Morgengruß von Helmut Harff: Ich bin kein Biodeutscher

Die Jury der institutionell unabhängigen und ehrenamtlichen Aktion "Unwort des Jahres" bestehend aus lediglich vier Sprachwissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen, einer Journalistin sowie jährlich wechselnden Mitgliedern, hat „biodeutsch“ zum Unwort des Jahres gekürt.

Ob es gerade dieses Wort verdient hat, muss jeder für sich entscheiden. Mein Favorit war das Wort „Ampel“. Ein vor allem von Journalisten gebrautes Wort, das als eigentlich technischer Begriff einen politisches Konstrukt beschreibt.

Doch zurück zu „biodeutsch“. Ich glaube nicht, dass ich biodeutsch bin. Ich meine, dass sehr viele wenn nicht alle, die das Wort in rassistischem Zusammenhang benutzen, biodeutsche sind. Was sollen das überhaupt für Menschen sein? Wie will man feststellen, ob jemand ein Biodeutscher ist? Was ist eigentlich das Gegenstück zu „biodeutsch“? Pass-Deutsch? Sprach-Deutsch? Sauf-Deutsch?

Ja, wie stellt man fest, wer „biodeutsch“ ist? Macht man einen Gentest? Wenn ich das mal richtig gelesen habe, haben wir nahezu alle Gene von sehr frühen Menschen, von solchen aus Afrika, von vielen anderen in uns. Also nichts mit „biodeutsch“. Und bei mir? Ich weiß nicht, ob man in meinem Genom feststellen kann, dass zu meinen Vorfahren Engländer, Holländer, Juden und Litauer gehören? Stellt man vielleicht fest, dass meine „germanischen“ Wurzeln zurückverfolgbar sind bis auf einen Ritter aus dem 15. Jahrhundert?

Mich würde ja mal interessieren, was bei einem Gentest bei den Leuten heraus kommt, die von sich überzeugt sind, „biodeutsch“ zu sein. Da fällt mir noch ein Begriff ein: Wie wäre es mit „hirndeutsch“? Das sind dann sicherlich nicht die, die gern von „biodeutsch“ reden.

Na egal, die Beste Frau der Welt und ich sind auf jeden Fall „frühstücksdeutsch“.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Rainer, Felix, Engelmar

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