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Der Kia Picanto 1.0 MT Vision im Test

Gespart wird beim Verbrauch, nicht an der Ausstattung



Die Zahl der noch erhältlichen Kleinstwagen, vom Kraftfahrt-Bundesamt als „Minis“ und in der offiziellen Terminologie als A-Segment klassifiziert, ist überschaubar geworden. Erst recht, wenn sie nicht elektrisch, sondern mit Benzin fahren sollen. Und ein Neupreis unterhalb von 16.000 Euro ist die Ausnahme. 16.690 Euro ruft zum Beispiel Kia für die Einstiegsversion Edition 7 des Picanto auf.

Für diesen Preis sind immerhin beispielsweise auch ein aktiver und angenehm unaufdringlich arbeitender Spurhalteassistent, Navigationssystem und Rückfahrkamera an Bord. Vielleicht würde mancher für ein paar hundert Euro weniger darauf gerne verzichten. Wir machen das Gegenteil und greifen für 500 Euro mehr zur Ausstattung Vision und bekommen dafür noch die Heizung für Lenkrad und Vordersitze sowie Leichtmetallfelgen und – wer’s braucht – Türgriffe in Wagenfarbe. Warum uns allerdings in der Einstiegsmotorisierung dabei die Verzurrösen und der Zwischenboden für den Kofferraum vorenthalten bleiben, erschließt sich uns nicht. Unseres Wissens liegt der Motor vorne.



Womit wir schon bei einem der wichtigesten Themen wären. Basisantrieb ist ein in dieser Klasse nahezu fast schon obligatorischer kleiner 998-Kubik-Dreizylinder, der für heutige Verhältnisse sehr bescheidene 63 PS mobilisiert. Dazu gibt es 93 Newtonmeter Drehmoment, die der Benziner bei 3750 Umdrehungen in der Minute auf die Kurbelwelle bringt. Drehzahl ist also gefragt, wenn es mal etwas flotter vorangehen soll. Lediglich beim Beschleunigen dringt der typisch Dreizylinderklang durch, ansonsten arbeitet der kleine Motor recht ruhig, aber eben auch extrem zäh. Erst ab etwa 2800 Umdrehungen wird ein Hauch Temperament spürbar. Da kann es beim Auffahren auf die Autobahn durchaus schon einmal mühsam werden. Die Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h sagt so gut wie alles.

Gleichwohl überrascht das kleine Triebwerk durch eine Elastizität, die man ihm auf Anhieb nicht zugetraut hätte. Bereits bei etwas über 55 km/h und ab 1700 Touren darf laut Schaltempfehlung gerne in den fünften und letzten Gang gewechselt werden. Danach liegen etwa 1300 Umdrehungen an. Lohn der niedrigen Drehzahl ist der Verbrauch, und zwar nicht nur auf dem Papier. Der Normwert wird mit 5,2 Litern angegeben und ist absolut zu schaffen. Der Bordcomputer nannte uns 4,9 Liter, an der Zapfsäule kamen wir auf 5,17 Liter. Das passt also.



Die Gassen der Gangschaltung sind zwar relativ eng gesteckt, rasten aber präzise ein. Angesichts der bescheidenen Leistungsentfaltung ist wohl auch niemand versucht, den sechsten Gang zu suchen, denn eine Sperre für den Rückwärtsgang hat sich Kia geschenkt. Dafür erfordert er auch ein wenig Nachdruck, wenn er eingelegt werden soll.

Das Interieur des Picanto ist recht angenehm gestaltet. Die Narbung des Hartplastiks im Innenraum täuscht dem Auge Softtouchoberflächen vor und an der einen oder anderen Stelle darf natürlich der beinahe obligatorische Klavierlack nicht fehlen. Durch die Mitte des Armaturenbretts zieht sich noch eine silberne Spange, die den Innenraum ebenfalls noch etwas aufhübscht. Die Bedieneinheit der manuellen Klimaanlage ist einem gefällig wirkenden hantelförmigen Träger zusammengefasst. Ein wenig störend wirken allerdings die beiden links und rechts der beiden Digitalinstrumente positionierten lilafarbenen (!) Ringe, von denen je nach Drehzahl bis zu fünf in abnehmender Farbintensität aufleuchten und offenbar neben der Schaltempfehlung zu niedrigtourigem Fahren anregen sollen. Das ist schlicht überflüssig und auch nicht wirklich schön anzusehen.



Das Lederlenkrad (!) mit Ziernähten liegt gut in der Hand und die Sitze bieten einen angenehmen Halt. Die relativ weiche Sitzfläche ist allerdings nicht für die Langstrecke gemacht, was aber ja auch nicht der Einsatzzweck von Fahrzeugen dieser Größenordnung ist. Die Anzahl und die Größe der Ablagemöglichkeiten in der Mittelkonsole gehen in Ordnung. Gleiches gilt für das Platzangebot im Fond. Dank hoher Sitzbank und eingewölbten Vorderlehnen kommen dort zwei Personen recht bequem unter und stoßen auch nicht mit dem Kopf ans Dach. Warum allerdings nur die Rückenlehne des Beifahrersitzes eine Ablagetasche bietet, die linke aber nicht ist ein weiteres Geheimnis der Entwicklungsabteilung. Das Kofferraumvolumen fällt klassenüblich aus. Die Rücksitzlehnen lassen sich immerhin geteilt umklappen, auch wenn (s.o.) der herausnehmbare Gepäckboden in diesem Fall fehlt. Der kleine Kia bietet außerdem Annehmlichkeiten wie Android Auto bzw. Google Carplay, Sprachsteuerung und eine frei belegbare Favoritentaste am Lenkrad. Für 1000 Euro Aufpreis gibt es übrigens auch ein Automatikgetriebe.

Angesichts der Ausstattung relativiert sich der Anschaffungspreis für den kleinsten dann doch ein wenig. Auf das eine oder andere würde der eine oder andere vielleicht aber doch gerne verzichten, wenn das Auto dadurch etwas günstiger würde. (aum)

Fotos: Autoren-Union Mobilität/Kia

 


Veröffentlicht am: 06.12.2024

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