Stress entsteht zum Beispiel dadurch, dass wir in Zeiten der Digitalisierung mehr Kontakt mit Technik als mit Menschen haben. Uns dadurch treiben und bestimmen lassen. Was ganz schnell Stress abbauen und glücklich machen würde wäre unsere beste Eigenschaft zu leben: Menschlichkeit.
Kürzlich gehe ich zu meinem täglichen Spaziergang im Park. Es ist windig und kalt, ich bin spät dran. Plötzlich sehe ich einen alten Mann mit Hund hinter einer Hecke liegen und nach mir rufen. Irritiert bleibe ich stehen, um mich zu orientieren. Zunächst fühle ich mich unsicher und habe Bilder im Kopf, wo scheinbar verunglückte Menschen um Hilfe bitten, um dann den Helfer zu überfallen. Doch hier? Ein alter Mann ganz allein?
Näher herantretend höre ich, wie er mir erklärt, er sei hingefallen und komme nicht allein auf die Beine. Ich sehe einen alten, feingliedrigen Mann und kann ihm gut aufhelfen, weil ihm die Beine versagen. So hebe ich ihn auf eine Bank. Sie ist kalt und ich polstere sie mit meiner Mütze und seinen Handschuhen. Er bittet mich, keinen Krankenwagen zu rufen. Seine Frau sei gerade im Krankenhaus gestorben. Wir versuchen, seine Kinder zu erreichen. Er bedankt sich und schickt mich weg, weil er allein telefonieren könne. Doch die Kinder sind zunächst nicht erreichbar.
Jeder von uns braucht einmal Hilfe. Plötzlich ist alles andere unwichtig. Meine Telefonate und sonstigen immer so wichtigen „to dos“ können auch später erledigt werden. Was zählt ist die unterkühlte Hand des alten Mannes, die ich halte und mit meiner wärme.
Immer wieder versichert mir der alte Mann, ich solle ruhig arbeiten gehen, ich hätte doch bestimmt keine Zeit. Er hat Recht. Wir viel beschäftigen Menschen meinen immer, keine Zeit zu haben, sind immer in Eile. Kann das wirklich unser Lebenskonzept sein? Ich muss mich gar nicht entscheiden, jetzt Zeit für den alten Mann zu haben, ich habe sie einfach.
Wir erreichen eine Tochter, die Hilfe schickt und den Hund mitnimmt, aber kein Auto hat. Leider kann der alten Mann nicht laufen. Am Ende rufen wir den Krankenwagen. Ich versuche dem alten Mann Mut zu machen, dass er bestimmt bald wieder zu Hause ist, weil die Krankenhäuser wenig Personal haben. Wir winken ihm, als er, allein auf seiner Liege, davon gefahren wird.
Ich weiß nicht, wie lange wir auf der Parkbank gesessen haben. Lange. Nicht lange genug, um seinen Kummer ein wenig zu lindern und das Herz zu wärmen. Ich bin tief bewegt, als ich langsam zurückgehe. Ebenfalls allein.
Rührt doch so eine Begegnung an der Angst vor eigener Krankheit und Tod. Oder bezüglich der Menschen, die wir lieben. Sie werden eines Tages nicht mehr so sein wie heute. Wir auch nicht. Ich bin beschämt, dass ich einen Augenblick gezögert habe, zu helfen. Wenn wir uns die Verhältnismäßigkeit meiner Befürchtungen anschauen, dann sind Überfälle die absolute Minderheit an einem Tag, an dem sich Millionen von Menschen in unserem Land begegnen und einige davon Hilfe brauchen.
Abgesehen von meinem guten Gefühl, etwas Nützliches getan zu haben, sagt die Forschung dies:
Altruismus, das uneigennützige helfen, ist wissenschaftlich gesehen der Glücksfaktor Nummer 1 für uns Menschen. Wir sollten uns daran öfter erinnern wenn wir überlegen, wie wir unser Leben, unsere Arbeit oder unser Land besser machen wollen.
Positive soziale Gefühle wie Hilfebereitschaft oder Zusammengehörigkeit sind die wirkungsvollsten der positiven Emotionen, die wir Menschen kennen. Mit ihnen können wir Stress und negative Gedanken ausgleichen, Gesundheit und Wohlbefinden stärken.
Auf Zellebene kann nachgewiesen werden, dass kurzfristige Glücksbringer wie ein gutes Essen zwar die Stimmung verbessern, aber Stress nicht abbauen. Dies tun Handlungen, die Sinn stiftend sind. Auch hier sind wir wieder beim Helfen und Gutes tun.
Lassen Sie uns deshalb einander öfter die Hand reichen: um einander zu halten, zu helfen, zu stärken, zu vergeben. Die Zeit läuft für uns alle. Besinnen wir uns auf das Wesentliche vor allem dann, wenn es uns gut geht. Statt von einem Termin zum nächsten zu hetzen und unsere Tage vollzustopfen mit Dingen, die uns nicht unter Garantie glücklich machen, sollten wir öfter inne halten und Zeit verschenken. Zeit, in der wir jemandem Hand und Herz reichen.
Hier reiche ich Ihnen meine.
Eine tolle Gelegenheit, im Alltag zu helfen, bietet der Umgang mit der digitalen Welt. Sie bringt uns Zeit für Menschen und gemeinsam zu lernen macht viel mehr Spaß. Lesen und bestellen Sie hier, was meine Partner und ich erleben.
Warum Sie öfter Menschen die Hand reichen sollten
Glücksfaktor Gutes tun
Veröffentlicht am: 19.01.2020
Ausdrucken: Artikel drucken
Lesenzeichen: Lesezeichen speichern
Feedback: Mit uns Kontakt aufnehmen
Twitter: Folge uns auf Twitter
Facebook: Teile diesen Beitrag auf Facebook
Hoch: Hoch zum Seitenanfang