
Parallel  zur Ausstellung SURVIVAL IN THE 21st CENTURY zeigen die Deichtorhallen  Hamburg seit Donnerstag, 18. Juli 2024 Julius von Bismarcks  Videoinstallation GRENZEN DER INTELLIGENZEN als Solo-Präsentation.  Anknüpfend an die Frage des Überlebens im 21. Jahrhunderts eröffnet von  Bismarck einen Spekulationsraum über das Denkvermögen verschiedener  Spezies und Möglichkeiten einer Multi-Spezies-Zukunft.
Seit  Millionen von Jahren dienen Insekten leuchtende Himmelskörper als  Hauptorientierungsreferenz, die durch menschliches Eingreifen in ihre  Lebenswelt in Form von künstlichem Licht gestört wird, was ihre Umwelt  für die Tiere nicht mehr navigierbar macht. Die Termiten, von Menschen  oft als invasive Schädlinge betrachtet, sind hier ewig im Kreis fliegend  einem Erschöpfungstod ausgeliefert. Von Bismarck filmt ihren Todesflug  mit einer Zeitlupenkamera und macht durch die Verlangsamung der Aufnahme  das inhärente Blinken der Neonröhre für das menschliche Auge sichtbar.
Eine  im Video zu sehende Neonröhre pulsiert und überträgt in rhythmischen  Wellen ihr Licht in den abgedunkelten Ausstellungsraum, wo es mit dem  tatsächlichen Pulsieren der Neonröhren des Raums verschwimmt. Bei  näherem Herantreten werden um die Lampe kreisende Termiten sichtbar. Die  analog zum Blinken der Neonröhre im Video aufleuchtenden Lichter des  Videoraums simulieren die Verlangsamung des in der Neonröhre flackernden  Lichts und transportieren die zugrunde liegende Frage nach den  Störungen der menschlichen Navigationsfähigkeit in den Ausstellungsraum.
In  seinen Arbeiten hinterfragt von Bismarck die konzeptuelle Trennung des  Menschen von der eigenen Umwelt, die durch Benennungen und  Klassifizierungen stetig weiter manifestiert wird. Diese Trennung geht  mit einer menschlichen Machtausübung auf unsere Umwelt einher, die  inzwischen katastrophale Auswirkungen nach sich zieht und die  menschliche Souveränität in Frage stellt. 
Aktuellen Schätzungen  zufolge wird es in wenigen Monaten bis Jahren erste Modelle von AGI  (Artificial General Intelligence) geben. Diese nicht mehr nur auf einen  Bereich spezialisierten künstlichen Intelligenzen werden in der Lage  sein, ihr Wissen autonom zu erweitern und in vielen Bereichen die  geistigen Fähigkeiten einzelner Menschen zu übertreffen. Ihr Aufkommen  markiert eine Zäsur in der menschlichen Existenz. Ist dies der Beginn  eines neuen Zeitalters in der Zusammenarbeit von Menschen und anderen  Intelligenzen, in dem uns überlegene Wesen die Entscheidungsgewalt  übernehmen, oder überschreiten wir die Schwelle zu einer Zeit, in der sich techno-dystopische Szenarien des letzten Jahrhunderts bewahrheiten? 
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Foto: Katja Strempel
JULIUS VON BISMARCK: "GRENZEN DER INTELLIGENZEN"
... in der HALLE FÜR AKTUELLE KUNST/ Deichtorhallen Hamburg
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