Das große Krabbeln – Zeckenalarm durch Corona

ARAG Experten informieren über die gefährlichen Plagegeister



Nicht nur durch die milden Winter herrscht für Zecken hierzulande ganzjährige Dauersaison. Auch die Corona-Pandemie könnte durch vermehrte Freizeitaktivitäten, die vornehmlich draußen stattfinden, dafür sorgen, dass die kleinen Spinnentiere schneller zum Ziel gelangen.


Bei Bodentemperaturen um die sieben Grad werden die Blutsauger aktiv. Dann verlassen sie ihre Verstecke unter Laub und Nadeln und machen sich auf die Suche nach einem geeigneten Wirt. Das ist nicht nur ekelig, sondern auch gefährlich. Denn durch die gemäßigten Temperaturen können mittlerweile auch tropische Zeckenarten aus Nordafrika und Asien in Deutschland überleben. Daher machen die ARAG Experten auf die damit verbundenen Risiken aufmerksam.

Zecken in Zahlen

Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden im letzten Jahr 704 durch Zecken ausgelöste FSME-Erkrankungen (Frühsommer-Meningoenzephalitis) gemeldet. Das war seit Datenerfassung im Jahr 2001 die höchste Zahl und das Doppelte des jährlichen Durchschnittswertes von etwa 300 Erkrankungen. Dabei steigt das Risiko einer FSME-Erkrankung ab dem Alter von 40 Jahren deutlich an und ist größer bei Männern als bei Frauen. Die Mehrzahl der FSME-Erkrankungen findet in den Monaten Mai bis Oktober statt.

Als Zecken-Risikogebiete sind aktuell 169 Kreise definiert, das sind fünf mehr als noch im letzten Jahr. Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen besteht ein erhöhtes Risiko für eine FSME-Infektion. Eine Karte der FSME-Risikogebiete kann auf der Seite des RKI heruntergeladen werden.

Was Sie über Zecken wissen sollten

Schildzecken gehören zur Klasse der Spinnentiere und sind außer in der Arktis und Antarktis weltweit verbreitet. Da Zecken Parasiten sind, benötigen sie andere Lebewesen, um sich von deren Blut zu ernähren. Als Wirte dienen Vögel, Reptilien und Säugetiere – und eben auch der Mensch. Viele Zeckenarten sind dabei gefährliche Krankheitsüberträger zwischen den Wirten. Die weitverbreitete Vorstellung, dass Zecken sich von Bäumen auf ihre Opfer fallen lassen, ist falsch. Zecken bevorzugen Waldränder und Waldlichtungen in Laub- und Mischwäldern; ebenfalls beliebt bei Zecken sind Bachränder sowie Gebüsche und hohe Gräser an Wegrändern.

Die Ausbreitung der Zecken


Der Klimawandel macht sich auch bei den Verbreitungsgebieten der Zecken bemerkbar. Die Spinnentiere sind auf dem Vormarsch. Da sich in Deutschland die Durchschnittstemperatur in den vergangenen Jahren erhöht hat, gibt es nun deutlich mehr Gebiete, an denen die Parasiten überleben können. Es kann kaum noch eine Region als absolut zeckenfrei eingestuft werden.

Borreliose

Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektion in Europa. Das Bakterium wird allerdings erst ein bis zwei Tage nach dem Einstich auf den Menschen übertragen. Deswegen kann laut ARAG Experten durch ein schnelles Entfernen der Zecke unmittelbar nach dem Einstich eine Infektion meistens vermieden werden. Eine direkte Übertragung der Borrelien von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt; erkrankte Personen sind also nicht ansteckend.

FSME

Anders als der etwas sperrige Name Frühsommer-Meningoenzephalitis es vielleicht vermuten lässt, kann man sich nicht nur im Frühsommer mit dem Virus infizieren. Das FSME-Virus löst Erkrankungen aus, die mit grippeähnlichen Symptomen, Fieber und bei einem Teil der Patienten mit einer Meningoenzephalitis, einer Entzündung des Gehirns, einhergehen. Da es sich um ein Virus handelt, lässt sich die Grunderkrankung nicht mit Antibiotika heilen. Es ist nur möglich, einzelne Symptome zu lindern. Und genau das macht FSME so gefährlich.

Ein paar Tipps zu Ihrem Schutz

ARAG Experten nennen ein paar Verhaltensregeln, die jeder Spaziergänger in Risikogebieten beherzigen sollte: Der Aufenthalt im hohen Gras oder Unterholz sollte vermieden werden. Wer beim Waldspaziergang geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und lange Hosen trägt, bietet den Parasiten wenig Angriffsfläche. Helle Kleidung ist dabei günstiger als dunkle, denn die Zecken kann man gut darauf erkennen und noch vor einem Stich entfernen. Insektenabweisende Mittel helfen zumindest eine Weile, stellen aber keinesfalls einen sicheren Schutz vor Zecken dar. Wer sich in der freien Natur aufgehalten hat, sollte anschließend seinen Körper gründlich nach Zecken absuchen. Zecken sind winzig klein und krabbeln auf dem Körper und der Kleidung herum, um eine geeignete Einstichstelle für das Blutsaugen zu finden. Sie bevorzugen dünne und warme Hautstellen. Deshalb sollten die Arme, Kniekehlen, Hals und Kopf sowie der Schritt gründlich nach Zecken abgesucht werden.

Welche Schutzimpfung möglich ist

Gegen die Lyme-Borreliose gibt es keinen zugelassenen Impfstoff. Gegen die gefährlichere FSME hingegen gibt es sehr wohl Impfstoffe, die sehr gut verträglich und hoch wirksam sind. Diese Impfung kann allen empfohlen werden, die in einem Risikogebiet leben oder dorthin reisen und Zecken ausgesetzt sind. Auch wer beruflich gefährdet ist, wie z. B. Forstarbeiter, Jäger und Landwirte, sollte sich unbedingt impfen lassen. Nichtsdestotrotz müssen Ärzte, die Zeckenschutzimpfungen vornehmen, über das Risiko einer entzündlichen Reaktion des Gehirns oder einer Nervenentzündung aufklären. Tun sie dies nicht oder nur unzureichend, können unter Umständen Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche seitens des Patienten geltend gemacht werden (OLG Brandenburg, Az.: 12 U 186/06).

Foto: Pixabay

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