Rechtsschutzversicherung 2023 stabiler als in Vorjahren

... so der Branchenmonitor Rechtsschutz der V.E.R.S. Leipzig



Nach Jahren, in denen Rechtsschutzversicherer rote Zahlen schrieben, hat sich die Branche wirtschaftlich wieder stabilisiert. Und das trotz gestiegener Aufwendungen. Dies weist der aktuelle Branchenmonitor Rechtsschutz der V.E.R.S. Leipzig aus, der die Rechtsschutzversicherungen wieder deutlich in der Gewinnzone sieht.


Danach stieg der Bestand der Versicherungsverträge 2023 im Vorjahresvergleich von 1.088.529 auf 1.108.609, wie der „Versicherungsbote“ berichtet. Dies bedeutet einen weiteren Zuwachs um 20.080 Verträge bzw. 1,8 Prozent. Das Wachstum unterstreiche das anhaltende Interesse der Kunden an Rechtsschutzprodukten, fasst der Branchendienst zusammen.

Zu einer Rechtsstreitigkeit kann es schneller kommen als einem lieb ist. Ein Online-Einkauf brachte nicht das erwartete Produkt, beim Abstellen des Autos auf dem Supermarkt-Parkplatz wurde das nebenstehende Fahrzeug beschädigt, es gibt Ärger mit dem Chef wegen der Abgeltung von geleisteten Überstunden – die Zahl der Fälle, in denen man im Alltag einen Rechtsanwalt einschalten muss, ist größer als man denkt. Wohl dem, der dann eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen hat, die für die entstehenden Kosten aufkommt. Denn die Anwaltsgebühren können sich schnell auf mehrere hundert Euro summieren, und wenn der Streit vor Gericht geht, wird es oft richtig teuer.

Deshalb kann es sich lohnen, eine Rechtsschutzversicherung abzuschließen, auch wenn diese nicht zu den wichtigsten Versicherungen zählt, wie etwa die Verbraucherberater von „Finanztip“ meinen. Denn im Vergleich zu möglichen Millionenforderungen, vor denen etwa eine private Haftpflichtversicherung schützen soll, geht es demnach bei der Rechtsschutzversicherung meist um ein überschaubares finanzielles Risiko. Zudem sei die Wahrscheinlichkeit, an einem Gerichtsprozess beteiligt zu sein, statistisch nicht besonders hoch, zitiert Finanztip eine repräsentative Umfrage der Roland Rechtsschutzversicherung von Ende 2023. Darin gaben nur 23 Prozent der Befragten an, in den vergangenen zehn Jahren an einem oder mehreren Gerichtsprozessen beteiligt gewesen zu sein: entweder als Kläger, Beklagter oder auch Zeuge. Darüber hinaus geben die Verbraucherberater zu bedenken, dass im Vergleich zum eher geringen Risiko einer Gerichtsverhandlung eine Rechtsschutzversicherung relativ teuer sei.

Doch zum Beispiel in den zurückliegenden Corona-Jahren erwies sich eine solche Versicherung für viele Arbeitnehmer geradezu als „ein Segen“. Nämlich dann, wenn sie von pandemiebedingten Betriebsschließungen, Kündigungen oder Kurzarbeit betroffen waren. Aufgrund dessen häuften sich juristische Auseinandersetzungen und die Prozesskosten färbten die Bilanzen der Rechtsschutzversicherer tiefrot. Nahezu gleichzeitig verursachte der Diesel-Skandal den Versicherern erhebliche Kosten. Nach Recherchen des Versicherungsboten sollen sich die Ausgaben der Branche für Anwalts-, Gerichts- und Gutachterkosten bislang auf über 1,2 Milliarden Euro belaufen.

Doch nach Jahren der Krisen zeige sich die Rechtsschutzversicherung inzwischen wieder solide, stellt der Branchendienst fest. Nur ein Anbieter schreibt demnach noch rote Zahlen. Dazu trug maßgeblich bei, dass die Unternehmen die Prämien für Rechtsschutzversicherungen kontinuierlich an die steigenden Kosten anpassten. Wie der Versicherungsbote dem Branchenmonitor Rechtsschutz 2024 der V.E.R.S. Leipzig entnimmt, mussten Kunden von Rechtsschutzversicherungen 2018 im Schnitt 181,84 Euro pro Vertrag bezahlen. In dem Betrag spiegelten sich bereits die Auswirkungen des Diesel-Skandals wider. Damit konnte die Branche noch knapp kostendeckend arbeiten.

Dann kam die Corona-Pandemie und die löste eine Flut an arbeits- bzw. vertragsrechtlichen Klagen aus. Infolgedessen explodierten die Ausgaben der Rechtsschutzversicherer und die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio – CR) der Branche stieg 2020 auf 101,87 Prozent. Infolgedessen rutschten die Unternehmen erstmals seit Jahren in die roten Zahlen. Darauf reagierten die Versicherer mit einer ersten Prämienerhöhung auf im Schnitt 185,77 Euro pro Vertrag. Dies bedeutete ein moderates Plus von 2,16 Prozent.

Doch angesichts der massiven Schadenslast kam die Branche damit nicht aus, sodass in den Folgejahren die Durchschnittsprämien über 190,54 Euro im Jahr 2021 und 194,74 Euro in 2022 auf ihren bisherigen Höchststand von 196,18 Euro im vergangenen Jahr hochgesetzt wurden. Daraus ergibt sich ein Gesamtanstieg von 7,9 Prozent im Vergleich zu 2018, wie der Versicherungsbote berichtet. Doch diese schrittweisen Erhöhungen sicherten die finanzielle Stabilität der Versicherer.

Dabei weist der Branchenmonitor Rechtsschutz 2024 der V.E.R.S. Leipzig aber auch auf die erheblich höhere Belastung der Rechtsschutzversicherer durch die spürbar gestiegenen Schadenaufwendungen hin. Diese befinden sich demnach immer noch auf hohem Niveau. Nach Angaben des Branchenmonitors beliefen sich die durchschnittlichen Schadenaufwendungen pro Versicherer im Jahr 2018 auf 117,37 Millionen Euro. Bis 2023 stieg dieser Wert demnach um insgesamt 6,2 Prozent auf 126,91 Millionen Euro. Dieser Anstieg zeige, dass die Branche weiterhin mit hohen Streitwerten und damit verbundenen Kosten zu kämpfen habe, resümiert der Versicherungsbote.

So verschlechterte sich im zurückliegenden Geschäftsjahr 2023 die Schaden-Kosten-Quote wieder leicht auf nun 91,62 Prozent. Dieser Wert liege zwar über dem Vorjahresniveau, bleibe aber weiterhin unter der kritischen Grenze, die ein nachhaltiges Wirtschaften gefährden würde, kommentiert der Versicherungsbote.

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