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Gurlitt: Verkauf von Édouard Manet, «Marine, Temps d’orage»

Das Kunstmuseum Bern hat sich mit dem National Museum of Western Art, Tokyo auf den Verkauf geeinigt

Das Kunstmuseum Bern hat sich mit dem National Museum of Western Art, Tokyo (NMWA), auf den Verkauf von Manets «Marine, Temps d’orage» (Stürmische See) 1873, aus dem Legat Gurlitt geeinigt. In Tokyo wurde das Werk von Édouard Manet, «Marine, Temps d’orage» zuletzt als Leihgabe in der Ausstellung «The Matsukata Collection» aus Anlass des 60-jährigen Jubiläums der Museumsgründung gezeigt.

Das Gemälde ist Bestandteil des Legats von Cornelius Gurlitt, das 2014 an das Kunstmuseum Bern ging. Es wird nun dauerhaft in die Sammlung des NMWA eingehen, das auf die Matsukata Sammlung zurückgeht, eine Privatsammlung, aus der das Werk während des 2. Weltkriegs verkauft worden war. Die vereinbarte Verkaufssumme von 4 Mio. US-Dollar wird die Defizite decken, die aufgelaufen sind durch Rechtsstreitigkeiten, Provenienzforschung in Zusammenarbeit mit dem DKZ (Deutsches Zentrum für Kulturgutverluste), aufwändige Restaurierungsarbeiten, Bearbeitung von Ansprüchen und der Durchführung von zwei aufeinanderfolgenden Ausstellungen in den Jahren 2017 und 2018 im Kunstmuseum Bern, die sich mit der Herkunft der Gurlitt-Werke beschäftigten: «Bestandsaufnahme Gurlitt. ‹Entartete Kunst› – Beschlagnahmt und verkauft» sowie «Bestandsaufnahme Gurlitt Teil 2. Der NS-Kunstraub und die Folgen».
 
Die Geschichte des Werks
 
«Marine, Temps d’orage» (Stürmische See), 1873, war Teil des Kunstfunds Gurlitt, der über 1.500 Werke umfasst und 2012 in den beiden Wohnorten von Cornelius Gurlitt aufgefunden wurde. Cornelius war der Sohn von Hildebrand Gurlitt, eines in der Nazi-Zeit tätigen deutschen Kunsthändlers. Das Gemälde hatte zuvor dem japanischen Industriellen Kôjirô Matsukata gehört, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa lebte und eine grosse Kunstsammlung anlegte, darunter eine ganze Reihe von Meisterwerken des französischen Impressionismus, die er für ein neu zu gründendes Museum in seinem Heimatland Japan vorgesehen hatte. Finanzielle Gründe und die politischen Umstände der Zeit zwangen Matsukata jedoch zur Aufgabe dieses Projekts und zur Rückkehr nach Japan. Eine Gruppe von etwa 400 Kunstwerken liess er in Paris unter der Aufsicht von Léonce Bénédite, dem Direktor des Musée du Luxembourg, zurück.
 
Nach der Besetzung von Paris durch das nationalsozialistische Deutschland 1940 wurde die Skulpturensammlung von Matsukata im Musée Rodin deponiert, während die Gemälde, darunter auch «Marine, Temps d’orage» (Stürmische See), in die Kleinstadt Abondant in der Nähe von Paris gebracht wurden, wo Kôsaburô Hioki, ein japanischer Marineoffizier im Ruhestand, der Matusukatas Interessen in Frankreich vertrat, mit der Aufsicht über die Sammlung betraut wurde. Um die Kosten für die Aufbewahrung der Sammlung aufbringen zu können, verkaufte Hioki zwischen 1940 und 1942 zwanzig Gemälde aus der Sammlung, darunter auch dieses ManetGemälde. «Marine, Temps d’orage» (Stürmische See) gelangte in den Besitz von Hildebrand Gurlitt, während die restlichen Werke der Sammlung von den französischen Behörden nach der Befreiung Frankreichs als ausländischer Besitz beschlagnahmt und schliesslich 1959 an Japan retourniert wurden, was die Gründung des National Museum of Western Art, Tokyo, zur Folge hatte.
 
Provenienzforschung und Verkauf nach Japan
 
2014 erbte das Kunstmuseum Bern das Gemälde «Marine, Temps d’orage» (Stürmische See), 1873, als Teil des Legats Gurlitt. Die Forschung zum Kunstfund Gurlitt wurde im Rahmen des Projekts Provenienzrecherche Gurlitt durchgeführt und hatte zum Ziel, die Voreigentümer der Werke des Kunstfundes zu ermitteln, um feststellen zu können, ob sich darunter Nazi-Raubkunst befindet oder ein verfolgungsbedingter Verlust vorliegt. Die Provenienz des Manet-Gemäldes konnte durch Verkaufsunterlagen eindeutig festgestellt werden. Das Werk ist nach dem Ampelsystem des Provenienzforschungsteams als «grün» kategorisiert worden, das heisst, das Werk ist «erwiesenermassen oder mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Nazi-Raubkunst». 
 
Das Kunstmuseum Bern hat wiederholt klargestellt, dass es von der Erbschaft Gurlitt nicht finanziell profitieren möchte, der Stiftungsrat hat sich jedoch ebenso das Recht ausbedungen, Werke zu verkaufen für den Fall, dass durch die Abwicklung der Erbschaft Gurlitt eine nicht tragbare finanzielle Belastung entstünde. Durch Rechts- und Beratungskosten, substanzielle Ausgaben für Provenienzforschung, aufwändige Restaurierungsarbeiten, die Bearbeitung von Ansprüchen und die Durchführung von zwei Ausstellungen im Kunstmuseum Bern geht das Museum derzeit von einem Defizit von ca. 4 Mio. Schweizer Franken aus, ungefähr demselben Betrag wie der von unabhängigen Experten angesetzte Schätzwert des Manet-Gemäldes.
 
Nach positiven Gesprächen mit dem National Museum of Western Art, Tokyo, hat der Stiftungsrat des Kunstmuseums Bern den Entscheid gefällt, das Gemälde zu verkaufen. Der vereinbarte Ankauf wurde ermöglicht durch den Ankaufsfonds der Independent Administrative Institution des National Museum of Art, dem das National Museum of Western Art, Tokyo, angehört. Das Kunstmuseum Bern hat sich verpflichtet, einen eventuellen Überschuss aus dem Verkauf ausschliesslich für weitere Provenienzforschung zum Legat Gurlitt einzusetzen. 
 
Akiko Mabuchi, Direktorin, National Museum of Western Art: «Das National Museum of Western Art, Tokyo, freut sich, den geplanten Ankauf von Édouard Manet, ‹Marine, Temps d’orage› (Stürmische See), 1873,  anzukündigen, eines Meisterwerks aus der ehemaligen Sammlung von Kôjirô Matsukata. Wir feiern damit den 60sten Jahrestag der Eröffnung des Museums 1959. Kôjirô Matsukata erwarb in einem Zeitraum von fast zehn Jahren ab 1916 mehr als 3‘000 westliche Kunstwerke. 375 davon verblieben zunächst in Frankreich und kehrten später nach Japan zurück. Sie bilden die Kernsammlung des NMWA. Während 950 Werke durch ein Feuer in einem Warenlager in London unwiederbringlich zerstört wurden, setzen wir alles daran, jedes einzelne der verbliebenen Werke mit der Sammlung wiederzuvereinen. Seit Gründung des Museums konnten etwa 270 Werke der ehemaligen Matsukata-Sammlung vom Museum zurückerworben werden. Der Ankauf dieses Manet-Gemäldes ist ein wirklich freudiger Höhepunkt für uns alle hier am NMWA, und für alle japanischen Kunstfreunde. Ich möchte den Mitarbeitern und dem Stiftungsrat des Kunstmuseums Bern meinen grossen Dank dafür ausdrücken, diesem Kauf zugestimmt zu haben. Wir werden das Werk, das nun von seiner langen und beschwerlichen Reise heimgekehrt ist, von nun an mit grösster Sorgfalt bewahren und dauerhaft ausstellen.» 
 
Marcel Brülhart, Mitglied Dachstiftungsrat Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee, Beauftragter Causa Gurlit: «Das Kunstmuseum Bern hat die Erbschaft Gurlitt aus Verantwortungsbewusstsein angenommen, damit die Provenienzen geklärt und alle Raubkunstwerke restituiert werden können. Der Stiftungsrat hat von Anfang an klargestellt, dass das Museum von der Erbschaft finanziell nicht profitieren möchte. Gleichzeitig darf für das Museum keine finanzielle Belastung aus dem Erbe entstehen. Der Verkauf des Manet-Gemäldes ist notwendig, um die in den letzten fünf Jahren aufgelaufenen Kosten auszugleichen.»

 


Veröffentlicht am: 09.11.2019

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