Am 29. April 1972 erblickte Jean-Georges Noverre in Paris das Licht der Welt. Dem Franzosen wird eine bedeutende Rolle in der Welt des Tanzes zugesprochen, denn er gilt als Schöpfer des modernen Balletts. Noverre trat für mehr Menschlichkeit beim Tanzen ein, Masken und Perücken sollten die Gesichter nicht mehr verdecken.
Sein Geburtstag – der Welttanztag – ist ein Tag, der Menschen zusammenbringen, Barrieren abschaffen und Grenzen überwinden soll. Wie dies im 21. Jahrhundert in den verschiedensten Kulturen und an den unterschiedlichsten Orten erfolgreich gelingt, zeigen sechs Beispiele aus Puerto Rico über den Broadway bis nach Saudi-Arabien: nicht nur am 29. April!
Die Mutxikos: So kommuniziert das französische Baskenland
Mehr als 200 verschiedene Tänze zählt das Baskenland. Sie werden von Generation zu Generation übertragen und sind in erster Linie für das Miteinander von großer Bedeutung. Sei es als Dank, zur Begrüßung oder zum Austausch: Getanzt wird nicht nur zu Festen und Feierlichkeiten. Neben dem Fandango genießen die Mutxikos eine große Bekanntheit und werden noch heute in den Dörfern des Baskenlandes praktiziert. Jeden zweiten Sonntag im Monat verwandelt sich beispielsweise der Dorfplatz von Bidart an der französischen Atlantikküste in eine Bühne für jeden, der gemeinsam mit den Bewohnern das Tanzbein schwingen möchte.
Najdi Ardah: der traditionelle Tanz Saudi-Arabiens
Eine Art zeremonieller Schwerttanz, der ursprünglich vor einer Schlacht aufgeführt wurde: Der Ardah verbindet Trommeln mit Poesie und Musik und wird in ganz Saudi-Arabien aufgeführt. Besonders beeindruckend ist die Najdi-Version. Der Ursprung stammt aus dem Land des saudischen Gründers König Abdulaziz Al Saud. Zwei Reihen von Männern in aufwändig bestickten „Daghla“-Gewändern, die es nur in dieser Region gibt, stellen sich auf. Wenn der Tanz beginnt schwingen sie ihre Schwerter im Takt der Musik und rezitieren Gedichtzeilen, während sie sich rhythmisch mit den Trommeln wiegen. Noch heute gilt die Ardah als ein wertvoller Teil der saudischen Kultur, und wird bei Hochzeiten, nationalen Feiern und den meisten religiösen Feiertagen aufgeführt.
Reggaeton und Perreo: von Puerto Rico in die Welt
In Puerto Rico liegt Musik in der Luft. Ob während eines Spaziergangs durch die Straßen von San Juan, beim Feiern auf einem Stadtfest oder beim Chillen am Strand, Musik ist ein Grundpfeiler der puerto-ricanischen Kultur. Der Reggaeton, beeinflusst von Hip-Hop, lateinamerikanischer und karibischer Musik, entstand Ende der 1990er-Jahre in den Clubs von San Juan und verbreitete sich schnell weltweit. Sein schwerer, vom Bass geprägter Beat wird als Dembow bezeichnet und die typische Hookline charakterisiert die häufig gerappten Texte. Der Tanz, der mit dieser urbanen Bewegung verbunden ist, heißt Perreo – sinnliche Bewegungen konzentrieren sich auf das Reiben mit einem Partner, der dem anderen den Rücken zuwendet. Der den Beat bestimmende treibende Bass sorgt dafür, dass die Tänzer ihre Hüften schwingen und sich in der Musik verlieren.
Volkstanz in Boise: das Baskenland des Great American West
In Boise, Hauptstadt des US-Bundesstaates Idaho, lebt die größte baskische Gemeinschaft außerhalb des europäischen Kernlandes. Die besonderen Traditionen und Geschmäcker werden liebevoll gepflegt: Der Baskenblock im Herz der Stadt beherbergt das baskische Museum, den baskischen Markt sowie das baskische Zentrum, dem Ort für Gemeindeveranstaltungen und Tanzaufführungen. Die Oinkari Basque Dancers, eine baskische Volkstanzgruppe, treten hier zu traditioneller Musik aus Akkordeon- und Flötenklängen auf. Fliegende Röcke, schnippende Finger, Kastagnetten und Stöcke als Taktverstärker reißen das Publikum mit. Und auch bei Paraden ist die Tanzgruppe mit ihren kreativen Formationen immer dabei: Ob alljährlich im Juli beim San Inazio Festival zu Ehren des Schutzpatrons der Basken oder alle fünf Jahre bei Jaialdi (dt. „Großes Fest") – der weltgrößten Feier der baskischen Kultur, die erneut 2025 Besucher aus der ganzen Welt nach Boise lockt.
Line-Dance und Two-Step: Texas historische Honky-Tonks
„Maybe it's time we got back to the basics of love. […] Let's go to Luckenbach, Texas“. Nicht nur im Texas Hill Country wird fündig, wer sich dem Line Dance und Two Step hingeben möchte. Die meisten Honky-Tonks wurden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert erbaut. Die älteste Tanzhalle von Texas befindet sich im historischen Stadtviertel von New Braunfels: die Gruene Hall. Eröffnet im Jahr 1878 dient sie seit Jahren als Gastgeber für einige der erfolgreichsten Country-Musikstars. In der Country-Perle Luckenbach, dem 1849 als Handelsposten gegründeten Ort, ist Live-Musik in alten Saloons oder auf dem Marktplatz unter 500 Jahre alten Eichen an der Tagesordnung. Das musikalische Erbe des Ortes reicht mehr als 150 Jahre zurück und der legendäre Tanzsaal ist seit 1887 in Betrieb.
Bob Fosse's Dancin': neue Broadway Show für Tanz-Ikone
Der Broadway in New York hat in seiner langen Geschichte nicht nur einige der besten Musicals hervorgebracht, er gilt auch als Wiege eines ganz eigenen Tanzstils. Einer der Wegbereiter und Ikonen ist der Choreograph Bob Fosse, dessen Stil eine ganze Generation an Tänzern prägte und bis heute unvergessen ist. Die neu am Broadway angelaufene Show, Bob Fosse's Dancin', ist eine laute und berauschende Hommage an die Kunstform des Tanzes und an Bob Fosse selbst. Regisseur Wayne Cilento, der in der Originalshow aus den 70ern die Hauptrolle spielte, wartet mit einer kompletten Neuinszenierung angepasst an die heutige Zeit auf.
Foto: Pixabay
Ich tanze, also bin ich
Warum wir nicht nur zum Welttanztag die Hüften schwingen sollten
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