Haben Sie sich wie ich die vielen Ansprachen zu Weihnachten angehört? Die vom Papst, vom Bischof, vom Kardinal oder die vom Bundespräsidenten? Haben Sie noch im Ohr, was der Pfarrer während des Weihnachtsgottesdienstes gepredigt hat?
Wenn ich mir all die Reden und Predigten Revue passieren lasse, dann kommt bei mir nur wenig Freude auf. Warum? Weil mich keine Rede überzeugte. Alle redeten vom Frieden, alle sprachen davon, hilfreich und gut zu sein, alle forderten Empathie mit Flüchtlingen, mit vom Krieg betroffenen und mit einsamen Menschen ein. Alle redeten davon, dass wir mehr Zivilcourage zeigen sollen, dass wir uns mehr engagieren sollen. Schön, das ist alles nicht verkehrt, man kann alles getrost unterschreiben und es gibt sicherlich nur wenige Menschen, die den Rednern widersprechen würden.
Und doch, mich haben die Reden allesamt nicht überzeugt. Warum? Keine sprach mich wirklich an, keine sorgte bei mir für etwas, was man als Ruck bezeichnen würde. Es hörte sich alles an, als ob die Reden schon vor Jahren gehalten wurden. Heute würde wohl kaum noch jemand merken, wenn man die Reden vom Vorjahr einspielen würde, wie das einst mal Kanzler Kohl passiert ist.
Was ich vermisse? Ich vermisse Ideen, ich vermisse, dass die Redner wenn sie „wir“ sagen, auch wir meinen. Und genau das fehlte mir. Der Chef aller Katholiken, der Staatschef des Vatikan – eines der reichsten Staaten der Welt – sagte nicht, was er, was sein Land für Flüchtlinge konkret machen will. „Wir“ sollten was tun. Und der Bundespräsident, der meinte, dass es Demokratie ohne uns nicht gibt. Doch was er, was die Parteien, was die Politiker tun werden, damit wir uns wieder mehr für die Demokratie begeistern, mehr für die Demokratie engagieren, sagte er nicht.
„Wir“ sagen und immer die anderen meinen, dass ist sehr einfach. Wer „wir“ sagt, muss auch wir meinen, wenn er mich wirklich ansprechen, wenn er mich erreichen will.
Da ist es bei mir ganz anders: Wenn die Beste Frau der Welt sagt, komm, wir wollen frühstücken, dann meint sie auch wir – wie jetzt gerade.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück, einen besinnlichen 2. Weihnachtsfeiertag.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Weihnachtbotschaften
... die mich nicht überzeugen
Veröffentlicht am: 26.12.2019
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