Vor 45 Jahren rollte der erste Kamaz vom Band

... in Naberezhnye Chelny am Fluss Kama

Kamaz – das steht in westlichen Ländern vor allem für PS-starke Boliden, die seit Jahren die Truck-Wertung der Rallye Dakar dominieren. Das Werksteam wurde 1988 gegründet. In ihrer Heimat Russland sind die Lastwagen vor allem im harten Alltagseinsatz unterwegs. Der erste Kamaz rollte am 16. Februar 1976 vom Band.

Gegründet worden ist das Unternehmen 1969 als „Kama River Complex of Heavy Duty Truck Production Plants“. Vorausgegangen war ein Beschluss des Zentralkomitees der russischen kommunistischen Partei. Das Werk wurde in der kleinen Stadt Naberezhnye Chelny am Fluss Kama errichtet. Wie damals typisch in der Sowjetunion entstanden auf dem riesigen Areal auch gleich Wohnungen für die Arbeiter, Kindergärten, Schulen und Geschäfte. Die Fabrik wurde auf eine Jahreskapazität von 150.000 schweren Lastwagen und 250.000 Motoren ausgelegt. Zu den anfänglich rund 27.000 Einwohnern des Städtchens kamen jedes Jahr 30- bis 40.000 neue dazu. Heute leben in Naberezhnye Chelny über eine halbe Million Menschen.

Nur zweieinhalb Jahre nach Produktiosbeginn verließ bereits der 50.000ste Kamaz das Werk, nicht einmal ein Jahr später waren 100.000 Fahrzeuge gebaut worden. Im Februar 1981 wurde die erste Werkserweiterung in Betrieb genommen, sechs Jahre später begann Kamaz auch mit dem Bau des Kleinstwagens Oka, der später auch als Lada und dann als Seaz Oka sowie als eigene Marke verkauft wurde. Die Produktion endete 2008, ein von Lada entworfener Nachfolger fand nicht zur Serienreife.

1990 wurde Kamaz in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Am 14. April 1993 zerstörte ein verheerendes Feuer Großteile der Fabrik. Die Produktion wurde bis zum Wiederaufbau notdürftig fortgeführt. 1996 stellte Kamaz mit dem Muldenkipper 6520 den ersten Prototyp einer neuen Modellgeneration vor. Anfang der 2000er-Jahre folgten der Omnibus Nefaz-5299 auf Basis der 52er-Baureihe und der Kamaz 4308 für den städtischen Verteilerverkehr. Ab 2005 setzte die Internationalisierung des Unternehmens ein. Es entstanden Joint Ventures mit ZF und Knorr Bremse. 2008 stieg Daimler mit zehn Prozent beim russischen Lkw-Hersteller ein und hält heute 15 Prozent der Anteile.

Fast eine Punktlandung gab es mit dem zweimillionsten gebauten Kamaz: Er verließ am 15. Februar 2012 das Werk – einen Tag vor dem 36. Jahrestag. Die Zusammenarbeit mit Daimler führte wenige Monate später zur Lizenzfertigung des Merceds-Benz-Axor-Fahrerhauses für die mittlere Kamaz-Baureihe.

2013 feierte Kamaz das 10.000ste Buschassis sowie der Sattelzugmaschine 65206 und des Fernverkehrs-Lkw 65207. Zwei Jahre später wurde die Produktion von Gasmotoren für Busse und Lastwagen aufgenommen. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Drive Electro wurden außerdem Elektrobusse entwickelt. 2016 wurde gemeinsam mit Daimler die Fertigung der gemeinsamen Fahrerkabinen ausgebaut. Im selben Jahr stellte Kamaz auf der Motorshow in Moskau das Konzept eines zwölfsitzigen Stadtbusses mit autonomen Fahrfunktionen vor.

Bis heute sind 2,2 Millionen Kamaz gebaut worden, dazu kommen 2,85 Millionen Motoren aus Naberezhnye Chelny. Jeder dritte Lkw zwischen 14 und 40 Tonnen in Russland und der Gemeinschaft unabhängiger Staaten kommt vom Fluss Kama. Exportiert werden die Fahrzeuge in über 80 Länder der Erde.

Foto: Auto-Medienportal.Net/ASO/Lopez

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