Das Coronavirus hat nicht nur durch Sicherheitsabstände und Lockdowns das Leben vieler Menschen beeinflusst – zahlreiche Arbeitnehmer gingen auch ins Homeoffice und kommunizierten hauptsächlich über Videokonferenzen.
Diese Videomeetings sind allerdings nicht nur praktisch, sondern lenken den Fokus des Betrachters häufig auch auf eigene Makel wie Tränensäcke, Zornesfalten, Doppelkinn oder unreine Haut. Der tägliche Blick in die Kamera schürt inzwischen bei vielen Menschen den Wunsch nach Selbstoptimierung und führt sie oftmals zum plastischen Chirurgen.
Dr. med. Joachim Graf von Finckenstein, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie und medizinischer Leiter der Praxisklinik in den Seearkaden Starnberg, klärt über den Beauty-Boom durch Corona auf: „Durch den andauernden Blick zum eigenen Spiegelbild auf dem Bildschirm neigen seit Beginn der Corona-Pandemie viele Menschen dazu, kleinere Beautyeingriffe vornehmen zu lassen. Darunter befinden sich insbesondere Maßnahmen, um Falten zu reduzieren, wie Unterspritzungen mit Hyaluronsäure und Eigenfett oder Behandlungen mit Botox. Aber auch die Behandlung eines Doppelkinns erfreut sich derzeit großer Beliebtheit. Dabei wird mittels eines kleinen Schnittes in der Unterkinnfalte überschüssiges Gewebe entfernt und die Kinnpartie gestrafft.
Insbesondere ungünstige Kameraperspektiven und schlechte Belichtung sorgen dafür, dass uns unser eigenes Gesicht in Videokonferenzen oftmals nicht gefällt. Wer sich nun täglich über mehrere Stunden in diesen Meetings betrachtet, hat genug Zeit, seine Makel ausgiebig zu analysieren und Änderungen herbeizuwünschen. Auch viele jüngere Menschen sind betroffen und wollen deshalb beispielsweise Botox injiziert bekommen – auch wenn sie noch gar keine starke Faltenbildung aufweisen.
Ich behandele allerdings nur tatsächlich Betroffene und injiziere niemandem Botox, der noch faltenfrei ist. Doch nicht nur der vermehrte Blick in die Kamera führte dazu, dass viele Menschen im letzten Jahr Beauty-Eingriffe durchführen ließen: Durch abgesagte Reisen standen mehr Zeit und Geld zur Verfügung, um solche Maßnahmen zur Selbstoptimierung durchzuführen. Daneben sorgte aber auch das Maskentragen für mehr Eingriffe: Da der Fokus des Gegenübers durch die Masken vermehrt auf der Augenpartie liegt, wollten viele Menschen diese auffrischen und beispielsweise Lachfalten wie Krähenfüße vermindern lassen. Des Weiteren verdecken die Masken die Mundregion allerdings auch und mögliche leichte Schwellungen oder blaue Flecken, beispielsweise nach einer Behandlung mit Hyaluronsäure, bleiben unsichtbar für die Mitmenschen.“
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