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Der italienische Kentucky-Tabak

... eine der spektakulärsten Tabakvarietäten



Es gibt Zigarren, die sind so schön, dass man sie am liebsten nicht rauchen, sondern stundenlang daran riechen und sie zärtlich streicheln möchte.

Das glatte, makellose Deckblatt, Formen, die dem Design-Labor eines Sportwagenherstellers entsprungen scheinen, die präzise Handwerkskunst, die von Zigarre zu Zigarre nur bei sehr genauem Hinsehen kleinste Unterschiede offenbart, ein betörender Duft, der einem fast die Sinne raubt – und es gibt die Toscano. Eine Schönheit erst auf den zweiten Blick. Eine Zigarre aus Italien, die die Zigarrenwelt seit über 200 Jahren polarisiert und provoziert.

Italienische Lebensfreude pur

Von ihren leidenschaftlichen Anhängern liebevoll „stortignacolo“, die Krumme genannt, steht die Toscano-Zigarre seit 1815 für italienisches Lebensgefühl pur. Als geschätzter Begleiter zum Espresso am Morgen oder einem Grappa zum Abschluss eines üppigen Abendessens ist sie fester Bestandteil des legendären „dolce vita“: Italienisches Temperament trifft auf aromatische Stärke, handwerkliche Perfektion aus Tradition sorgt für eine komplexe Aromenvielfalt, die einzig steht in der Zigarrenwelt. Das hat gute Gründe. Denn neben dem Geschick und der enormen Erfahrung der RollerInnen, ist der Anbau sowie die spezielle Verarbeitung und Veredelung des Dark Fired Kentucky-Tabaks ausschlaggebend für die hohe Qualität des Endproduktes.

Und natürlich ihre uritalienische Herkunft: Rund 60 Prozent des verarbeiteten Tabaks stammt heute noch immer aus Italien. Mehr als 200 landwirtschaftliche Betriebe mit über 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den traditionellen Anbauregionen Toskana, Kampanien, Umbrien, Latium und Venetien produzieren - je nach Saisonverlauf - zwischen 1.800 bis über 2.000 Tonnen Kentucky Tabak für die Toscanos. Und das teils seit Generationen. Möglich wird dies durch langfristige Vereinbarungen, die Toscano mit dem italienischen Ministerium für Land- und Forstwirtschaft getroffen hat, und die den Tabakbauern aktuell bis 2024 Abnahmevolumina von Kentucky-Tabak garantiert. Das schafft Planungssicherheit auf Seiten der Produzenten, sorgt für Kontinuität der italienischen Produktionskette, und ist damit ein wichtiger Baustein, um Anbau von Qualitätstabaken aus Italien auch in Zukunft zu ermöglichen.
 
130 Arbeitstage pro Hektar

Denn Tabakanbau ist vor allem personalintensiv und in großen Teilen immer noch Handarbeit. Der Arbeitseinsatz pro Hektar ist bei Tabak der höchste unter allen landwirtschaftlich genutzten Kulturpflanzen. Insgesamt werden pro Hektar Kentucky-Tabak rund 1.000 Stunden pro Jahr benötigt, was rund 130 Arbeitstagen entspricht. Jeder Arbeitsschritt erfordert dabei besondere Sorgfalt und jede Menge Erfahrung: Von der Aussaat, dem Umpflanzen der Sämlinge, Aufzucht, Beschneiden und Ausdünnen, bis zu Ernte, Trocknung und Sortierung. Die Ernte ist immer eine der heikelsten Phasen, da hier bereits die Basis für die weitere Veredelung gelegt wird. Es werden maximal drei Blättern gleichzeitig geerntet, damit die Tabakblätter jeweils den gleichen Reifegrad und nach der Trocknung den gleichen Farbton, die gleiche Textur und die gleiche Elastizität des Gewebes aufweisen. Dies alles wird rigoros von Hand durchgeführt, um eine höchstmögliche Qualität des wertvollen Rohmaterials zu erreichen.

„Manufaktur“ im besten Wortsinn

Das diese äußerst selektive Arbeit auf den Tabakfeldern, durchaus vergleichbar mit dem Anbau hochklassiger Weine, sich direkt auf den Ertrag auswirkt, leuchtet ein. Rund einhunderttausend Blättern pro Hektar – deutlich weniger als andere Tabaksorten, deren Hektarertrag die zehnfache Menge ausmachen kann – sorgen für ideale Wachstumsbedingungen der Kentucky-Tabakpflanzen, die ihren optimalen Reifegrad nach rund 90 Tagen erreichen. Doch von der Aussaat bis zur fertigen Zigarre für Aficionados, die das Besondere einer Toscano zu schätzen wissen, vergehen mehr als zwei Jahre. Es dauert so lange, da auch die fertige Zigarre noch einen Reifungsprozess durchläuft, der je nach Sorte zwischen vier und zwölf Monaten dauert. Erst dann erreichen die Zigarren die volle Reife und bekommen den unverwechselbaren, typischen Geschmack, für die eine Toscano so sehr geschätzt wird.
 
Legende einer Legende

Was heute durch ausgefeilte Sensorik und im Labor anhand chemischer Prozesse erklärt werden kann, war in der Entstehungszeit der Toscano zu Beginn des 19. Jahrhunderts weitestgehend unbekannt. Intuition, Erfahrung und der Zufall sollten der Toscano zu ihrer Geburt verhelfen: 1815 soll ein starker Sommerregen einige im Freien stehen gelassene Fässer mit aus den USA importiertem Kentucky-Tabak komplett durchnässt haben. Für den Besitzer der Fässer ein enormer wirtschaftlicher Verlust. Es war die Zeit, in der die Toskana unter der aufgeklärten Herrschaft der Lothringer stand und Tabak in Kleistmanufakturen für den regionalen Markt verarbeitet wurde.

Die Katastrophe hätte das Aus für den Produzenten bedeuten können, entpuppte sich jedoch als wahrer Glücksfall: Der Tabak war inzwischen fermentiert und galt für konventionelle Nutzung als verdorben. Sei es aus Verzweiflung, sei es einer Eingebung des Augenblicks geschuldet: Der fermentierte Tabak wurde in der Sonne der Toskana getrocknet und als Einlage für Zigarren ohne Umblatt verwendet. Das Geschmacksergebnis muss nicht nur den Hersteller verblüfft haben – die Zigarren wurden begeistert aufgenommen und verkauften sich in Rekordzeit. Soweit die Legende.

Kleine Ursache, große Wirkung

Keine Legende hingegen ist, dass in der Toskana bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts – das erste Tabakmonopol datiert auf das Jahr 1645 – Tabak angebaut und verarbeitet wurde und somit bereits ein enormes Wissen und reichlich Erfahrung rund um die Tabakpflanze bestand. Wahr ist auch, dass Fermentieren zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit zählt, mit deren Hilfe Lebensmittel haltbar gemacht werden oder deren Geschmack seit Urzeiten gezielt verbessert wird. Die Fermentierung des Tabaks zur Qualitätssteigerung ist deshalb ein naheliegender Gedanke, reduziert der klassische Gärungsprozess bei Temperaturen zwischen 50 °C und 60 °C beim getrockneten Rohtabak doch den Nikotingehalt, und Eiweißverbindungen der Pflanze, die charakteristische, sortenspezifische Aromen überdecken, werden abgebaut. Ein Effekt, der sich besonders positiv auf den für die Toscanoverwendeten Kentucky-Premium-Tabak auswirkte, denn so entstand ein völlig neuer, aromatisch-würziger Geschmack.   

Der Zufall bekommt System

Der Kentucky-Tabak wird heute, um den Sommerregen des Jahres 1815 zu simulieren, nach der Auswahl und Sortierung in Füllung und Deckblatt zunächst in Tanks mit entmineralisiertem Wasser gefüllt. Dann wird der Tank entleert und der Tabak verbleibt dort bis zum nächsten Tag. Nach dem Abtropfen wird der Tabak für 14 bis 20 Tage in die "Marnoni", die Fermentierungsbottiche, gelegt und gepresst. Im Laufe der Tage steigt die Temperatur allmählich an und der natürliche Fermentationsprozess beginnt. Für eine möglichst gleichmäßige und schonende Fermentierung werden die gepressten Ballen mehrfach von Hand umgeschichtet. Es braucht nicht nur enormes Wissen, um die spezifischen Eigenschaften des Tabaks herauszuarbeiten, sondern ganz viel Zeit: Die nikotinreduzierende Fermentation dauert je nach Zigarrensorte zwischen 30 und 50 Tage. Doch genau dieser langsame, schonende Prozess erst verleiht der Toscano ihre intensiven Aromen und eine Stärke, die das Geschmacksbild aller Toscani prägt und perfekt abrundet. Das Prinzip Toscano: Eine traditionelle Methode, der die ManifattureSigaroToscano S. p. A. in den Manufakturen in Lucca und Cava de’ Tirreni in der Nähe der Amalfiküste in der Provinz Salerno, bis heute treu geblieben ist und die zur DNA dieses Zigarrenklassikers gehört.

Feuertaufe für den Kentucky-Tabak


Schicksal jeder Zigarre ist es, genussvoll in Rauch aufzugehen. Denn dafür sind sie gemacht. Bei der Toscano kommt dem Rauch jedoch noch eine weitere, eine entscheidende Bedeutung zu: Um den maximalen Geschmack aus jedem einzelnen Tabakblatt hervorzulocken, wird der Kentucky-Tabak einer direkten Feuertrocknung unterzogen. Sie wurde in unterschiedlichen Ecken der Welt fast zeitgleich im frühen 19. Jahrhundert entwickelt, um am Ende des Sommers, bei sinkenden Temperaturen und höherer Luftfeuchtigkeit, nicht mehr allein auf die extrem witterungsabhängige Lufttrocknung angewiesen zu sein. Mit einem für die Toscano äußerst positiven Effekt: Die nach der Ernte in langen Reihen an der Decke von Räucherscheunen aufgehängten Tabakpflanzen werden schonend über schwelenden Harthölzern wie Eiche, Steineiche, Ahorn oder Hickoryholz geräuchert.

„Firecuring“ nennt sich diese Methode in den Vereinigten Staaten, „celle di cura a fuoco“ in Italien. Beide Methoden ähneln sich, haben aber einen entscheidenden Unterschied: In den USA hängen die Farmer die ganze Pflanze zur Feuertrocknung auf, und erst am Ende des Prozesses trennen sie die Blätter vom Rest der Pflanze. In Italien verarbeiten die Landwirte nur die Blätter, hängen sie mit einer besonderen Technik akkurat in Reihen auf, um bereits bei der „Feuertaufe“ die bestmögliche Qualität zu erzielen, die überhaupt erst die nachfolgenden Produktionsschritte einer jeden Toscano ermöglicht.

Bei so viel Geschichte (und Geschichten) ist es kaum verwunderlich, dass eine Toscano-Zigarre für die italienische Genusskultur heute ebenso identitätsstiftend ist wie Pasta, Pizza, Espresso oder die weltweit gefeierten Spitzenweine aus der Toskana, der Heimat dieses außergewöhnlichen Rauchgutes, das sich so markant abhebt vom Rest des Tabakuniversums. Die Toscano hat sich das Rauhe, Ursprüngliche ihrer Entstehungszeit bewahrt und trotzt als echter Nonkonformist allen Moden. Aber genau deshalb ist sie in einer Zeit, die Regionalität und handwerkliche Tradition wieder neu für sich entdeckt, von verblüffender Modernität. Unverwechselbar in der Form, einzigartig im Geschmack. Und mit einer langen Tradition, die hinter jeder einzelnen Zigarre steht. Mainstream war die Toscano noch nie, Geheimtipp unter Zigarrenliebhabern schon immer. Ein Zigarrenklassiker ist die Toscano ohnehin.

 


Veröffentlicht am: 10.11.2021

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