Neue Erkenntnisse für bessere Schulbücher

Studie erforscht Bedürfnisse von Schüler*innen



Vor kurzem sind im Leibniz-Institut für Bildungsmedien die Schulbücher des Jahres gekürt worden. Das leuchtet ein, denn was Schülerinnen und Schüler in Deutschland lernen hängt ganz entscheidend von ihren Schulbüchern ab. Allerdings war bisher wenig darüber bekannt, welche Bedürfnisse die jungen Lernenden selbst haben.

Erstmals wurde jetzt an der Universität Vechta die Qualität von Schulbüchern in Verbindung mit Schüler*innen und Autor*innen untersucht. Die Studie stellt fest, dass einige aktuell genutzte Bücher an den Bedürfnissen von Schüler*innen vorbeigehen. Entsprechend hat die Universität eine Handreichung für Schulen entwickelt, die die Auswahl guter Bücher sowie digitaler Lern-Apps bundesweit ermöglicht.

„Obwohl Schulbücher das wichtigste Unterrichtsmedium in fast allen Fächern sind, werden sie kaum wissenschaftlich untersucht. Meistens werden sie losgelöst von dem Unterricht betrachtet, in dem sie genutzt werden“, sagt Dr.‘in Hannah Lathan von der Universität Vechta. Sie ist im Fach Geographie in der Abteilung "Lernen in ländlichen Räumen" und im neugegründeten Institut VISTRA tätig.

Im Rahmen ihrer erfolgreich abgeschlossenen Promotion hat sie Schulbücher im Fach Geographie von Grund auf untersucht. „Diese Studie beforscht den ‚echten Unterricht‘, bei dem Schulbuchautorinnen und -autoren sowie Schülerinnen und Schüler befragt werden. Das hat in dieser Form noch nie stattgefunden.“

Schüler-Bedürfnisse vom Einband bis zu den Aufgaben

So ergab die Studie, dass bereits das Äußere der Bücher über die Motivation der jungen Menschen entscheidet. Weichere Softcover-Einbände und eine eher kleinteilige Cover-Gestaltung lehnten viele ab. Vor allem aber kommt es auf die „inneren Werte“ an: Während von längeren Texten geprägte Seiten durchfielen, schätzten die Probanden besonders einen Aufbau, der beispielsweise durch eine klare Farbgebung Orientierung schafft.

„Zur Gliederung müssen Autoren und Autorinnen wissen, dass nach spätestens zehn bis 15 Zeilen ein Absatz notwendig wird, um Sinneinheiten klar voneinander zu trennen und den Text leicht lesbar zu machen“, ergänzt Hannah Lathan. Zudem fühlten sich die jungen Probanden besonders von Aufgaben angesprochen, die ihnen die Möglichkeit zum aktiven Handeln gaben. Bücher, die zu den Aufgaben eine kombinierte Nutzung von Medien wie YouTube oder Apps anboten, bekamen bei den Schülerinnen und Schülern ein besonderes Plus.

Die Realität der Schulbücher sieht dagegen teilweise anders aus. Während einige Werke durchaus auf moderne Lernbedürfnisse ausgerichtet sind, ergab die Studie etwa, dass teilweise veraltete Schulbücher mit Daten- und Bildmaterialien aus den 1990er Jahren genutzt werden. Dazu kommen Aufgaben, die in Einzel- und „Stillarbeit“ mit schlichten oder unverhältnismäßig langen Texten gelöst werden sollen. Das sei „Gift für gutes Lernen“ und führe zu unmotivierten Schüler*innen, meint Hannah Lathan, die selbst Schulbuchautorin ist.

Handreichung zu Qualitätskriterien für Lehrkräfte und Autor*innen

Als Konsequenz aus ihrer Studie hat Hannah Lathan eine Handreichung zu Qualitätskriterien für Lehrkräfte und Autor*innen von Schulbüchern entwickelt. Sie ist kompakt und praxisorientiert, da sie für die Nutzenden wesentliche Kriterien wie das Layout aufgreift sowie die wichtige Konformität eines Schulbuchs mit dem Lehrplan. Gleichzeitig können damit Unterrichtsinhalte und ihre zielgerichtete Vermittlung durch die Medien und Aufgaben analysiert werden.

Die Handreichung lässt sich zudem auf andere Lehr-Lern-Materialien wie Arbeitshefte übertragen - oder auf digitale Anwendungen wie Lern-Apps, die im Zuge der Digitalisierung vermehrt zum Einsatz kommen.

Foto: Pixabay

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