Faszien, Muskeln und Nerven bilden die erforderliche Struktur für den Bewegungsapparat. Es leiden jedoch 50 Prozent der Bevölkerung in Deutschland unter gelegentlichen oder chronischen muskulären Schmerzen mit Bewegungseinschränkungen.
„Verspannungen, Versteifungen und eingeklemmte Bereiche stören unseren Bewegungsapparat und können ernste Folgen für unser gesamtes System haben“, weiß Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin. „Dabei ist es leicht, seinem Körper zu helfen, diese Probleme zu lösen.“ Er erklärt im Folgenden, wie Probleme mit Faszien, Muskeln und Nerven auftreten, macht Symptome und Folgen erkennbar und berichtet, wie jeder selbst dagegen vorgehen kann.
Faszination Faszien
Faszien umhüllen als Netz im Bindegewebe im gesamten Körper alle Muskeln und Organe und halten sie so in Form. Dabei bilden sie ein eigenes Organsystem und können Informationen über Schmerzen direkt an das Gehirn senden. Gründe wie Bewegungsmangel, Stress und Muskelverspannungen beeinträchtigen Faszien jedoch mitunter negativ und verknoten so die wichtige Netzstruktur. „Rückenschmerzen können etwa durch Beeinträchtigungen den Wirbelgelenke oder Bandscheiben entstehen – aber nicht selten eben auch durch die Faszien“, berichtet Dr. Sabarini. Es betrifft häufig die Rücken-, Nacken und Schulterbereiche, da diese Körperregionen im Alltag oft stundenlang in ein und derselben Position verbleiben. Folge davon ist eine Verhärtung und Verklebung der Faszien, da diese ohne Bewegung ihre stabile und geschmeidige Struktur verlieren. Die Stelle beginnt lokal zu schmerzen. Daraufhin nehmen viele Betroffene eine Schonhaltung ein, obwohl diese unbedingt vermieden werden sollte, da nun andere Körperbereiche überlasten und dort Faszien verhärten können – eine Kettenreaktion.
Dabei sind Faszien wichtig für den Bewegungsapparat, für die Nährstoffversorgung und den Abtransport von Schadstoffen durch das Bindegewebe. Verklebte Bereiche im Gewebe sorgen für ein erhöhtes Verletzungsrisiko, zudem kann es zu Herz-, Atem- und Verdauungsbeschwerden kommen. Gezielte Bewegungstherapien, Dehnübungen und Massagen schaffen Abhilfe. Die Durchblutung erhöht sich im Bindegewebe, mehr Sauerstoff wird transportiert und der Stoffwechsel beschleunigt. „Jeder kann von zu Hause aus ein Training durchführen, um das Gewebe zu stärken und Verklebungen zu lösen“, erklärt Dr. Sabarini. „Hierfür gibt es spezielle Rollen oder Bälle, womit sich mit einem regelmäßigen Training Erfolge erzielen lassen.“ Dabei wird das Gewebe „ausgerollt“, sodass es sich neu mit Flüssigkeit vollsaugen kann. Dies sorgt für Entspannung, stellt die Geschmeidigkeit wieder her und reduziert so das Verletzungsrisiko.
Nervöse Nerven
Jeder Mensch hat es schon einmal erlebt: eine falsche Bewegung und plötzlich – aua! Verkehrtes Sitzen, falsches Heben oder längere Fehlhaltungen klemmen Nerven aufgrund von Druck ein. Es kommt zu unmittelbaren oder sich langsam steigernden Schmerzen. Folge davon sind Verspannungen der Muskulatur. Da der Körper überall von Nervenbahnen durchzogen ist, kann es nahezu an jeder Stelle dazu kommen. „In den meisten Fällen sollten die Schmerzen nach zwei bis drei Tagen von allein vergehen. Mit vorsichtigen Bewegungen und Muskellockerungen lässt sich Entspannung erzielen“, sagt Dr. Sabarini. „Sollten die Schmerzen nach einer Woche weiterhin anhalten oder sich verschlimmern, ist ein Arzt zu konsultieren.“ Jedoch ermöglichen sanfte Gymnastik, Massagen, Yoga, Wärme und schmerzstillende Salben in der Regel die Lockerung der verhärteten Muskeln und lindern die Schmerzen.
Mitleidsloser Muskel
In unserem Körper gibt es mehr als 600 Muskeln, die bewusst beeinflusst und bewegt werden. Sie ermöglichen Bewegungsabläufe wie das Gehen oder Greifen. Bei Bewegung wechseln sich Anspannung und Entspannung der Muskeln harmonisch ab. Probleme treten auf, wenn Muskeln aufgrund unterschiedlicher Ursachen verkrampfen und immer weiter verkürzen. Schmerzen, knotige Verhärtungen und eine eingeschränkte Beweglichkeit sind die Folge, häufig im Rücken-, Nacken-, und Schulterbereich. Beispielsweise Fehlhaltungen oder Überlastungen durch schwere körperliche Arbeit oder Bewegungsmangel, wie durch zu viel Arbeiten am Computer, stellen Gründe dar.
Wie bei den Faszien können auch psychische Belastungen wie Stress zu einer Anspannung im Körper führen, wodurch Muskelgruppen verhärten. Während sich Faszien ausrollen lassen, können Muskelverspannungen mit lokalen Schmerzmitteln wie Salben behandelt werden, die in die schmerzenden Gewebeschichten eindringt und schmerzlindernd und entzündungshemmend wirkt. Wärme, etwa durch das Auflegen von Kirschkernkissen, Pflaster oder bei einem Besuch in der Sauna, kann die Durchblutung und den Stoffwechsel steigern und Muskeln, Faszien und Bänder entkrampfen. Eine entspannende Massage löst durch die Kombination aus Druck und Wärme punktuelle Verhärtungen gezielt. „Treten die Schmerzen im Bewegungsapparat jedoch über einen längeren Zeitraum oder immer wieder auf, ist ein Besuch bei einem Arzt empfehlenswert, um andere Erkrankungen auszuschließen“, rät Dr. Sabarini.
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