
Seit  meiner Kindheit höre ich Sprüche wie „Der hat ja zuhause nichts zu  sagen", „… und hier hat er die große Klappe“ oder „Hier ist er der  kleine König“. Ist etwas mehr Alkohol geflossen, unterstellt man „Der  hat ja so einen kleinen“ oder „Der bekommt ja ohnehin keinen mehr hoch“.
Ja,  gemeint sind immer Männer, zumeist die, die man gern als alte weiße  Männer bezeichnet. Wobei alt hier zumeist schon jenseits der 30 beginnt.  Also genauer sind Männer im Ehrenamt gemeint – selbstverständlich nicht  alle, nicht einmal die Mehrheit. Gemeint sind vor allem Männer in  Vorständen, Männer, die in Vereinen der unterschiedlichsten Art das  Sagen haben. 
Die einen versuchen ihre Auslegung des  Kleingartengesetzes durchzusetzen. Andere wollen Vereine so ausrichten,  wie sie es für richtig halten. All diesen Männern – und ich kenne da  wirklich nur Männer – ist eigen, dass sie um ihre Position kämpfen. Das  beinhaltet, dass man Netzwerke knüpft, dass man sich eine Gefolgschaft  sichert. Es führt durchaus immer wieder zu Zank und Streit, zu  persönlichen Angriffen und Verunglimpfungen. Nicht selten landen solche  „Machtkämpfe“ sogar vor Gericht und folgt man Krimiserien seit dem  Beginn des Fernsehens, so enden Gerangel um das Sagen in Vereinen in  Mord und Totschlag.
Doch warum sind Männer – und ich glaube es  sind gar nicht wenige – so? Was bewegt sie, unbedingt in Vereinen das  Sagen zu haben, in Vereinen, in denen es zumeist um nichts weiter als  eine organisierte Freizeit, um Hobby, um Spaß geht? Stimmen die Sprüche  oben etwa? Sicherlich steckt da mehr als nur ein Körnchen Wahrheit drin.  Doch warum merken die Männer nicht, was sie sich, ihren Familien, ihrem  Umfeld und vor allem ihren Vereinen da antun? Was bringt ihnen ihre  „Macht“, ihre „Machtkämpfe“ in zumeist völlig belanglosen Vereinen,  deren Fehlen höchstens deren Mitgliedern auffallen würde?
Ehrlich,  so ganz kann ich diese Spezies Mann nicht verstehen, denn diese kleinen  Diktatoren machen nicht nur ihrem Umfeld, sondern auch sich selber das  Leben schwer. Oder überwiegt das die Lust an der kleinen Macht auf Zeit?  Ist der Antrieb, sich überall als Vorsitzender – später sogar als  Ehrenvorsitzender – vorstellen zu können? Ist der Anreiz vielleicht die  Auszeichnung mit einer goldenen Ehrennadel oder die Hoffnung darauf,  dass der neue Vorstand zur eigenen Beerdigung mit einem Kranz und  salbenden Worten ans Grab tritt?
Ich freue mich jetzt auf mein  Frühstück mit der Besten Frau der Welt, die eine tolle Ehrenamtlerin  ohne jede Machtallüre ist. Habe ich ein Glück.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Johann Nepomuk, Adolf
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Kleine Diktatoren
… im Ehrenamt
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