Ein familientaugliches, elektrisch angetriebenes SUV für unter 29.000 Euro? So etwas gibt es bisher nicht einmal aus China – jetzt aber von Opel: Frontera heißt das jüngste Modell der Rüsselsheimer. Und weil man Elektroautos lieber leasen als kaufen sollte, hat Opel auch hier für eine attraktive Rate gesorgt: 279 Euro ohne Anzahlung werden für den Frontera Electric monatlich fällig. In der Hybrid-Variante ist er sogar noch einmal etwas günstiger: 23.900 Euro oder monatlich 259 Euro kostet der Benziner mit 48-Volt-Elektromotor.
Was man zu diesen Preisen erwarten kann? Vor allem Platz: Geräumige 460 Liter fasst der Kofferraum. Werden die Sitze umgelegt, sind es 1600 Liter. Auf den vorderen Sitzen finden auch groß gewachsene Menschen ausreichend Raum. Das in der Höhe und längs verstellbare Lenkrad liegt gut in der Hand. Auch in der zweiten Reihe sitzt es sich mit guter Bein- und Kopffreiheit. Die Hybrid-Variante ist sogar als Siebensitzer lieferbar und damit das kompakteste Auto mit drei Sitzreihen auf dem Mark. Schließlich ist das SUV nur 4,39 Meter lang.
Beim Frontera Electric sitzt eine Batterie mit 44 kWh an nutzbarer Energie unter den Sitzen. Der Verbrauch ist mit 18,2 kWh pro 100 Kilometer realistisch angegeben. Die theoretische Reichweite von 305 Kilometern wird damit zwar nicht ganz erreicht, aber 280 Kilometer sollten drin sein.
Die Batteriechemie „Lithium-Eisen-Phosphat“ trägt zu dem niedrigen Preis des Frontera Electric bei. Sie ist günstiger in der Produktion und langlebiger. Allerdings lässt sie sich nicht ganz so schnell laden: 100 kW Ladeleistung nimmt der Akku auf, der damit in 26 Minuten von 20 bis 80 Prozent geladen ist. Mit Wechselstrom sind gegen Aufpreis 11 kW Ladestrom möglich. Serie sind 7,4 kW.
Nicht nur beim Preis ist der Frontera Electric ein untypische Elektroauto: Wer beim Anfahren das Pedal aufs Bodenblech bringt, wird den Tritt ins Kreuz vermissen, den viele Elektroautos bieten. Die 83 kW (113 PS) des Synchronmotors schieben eher sanft an: Bis 100 km/h anliegen, vergehen 12,1 Sekunden. Bei 140 km/h ist Schluss. Der Hybrid tritt etwas flotter an: neun Sekunden und 190 km/h sind die Eckdaten hier. Die 136 PS (100 kW) des 1,2-Liter Dreizylinders, unterstützt von 21 kW (28 PS), lassen den Frontera Hybrid gut vorankommen. Das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe schaltet schnell und unauffällig. Da kommt Freude auf. Die schwächerer 100-PS-Variante ist eher etwas für ruhige und sparsam Gemüter.
Opel erwartet, dass der Elektroanteil beim Frontera höher sein wird als bei jedem anderen Modell der Marke. Bisher liegt hier der Mokka mit 20 Prozent BEV-Anteil vorn. Der Frontera bietet im Vergleich mehr Platz für weniger Geld. Dafür muss man aber im Innenraum mit hartem, aber durchaus ansehnlichem Kunststoff leben. In der einfachsten Ausstattung wird der Hybrid sogar mit Stahl- statt Alufelgen ausgeliefert. Die weißen Räder geben dem Frontera einen gewissen Retro-Charme: Schließlich gab es in den 90er-Jahren schon mal einen Opel Frontera. Damals stand der Name für einen knochenharten Geländewagen, der sich jedoch glänzend verkauft hat.
Etwas sehr retro ist der Zündschlüssel, der zum Starten noch ins Zündschloss gesteckt und gedreht werden muss. Sowas gibt es nur noch selten. Chromschmuck sucht man vergeblich am Frontera. Ledersitze gibt es nichtmal gegen Aufpreis. Detox nennt Opel-Marketing-Chefin Rebecca Reinermann diesen Verzicht auf Überflüssiges: „Wir konzentrieren und auf das Wesentliche: Was braucht eine Familie wirklich?“ Praktische Ablagen im Innenraum, zum Beispiel: Die Staufächer dort fassen 23 Liter an Kleinkram. Eine elektrisch Heckklappe gibt es nicht, aber Lenkrad und Windschutzscheibe lassen sich beheizen. Die Klimaanlage kennt dafür nur eine Zone. Auch bei den Ausstattungsvarianten beschränkt sich Opel auf das Wesentliche: Es gibt zwei: Edition und GS.
Das Handy liegt beim GS stets sicher in einer Ladeschale. Wer auf den zehn Zoll großen Touchscreen verzichten kann, bekommt in der Edition stattdessen eine Handy-Halterung. Dann lässt sich das Smartphone über die Lenkradtasten bedienen. Wenn der Geschwindigkeits-Warnton nervt, obwohl er eigentlich sehr dezent ist, kann er mit einem Tastendruck deaktiviert werden.
Das Design des Frontera folgt der neuen Opel-Linie: Die Vizor genannte Frontmaske mit schwarzem Marken-Blitz und LED-Scheinwerfern gefällt genauso wie das Dach in Schwarz oder Weiß beim GS. Dass die seitliche Fensterlinie an Citroën erinnert, ist kein Zufall. Der 36 Zentimeter kürzere C3 und der Frontera kommen aus einem Werk und stehen beide auf der „CMP Smart Car Plattform“ von Stellantis, dem Mutterkonzern beider Marken.
Beim Fahrwerk hat dann Opel aber wieder für seine eigene Handschrift gesorgt: Die Lenkung ist direkt, aber nicht nervös. Der Aufbau nimmt abrupte Richtungswechsel unbeeindruckt hin und zeigt kaum Seitenneigung. Auch tiefere Schlaglöcher bügelt das Fahrwerk geräuscharm weg – vor allem beim schwereren Elektromodell.
Mit der neuen Modellreihe, die ab sofort bestellbar ist, hat Opel nun „als erster deutscher Hersteller die gesamte Modellpalette elektrifiziert“, sagt Rebecca Reinermann. Wie man es von einem Hersteller mit Blitz als Markenzeichen auch erwarten kann. (aum)
Fotos: Opel via Autoren-Union Mobilität
Elektrisch, erschwinglich und extra viel Platz
... das ist der Opel Frontera
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