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BÉNÉDICTE PEYRAT – DER WIND DURCH DIE FÜCHSE

Jede Bewegung zieht Kreise. Doch bis wohin reichen diese Kreise?



In den Aquarellen von Bénédicte Peyrat (*1967, Paris) ziehen sie mit dem pastellfarbenen Wind, der sie fangend und treibend ins Bild, und aus ihm hinauswirbelt. Der Wind durch die Bilder ist der magische Mittler, der verbindet, öffnet und umschließt, die Sprache zwischen Mensch und Tier als naturgegeben offenbart. Rätselhaft, mysteriös und doch so selbstverständlich, dass man nicht zu hinterfragen vermag, welch geheime Mission Mensch und Tier zusammen und allein zu erledigen haben.


Die Szenen der Aquarellbilder, auf einer oder über mehrere Einzelseiten hinweg, wirken wie aus einem Traum gegriffen, und trotz dessen glaubhaft und lebendig. Die chiffrierten Realitäten scheinen wie eine Geschichte ohne Reihenfolge, ohne Anfang und ohne Ende. Eine Geschichte, in der der Ausgang offenbleibt und eine Einleitung nie in Betracht gezogen wurde. Doch wiederkehrende Elemente führen zu einer auktorialen Bildsprache. Stehen die einzelnen Szenen also für sich oder sind sie Teil einer Saga, dessen Kapitel in Zerwürfnis geraten sind? Durch die lückenlose und großflächige Installation der Blätter im Raum, kann deren Zusammenhang in der Gegenüberstellung geprüft werden.

Der Stil Bénédicte Peyrats wirft uns vor eine Spurensuche. Aus den milchig-transparenten Hintergründen erheben sich mit klarem zinnoberrot-farbenen Strich die Protagonist*innen.
In dem Bild Bis zur Unendlichkeit und darüber hinaus / Vers L’infini et au déla reiten Knabe und Fuchs Rücken an Rücken auf einer schwarzköpfigen Kuh. Zu dritt steuern die Passagiere auf einer Gondel durch das sie umgebende Wasser. Obwohl Fuchs und Jüngling aneinandergekettet sind, wirkt keiner der beiden wie ein Gefangener. Vielmehr sind sie Verbündete. Die grobgliedrige Kette, die um die beiden Bäuche geschlungen ist, erinnert an Motive aus den Malereien Cranachs. Kleinteilige, sich wiederholende Motive treten auch in Peyrats Arbeiten auf, um zu erzählen, und um zu weisen, jedoch nicht zu rationalisieren. Die rote Holzmaserung des Dielenbodens der Gondel wirft Assoziationen zu den gemalten Holzräumen von Anselm Kiefer, als auch Bäumen auf, die in Opposition stehen zu dem allumgebenden Wasser, durch das die Gefährten treiben. Der gelbgoldene „Ferro“ der Gondel scheint als heimlicher Motor, dem Wind lauschend, zu folgen. Sein Leuchten verrät seine Intention. Steht ein „Ferro“ mit sechs Zähnen für die Stadt Venedig, so verweist dieser dreizähnige wohl auf eine Herkunftsstadt, die er anzusteuern ersehnt, deren Identität uns allerdings verborgen bleibt.

Als Inspiration für das Motiv der schwarzköpfigen Kuh dienten Höhlenmalereien aus der Grotte von Lascaux, die etwa vor 17.000 Jahren entstanden. Trotz dieses prähistorischen Verweises kennen die Motive Peyrats keine Zeit, ihre Gültigkeit ist intuitiv und folgt ihren eigenen Gesetzen. Allein die menschliche Urform der Fantasie manifestiert sich, Platons Höhlengleichnis auflösend, auf Peyrats Aquarellen, durch die Anslichtbringung ihrer Ideenwelt.

Ergänzend zur raumgreifenden Installation der Zeichnungen auf Papier, reihen sich Acrylmalereien vor die bespielten Wände. Die Portraits auf Leinwand präsentieren nach vertrauter Manier der Künstlerin, Individuen, die sinnierend, mit sich selbst beschäftigt, aus dem sie umgebenden Raum auftauchen und sich mit ihm vereinigen.

In dem Bild Fahrt ins Blaue scheint die Umgebung aus hell leuchtendem Blau die dargestellte Dame gar einnehmen zu wollen. Vor einem pastelligen Nichts auftauchend, konfrontiert die Protagonistin des Bildes uns mit ihrem klaren und direkten Blick. Sie behauptet sich, mit Würde und Hingabe, nicht wertend darüber, was die Farbe mit ihr vorhat. Jedoch achtsam, akzeptierend und in Frieden damit, dass sie sie umgibt, sie durchdringt oder sie gar aufzulösen trachtet. Sie stellt sich dem schönen dynamischen Schein und frönt der Illusion.

Die neuen Werke Peyrats sind Zeugen eines Pluralismus, laut dem die Wirklichkeit aus vielen selbstständigen Prinzipien besteht. Die Dargestellten wissen darum und machen sich dieses Wissen, und den Wind, zunutze.

Doch uns beachten sie nicht. Sie sind in ihrem Raum friedvoll eingeschlossen und gehören nicht in unsere Realität. Sie lassen sich allein zu dem Zweck betrachten, um uns mit Fragen zu konfrontieren.
Gibt es die Unendlichkeit, und wer oder was existiert über sie hinaus?
Wie viele Sinne braucht die Fantasie?
Wenn der Wind eine maximale Entropie anstrebt, wieso fließt er dann wie ein seidener Strom durch die Bilder?
Vielleicht verrät er es uns durch die Füchse.

Thomas Rehbein Galerie
Aachener Straße 5
D-50674 Köln
Tel.:+49(0)221 3101000
www.rehbein-galerie.de

Bild: Bénédicte Peyrat, Studio view, 2022

 


Veröffentlicht am: 19.10.2022

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