(Peter  Schwerdtmann, Auto-Medienportal.Net) Seit dem Urteil des  Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz fühlt sich die Politik  ertappt. Es ist ihr peinlich, attestiert zu bekommen, dass sie mit dem  Gesetz zu kurz gesprungen war. Entsprechend hektisch prasseln nun neue  Programme und immer radikalere Forderungen auf den Bürger nieder. 
Sein  Auto wird dabei mehr denn je zum Prügelknaben. Das Urteil eröffnet aber  auch die Chance, das Klima mit dem Auto zu schützen. Wir beschreiben in  fünf Folgen die Rahmenbedingungen der Zeitenwende.
Es geht ums  Prinzip – das technische Prinzip der Kolbenmaschine und um das  wissenschaftliche Prinzip der ergebnisoffenen Suche nach Lösungen und  deren unvoreingenommener Bewertung. Die Diskussion ums Auto an sich und  um den Verbrennungsmotor im Besonderen liefert eindrucksvolle Beispiele,  wie die Entscheidung für eine technologische Einbahnstraße bessere  Möglichkeiten verbauen kann. Dabei gibt es einen ganzen Strauß an  Möglichkeiten, den Klimawandel und das Auto zu versöhnen.
Die  Politik hat sich entschieden: Das Auto mit dem batterieelektrischen  Antrieb löst das Problem, allerdings weniger das Klima-Problem als das  mit der Lebensqualität und der Gesundheit der Menschen in den  Ballungsräumen. Die können neben dem abgasfreien Betrieb auch noch das  geringere Geräuschniveau genießen. Dafür nehmen wir zunächst neue  Abhängigkeiten von Rohstoff- und Batteriezellenlieferanten in Kauf.  Außerdem müssen wir in Deutschland bis zum Ende der Stromerzeugung mit  Braunkohle hinnehmen, dass hier ein Elektroauto in Sachen  Kohlendioxidemission (CO2) einem Pkw mit Dieselantrieb nicht  entscheidend überlegen ist. Aber auch ohne Kohle-Strom bleibt der  sogenannten CO2-Footprint fürs Klima von nur geringer Bedeutung.
Die  CO2-Emissionen hängen beim Betrieb von Verbrennern direkt vom  Kraftstoffverbrauch ab. Hier liegt der Dieselmotor um rund 20 Prozent  günstiger als der Benziner. Das hat nichts daran ändern können, dass der  Diesel in vielen Ländern vom Verbot bedroht ist, obwohl inzwischen die  Luft hinter dem Diesel besser ist als die, die er ansaugt. Beim  Verbrauch drehen die Entwickler bei den Verbrennern an allen  Stellschrauben: Wirkungsgrad im Motor und im Gesamtsystem, Leichtbau,  Aerodynamik sowie kraftstoffsparender Einsatz von Assistenzsystemen.
Verbrenner  können auch mit Gas betrieben werden. BMW hat Ende des vergangenen  Jahrhunderts versucht, gasförmigen Wasserstoff in seinen normalen  Reihenmotoren einzusetzen. Der BMW Hydrogen7 scheiterte weniger an  technischen Problemen als am Mangel an Tankstellen und fehlender  Begeisterung des Publikums. Heute ist komprimiertes Erdgas attraktiv,  weil es wegen seines höheren Energiegehalts weniger CO2 freisetzt. Der  Betrieb wird deswegen steuerlich gefördert. Dennoch schwindet die  anfängliche Begeisterung. Dafür hört man wieder mehr vom direkt im Motor  verbrannten Wasserstoff, auch dank neuer Technologien, das extrem  flüchtige Gas besser zu speichern.
Bio-Kraftstoffe aus Pflanzen  haben sich mittlerweile einen beachtlichen Anteil im Diesel erkämpft.  Hier wird vom pflanzlichen Anteil nur so viel CO2 emittiert wie vorher  in den Pflanzen gespeichert war, was dann in den nachwachsenden Pflanzen  wieder eingespeichert wird. Der Klimaeffekt ist also da. Aber es kann  einen Konflikt zwischen der Produktion von Nahrungsmitteln und  Kraftstoff geben. In Deutschland ist das gesetzlich ausgeschlossen. Das  gilt auch für die Kraftstoffe auf Alkoholbasis.
Der Betrieb einer  Brennstoffzelle für die Stromerzeugung aus Wasserstoff bringt nur dann  etwas fürs Klima, wenn das Gas mit Hilfe von Energie aus erneuerbaren  Quellen erzeugt wird. Das Sonnenlicht, die Wasserkraft und den Wind  bekommen wir umsonst. Wir brauchen allerdings die Infrastruktur, um die  Energie abzugreifen. Aber dann gilt: Dieser Elektroantrieb kommt dem  Klima voll zugute.
Neben der Brennstoffzelle gibt es eine weitere  Anwendung des Wasserstoffs, die keine neuen Motortechnologien verlangt.  Wir wissen, wie aus dem CO2 der Luft flüssige Kraftstoffe synthetisiert  werden können. Die Chemiker haben die Wahl, Benzin, Diesel, Kerosin  oder Kraftsoff für Schiffe zu kreieren. Gelingt es, dafür auch genügend  großtechnische Anlagen weltweit zu erstellen, könnte der gesamte Verkehr  betankt werden – wie bisher und ohne zusätzliche CO2-Emissionen.
Der  Wasserstoff könnte eine friedliche Koexistenz der wachsenden Zahl der  batterieelektrisch betriebenen Fahrzeuge und den heute 1,4 Milliarden  Fahrzeugen weltweit ermöglichen. Außerdem bietet das Gas mit der  Brennstoffzelle eine Alternative zur schweren Fahrbatterie, weil der  Elektroantrieb mit Brennstoffzelle nur eine wesentlich kleinere  Pufferbatterie braucht.
Unverbesserliche Optimisten glauben seit  dem Karlsruher Urteil, gerade jetzt sei eine Weichenstellung für ein  klimafreundliches Leben mit Wasserstoff möglich. Die Fakten sprechen  jedenfalls dafür, weil Wissenschaft und Technik einen gangbaren Weg für  den Kampf gegen die Klimaveränderung gezeigt haben.
Foto: Auto-Medienportal.Net/Shell
Zeitenwende (5)
Friedliche Koexistenz
Veröffentlicht am: 16.05.2021
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