Vor einigen Jahren war ich über Weihnachten im tschechischen Riesengebirge. Ich wollte etwas gegen die zusätzlichen Knödel-Kilos tun und von der Schneekoppe nach Spindlermühle wanderen. Die Tour ist mit gut 16 Kilometern eigentlich kein Problem.
Wie gesagt, eigentlich. Ich war vielleicht zwei Kilometer unterwegs, da wurde es nebliger. Ich überlegte, ob ich umdrehen sollte, doch ich wusste auch, dass kein Bus fährt. Also weiter, der Nebel wird sich schon wieder lichten. Was sollte schon passieren, die Wege sind präpariert und alles ist ausgeschildert. Doch dann kam, was ich bis dato noch nicht erlebt hatte, der Nebel wurde so dicht, dass ich buchstäblich die Hand vor Augen nicht mehr sah. Ich sah gerade noch den Weg vor meinen Füßen, aber ansonsten nichts als Nebel.
Es dauerte auch nicht lange, da war mir klar, dass ich mich verlaufen haben. Was tun? Ich wusste eigentlich nur eines, ich musste runter ins Tal. Also suchte ich nur noch Wege – der Nebel hatte wahre Waschenküchenqualität – die hinab führten. Dann sah ich einen Pfahl und ich hoffte auf einen Hinweis darauf, wohin ich laufen musste. Leider gibt es auch in Tschechien Menschen, denen es Spaß macht, Dinge zu zerstören. Ich lief weiterer in die eine Richtung, die ich kannte – bergab.
Richtig gut kam ich nicht voran und der Blick auf die Uhr verriet mir, dass der Nebel bald mein kleineres Problem sein werde. Um diese Jahreszeit ist es um 16 Uhr dunkel. Toll, der Nebel verschwand, doch die Sicht wurde nicht viel besser, obwohl es glücklicherweise nahezu Vollmond war. Ich stolperte weiter bergab und sah mich schon in meiner Notfallfolie eingehüllt unter einem verschneiten Baum den nächsten Tag erwarten. Doch ich lief weiter.
Und dann stockte mir fast das Herz. War da nicht ein Licht? Ich sah mehrmals hin – kein Zweifel ein Licht. Wo ein Licht ist, da können Menschen, da kann Hilfe nicht weit sein. Wobei, weit ist wieder so ein dehnbarer Begriff. Ich brauchte noch gut eine Stunde, bis ich nicht nur ein Licht sah, sondern viele und auch hören konnte, woher das Licht kam – von Pistenraupen. Wenn ich nicht weit nach Polen geraten bin, konnte ich mir ausmahlen, wohin ich jetzt blickte. Nun dauerte es wirklich nicht mehr lange, bis ich in die erstaunten Augen eines Raupenfahrers blickte. Der frage nun zu meinem Erstaunen, ob ich Helmut sei. Dazu erklärte er mir, dass gerade die Bergwacht alarmiert wurde. Der gute Mann gab Entwarnung und mir einen großen Schluck aus seiner Thermoskanne. Dann fuhr er mich zur Straße. Nun war alles ganz einfach, denn die Zivilisation hatte mich wieder.
Die letzten Meter legte ich aber sehr nachdenklich zurück. Ich überlegte nicht, was mir hätte alles passieren können. Es ging mir immer wieder diese kleine Licht in weiter Ferne und seine Wirkung auf mein Gemüt durch den Kopf.
Das ist jetzt weit über zehn Jahre her und doch muss ich an jedem 1. Advent, wenn das erste Lichtlein angezündet wird, daran denken, was so ein Licht für eine Wirkung hat.
So, jetzt mache ich das erste Licht am Adventskranz an – für ein besinnliches Frühstück mit der Besten Frau der Welt.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Advents-Frühstück.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Ein Lichtlein brennt
… und macht Hoffnung
Veröffentlicht am: 01.12.2019
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