Von wegen starkes Geschlecht! Männer haben ein höheres Risiko, am aktuellen Corona-Virus zu sterben. Und sie erkranken nicht nur häufiger, sondern auch schwerer als Frauen.
Männer, die an Covid-19 erkranken, tun dies tatsächlich häufiger und schwerer als Frauen und versterben auch öfter daran. Das könnte u. a. daran liegen, dass Männer eher unter Begleiterkrankungen am Herz-Kreislaufsystem leiden, wodurch sich im Zusammenhang mit der Corona-Infektion offenbar eine Risikokonstellation ergibt.
Darüber hinaus spielt Prof. Dr. Sommer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG) zufolge wohl auch der genetische Unterschied von Männern und Frauen eine Rolle. So sind auf dem Strang, der dem Y-Chromosom des Mannes im Vergleich zu dem zweiten X-Chromosom von Frauen fehlt, viele Prozesse kodiert, die antioxidativ, das heißt den Organismus vor oxidativem Stress schützend, oder entzündungshemmend (antiinflammatorisch) wirken. Diesbezüglich ist der Mann gegenüber der Frau also genetisch benachteiligt.
Ist das weibliche Immunsystem besser?
Neben dem genetischen Aspekt spielt aber auch eine Rolle, wie der Körper mit Krankheiten umgeht, also auf Infektionen reagiert. PD Dr. Tobias Jäger, Vorstandsmitglied der DGMG sagt: „Das Immunsystem von Frauen und Männern unterscheidet sich. Das heißt, vereinfacht kann man sagen, dass Männer durch die Unterschiede in der Immunantwort häufiger krank werden als Frauen. Das weibliche Hormon Östrogen scheint hier einen protektiven Effekt zu haben, insbesondere auf die Auseinandersetzung des Körpers mit der Virusinfektion.“
Eine mögliche Erklärung liefert die Reaktion des Immunsystems auf Zellebene: Dringen Krankheitserreger in den Körper ein, werden diese durch körpereigene Immunzellen bekämpft. „Das können spezifische oder unspezifische Immunzellen sein. Östrogen unterstützt die Vermehrung der spezifischen Immunzellen. Daher reagiert das weibliche Immunsystem schneller und aggressiver auf Krankheitserreger“, weiß auch PD Dr. Magnus Baumhäkel, ebenfalls DGMG-Vorstandsmitglied.
Der hormonelle Einfluss
Wie wichtig das Zusammenspiel zwischen der Immunreaktion und Hormonen ist, zeigt auch die Bedeutung des Testosteronspiegels. Liegt ein Testosteronmangel vor, wird dadurch das Immunsystem unterdrückt (supprimiert). Auch das liegt an „weiblichen“ Hormonen. Denn: Testosteron wird bei Männern in Östradiol verstoffwechselt: Männer mit einem hohen Testosteronspiegel haben somit in der Regel auch gute Östradiolspiegel. Und dieses Östrogen fördert – wie auch bei Frauen – eine Vermehrung der spezifischen Immunzellen und somit eine schnelle und effektive Krankheitsbekämpfung.
Zusammenfassend lässt sich somit sagen: Männer mit niedrigem Testosteron- und/oder Östrogenspiegel werden häufiger von Erkältungen und Infekten heimgesucht. Über gute Testosteronwerte und damit einhergehend gute Östrogenwerte verfügen vor allem Männer, die sich viel bewegen, gesund ernähren und mental stark sind. Sie werden seltener und nicht so schnell krank.
Aktivität verbessern
Die DGMG und das Team um Prof. Sommer möchten in den schweren Corona-Zeiten etwas für die aktive Männergesundheit tun. Online stehen ab sofort wissenschaftlich fundierte Anleitungen zur körperlichen Ertüchtigung bereit, die auch den Testosteronspiegel auf natürliche Weise positiv beeinflusst. Der kostenlose Service beinhaltet auch verschiedene 1-zu-1-Trainingsprogramme, die es jedem Man ermöglichen, ein gezieltes körperliches Training durchzuführen. Zusätzlich gibt es spezielle Ernährungstipps und Videos zum mentalen Training.
Foto: Pixabay
Corona-Virus und das „starke“ Geschlecht
Männer erkranken häufiger und schwerer
Veröffentlicht am: 15.04.2020
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