an spirituell bedeutenden Orten, oft an  Feenhügeln, um die sie in Tänzen kreisten. Mit Hilfe von  Kräuterextrakten versuchten sie, in einen tranceähnlichen Zustand zu  gelangen und ihr Bewusstsein zu erweitern. Als das Christentum Irland  erreichte, wurde das keltische Fest zum Johanni-Feuer und Johannes dem  Täufer geweiht.
TIPP: Wer den alten Ritualen folgen möchte, der  kann den Hügel der Fee Aine besuchen. Auf dem 164 Meter hohe Cnoc Áine,  der heute Knockainey Hill genannt wird, im County Limerick wird ein  großes Mittsommerfeuer entzündet. Modern feiern kann man zum Beispiel in  Cork beim Midsummer Festival. Das Festival findet jedes Jahr statt und  bietet großartige Auftritte lokaler und nationaler Künstler.
4. Lughnasadh: das keltische Fest der Ernte
Lughnasadh,  der keltische Erntefeiertag, markierte den Beginn des Herbstes und wird  in der Nacht zum 1. August gefeiert. Die Kelten dankten für die erste  Ernte, segneten Kräuter, handelten mit Vieh und trugen Wettkämpfe aus.  Benannt nach dem Gott des Lichts, Lugh, wurde es zu Ehren seiner  Ziehmutter Tailtiu ins Leben gerufen. Der Legende nach opferte sich  Tailtiu bis zur Erschöpfung, um Irlands Felder fruchtbar zu machen, und  auf ihrem Sterbebett prophezeite sie, dass Irland stets von Musik  erfüllt sein würde, solange Lughnasadh gefeiert werde. Die jährlichen  Trauerspiele, darunter Wettkämpfe, wurden an ihrem Sterbeort, Teltown in  Meath, ausgerichtet. Lughnasadh diente auch als „Hochzeitsbörse“: Paare  konnten an diesem Tag eine Probeehe schließen und sich nach einem Jahr  trennen, falls die Verbindung nicht passte.
TIPP: Als Festival  wird das Erntefest zum Beispiel in den Gemeinden Cloghane und Brandon  auf der Dingle-Halbinsel gefeiert. Das Fest bietet Musik, Aktivitäten  für Kinder, Theateraufführungen sowie viele lokale Traditionen, darunter  das Schafscheren, die Segnung der Boote am Brandon Pier und eine  Wallfahrt zum Gipfel des Mount Brandon.  
5. Samhain: Das Ende des Sommers und Vorläufer von Halloween
Samhain,  das keltische Fest zum Sommerende, wurde in der Nacht des 31. Oktober  gefeiert und gilt als Vorläufer von Halloween. Mit großen Feuern  verabschiedeten die Kelten den Sonnengott und begrüßten Cenn Crúach, den  Gott der Unterwelt und der Toten. Die Kelten glaubten, dass an Samhain  die Tore zur Anderswelt offenstanden. Geister, Tote und Feenwesen  konnten ungehindert in die Menschenwelt gelangen, während Menschen  Gefahr liefen, sich in der Anderswelt zu verirren. Um die rastlosen  Seelen der Verstorbenen zu besänftigen, legten sie kleine Gaben auf  deren Gräber. Im 7. Jahrhundert führte das Christentum das Fest  Allerheiligen ein und löste das keltische Samhain ab. Christen durften  sich zwar weiterhin verkleiden, jedoch mit dem Ziel, die Heiligen zu  ehren. Der Vorabend, „All Hallows’ Eve“, wurde später zu „Halloween“ –  dem Fest, das wir heute kennen.
TIPP: Das Púca Festival in Meath  im Osten Irlands feiert die übernatürliche Seite der Insel mit Folklore  und wartet dabei mit viel Show und Musik auf. Ein absolutes Muss ist  zudem Derry Halloween in Nordirland, die wohl größte Halloween-Party  Europas.
Foto: © Gareth Wray   
Mythologie in modern
Wie Irland heute keltische Feste feiert
Veröffentlicht am: 02.02.2025
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