Manchmal lassen sich Emotionen einfach nicht unterdrücken - selbst wenn man meint, ein verdammt cooler Kerl zu sein. Dass es bei mir unter der Oberfläche mächtig gebrodelt hat, war an meinem niedrigen Blutdruck und an meinem sehr hohen Puls schon länger abzusehen. Doch gemerkt habe ich kaum etwas.
Ach ja, für den Fall, dass Sie es noch nicht gelesen haben, ich liege - wundervoll umsorgt - im Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus. Das Krankenhaus ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Berliner Charité und das merkt man vor allem an den vielen jungen Ärzten. Vor über zwei Wochen habe ich mich hier selber vorgestellt. Na eigentlich hat das die Beste Frau der Welt gemacht, denn ich war zu kaputt dazu. Der erste Verdacht ging in Richtung Coronavirus. Damit konnte ich dann doch nicht dienen, dafür mit der Diagnose Lungenentzündung. Ich brauchte einige Tage, bis ich begriff, dass ich wirklich schwer krank bin.
Und dann kam der Hammer: Lungenkrebs. Es muss operiert werden und das schnell. Die Hälfte einer Lunge muss raus. Was muss das muss, bleibt nur die Frage, hat dieser blöde Krebs sich ruhig verhalten oder ist es ein Macho, der seine Zellen (sein Sperma) überall im Körper verteilt hat. Warten auf das Ergebnis aus der Pathologie war angesagt - von Montag bis Sonnabend.
Und dann kam der Moment bei der Visite, an dem der Arzt ganz ruhig verkündete: Der Krebs hat nicht gestreut. Da liegt man im Bett, hat gerade einen Sechser im Lotto und weiß überhaupt nicht wohin mit seinen Emotionen. Das Leben geht nicht nur weiter, es gibt eine sehr gute Perspektive. Nun will ich nicht gleich mit Johannes Heesters drohen, der einst mit einem Lied drohte, dass er 100 Jahre alt werden wird. Er legte sogar noch einige drauf.
Auch ich will noch viele Jahre drauflegen. Vielleicht war die Erkrankung auch ein Schuss vor den Bug, der mir sagen will, nun bist du 65 Jahre alt, da muss man nicht immer auf der Überholspur unterwegs sein. Ich sollte noch mehr das tun, was ich täglich predige - das Leben genießen.
So gesehen hatte die Beste Frau der Welt mehr als recht, als sie meinte, dieser 29. Februar ist so etwas wie mein zweiter Geburtstag.
Obwohl die Versorgung hier im Krankenhaus wirklich in Ordnung ist, freue ich mich darauf, möglichst bald mit der Besten Frau der Welt wieder zu Hause frühstücken zu können und so fit zu sein, selber wieder die Brötchen holen zu können.
Ihnen wünsche ich allen ein genussvolles Sonntagsfrühstück und ganz viel Gesundheit.
Foto: Martina Brunotte