Der kalifornische Elektromobilspezialist Lucid zielt auf das Premiumsegment. Aktuell bietet die Marke aus dem Silicon Valley mit dem Air nur ein Modell an. Die Limousine wird im kommenden Jahr durch das SUV Gravity ergänzt werden.
Ende 2026 wird Lucid, so Chief Operating Officer Marc Winterhoff, mit einer neuen Modellreihe Fahrzeuge in der Preisklasse um 50.000 Euro auf den Markt rollen. Aktuell plant Winterhoff in naher Zukunft zehn bis zwölf Standorte in deutschen Innenstädten zu eröffnen, um so „näher an den Kunden zu sein“. Mit Sixt und dem ADAC hat Lucid Verträge abgeschlossen, „so dass der Lucid Air nun einem viel breiteren Publikum in Deutschland zur Verfügung steht“.
Mit Marc Winterhoff sprach Walther Wuttke von der Autoren-Union Mobilität.
Herr Winterhoff, Sie haben gerade Ihre neuen Showrooms in Frankfurt und Hamburg eröffnet. Planen Sie weitere Standorte in Deutschland?
Marc Winterhoff:
Wir planen im Jahr 2025 neue Lucid-Studios in Berlin und Stuttgart zu eröffnen und überarbeiten derzeit unsere Strategie, um zahlreiche weitere Outlets in Deutschland zu etablieren. Insgesamt streben wir an, zwischen zehn und zwölf Standorte im ganzen Land zu betreiben. Unser Ziel ist es, noch näher bei unseren Kunden zu sein. Dies haben wir mit unseren Servicestandorten bereits erfolgreich umgesetzt. Aktuell verfügen wir über mehr als 70 Service-Hubs, von denen aus unsere Servicemitarbeiter direkt zu den Kunden fahren. Zusätzlich haben wir Servicezentren in München und Witten und erweitern derzeit unsere Standorte in Frankfurt sowie in der Nähe von Düsseldorf. Eine weitere Stärke unseres Serviceangebots ist die Möglichkeit, regelmäßig Over-the-Air-Updates einzuspielen, wodurch die Kundenfahrzeuge kontinuierlich verbessert werden.
Sie kehren mit Ihren Showrooms ganz bewusst in die Innenstadt zurück. Warum entscheiden Sie sich nicht für einen Standort auf den Automeilen in den Außenbezirken?
Marc Winterhoff:
Das ermöglicht uns die Nähe zu unseren Kunden. Es ist bequem für den Kunden und wir generieren Aufmerksamkeit für unsere Marke zu überschaubaren Kosten.
Wie wollen Sie etablierte Premium-Kunden davon überzeugen, auf ein Lucid umzusteigen?
Marc Winterhoff:
Es ist eine Herausforderung, sich gegen etablierte lokale Marken zu behaupten. Der beste Weg, um den Lucid-Unterschied zu erleben, ist jedoch, das Fahrzeug selbst zu fahren. Nur so können die Menschen wirklich verstehen, was unser Produkt ausmacht. Aus diesem Grund haben wir Showrooms in zentralen Stadtlagen eröffnet – denn es reicht nicht aus, sich das Produkt nur online anzusehen. Der Lucid Air ist die außergewöhnlichste und effizienteste Limousine der Welt. Mit mehr als 950 Kilometern Reichweite, einem großzügigeren Innenraum als die Konkurrenz und herausragender Leistung setzen wir neue Maßstäbe. Diese Eigenschaften unterscheiden uns klar von anderen Herstellern. Hinzu kommt ein Innenraum, der höchsten Premium-Ansprüchen genügt und gleichzeitig auf Nachhaltigkeit setzt. Um unsere Zielgruppe gezielt anzusprechen, sind wir auch auf Veranstaltungen präsent, bei denen potenzielle Kunden auf uns aufmerksam werden können.
Lucid hat derzeit nur ein Fahrzeug im Angebot. Das nächste Fahrzeug, der Gravity, wird nicht vor Ende nächsten Jahres erhältlich sein. Wie halten Sie die Spannung aufrecht, um Kunden zu gewinnen?
Marc Winterhoff:
Je mehr Fahrzeuge wir auf die Straße bringen, desto mehr Aufmerksamkeit erzeugen wir. Wir haben gerade Partnerschaften mit Sixt und dem ADAC geschlossen, so dass der Lucid Air nun einem viel breiteren Publikum in Deutschland zur Verfügung steht. Wir haben auch Partnerschaften mit Hotels, wo die Fahrzeuge ebenfalls getestet werden können.
In den USA hat Lucid bereits erste Informationen über ein Mittelklassemodell veröffentlicht, das weniger als 50.000 Dollar kosten soll. Wann können wir damit rechnen, dass dieses Fahrzeug in Europa zu sehen sein wird?
Marc Winterhoff:
Das steht noch nicht fest, aber wir planen den Produktionsstart für Ende 2026. Ich gehe davon aus, dass das Auto nicht viel später nach Europa kommen wird. Dieses Modell wird der Auftakt zu einer Serie mit mehreren Varianten sein. Bei diesen Modellen werden wir eine kleinere Batterie verwenden, um Kosten und Gewicht zu reduzieren, was sich auf den Preis auswirken wird, und trotzdem eine große Reichweite bei geringem Energieverbrauch erzielen. Das Auto wird auch leichter und damit wendiger sein. Effizienz ist unsere oberste Priorität.
Wie sehen Sie die Konkurrenz durch chinesische Wettbewerber, die jetzt verstärkt auf den Markt drängen?
Marc Winterhoff:
Ich glaube, dass die chinesischen Wettbewerber vor allem im Volumensegment aktiv sein werden. Wir sehen die EV-Industrie jedoch als einen Technologiewettlauf. Die Zukunft des Transports ist elektrisch und Lucid hat die Absicht, seine Führungsposition mit bahnbrechenden Technologien auszubauen. Die beste Technologie kommt aus den USA und wir haben das immer wieder bewiesen. Unser erstes Auto, der Lucid Air, war der Konkurrenz um Generationen voraus und hält diesen Titel bis heute.
Amerikanische Fahrzeuge genießen nicht gerade den Ruf, gut verarbeitet zu sein. Wie schaffen Sie es, sich in diesem Bereich deutlich zu differenzieren?
Marc Winterhoff:
Wir haben unglaublich viel Aufwand in den Air gesteckt und nichts gescheut. Wir wollten mit unserem ersten Modell das beste Auto auf die Straße bringen, das man sich vorstellen kann.
Sie bauen den Air in Arizona, wo die Kapazität schrittweise auf 300.000 Fahrzeuge ausgebaut werden soll. Wo werden weitere Kapazitäten geschaffen, wenn die neuen Modelle auf den Markt kommen?
Marc Winterhoff:
Wir bauen derzeit eine neue Fabrik in Saudi-Arabien. Das Werk wird zum Start der Produktion der Mittelklasse-Baureihe fertig sein. Das Werk ist für eine Kapazität von 150.000 Modellen ausgelegt.
Können Sie sich vorstellen, auch in Europa zu produzieren?
Marc Winterhoff:
Wenn die Nachfrage groß genug ist und wir ein weiteres Werk brauchen, ist das denkbar. (aum)
Foto: Lucid via Autoren-Union Mobilität