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Morgengruß von Helmut Harff: Sammelwut

… etwas für Egoisten!?

Was habe ich nicht alles in meinem Leben gesammelt. Da waren Zigarettenschachteln, Bierdeckel, Kronkorken, selbstverständlich sammelte ich Briefmarken und Ersttagsbriefe. Zu meinen Sammelgebieten zählten Modellautos genau wie Autogramme.
 
Später sammelte ich Bücher und Kaffeebecher und die Sammlungen gibt es zumindest in Teilen auch noch. Sie werden eigentlich nur durch Platzprobleme und der Einsicht, dass irgendwann genug ist, eingeschränkt. Irgendwann bekam ich einfach Probleme, die 60 oder 70 Kaffeebecher unterzubringen. Ähnlich ist das mit den Büchern. Irgendwann sind alle Regale voll und wenn ich nicht in allen Räumen Bücher unterbringen will, dann muss ich hin und wieder meinen Bestand durchforsten und Bücher weg geben, um so Platz für neue zu schaffen. Weggeworfen habe ich noch nie ein Buch.

Eigentlich keine Sammlung sind all die kleinen und zumeist wenig sinnvollen Dinge, die ich im Beruf bekomme, aber von denen ich mich in vielen, zumeist in viel zu vielen Fällen nicht trennen kann. Wenn ich noch alle Flaschenöffner hätte, die ich je bekommen habe, könnte ich wohl ein Museum auf machen.

Doch ich bin wie wohl viele Sammler erblich vorbelastet. Mein Opa sammelte Briefmarken, mein Onkel auch. Mein Vater war ebenfalls sammelwütig. Davon zeugt noch heute seine Sammlung kleiner Pferdefiguren. Gott sei Dank sind die klein, so passen die über 100 Stück bequem in ein Vitrinenfach.

Ach ja, mein Opa: Der sammelte sogenannte Siegelmarken. Die Sammlung liegt wohlverwahrt im Keller und niemand kann damit etwas anfangen. Kennen Sie jemand, der daran Interesse hat?

Sammeln, das gehört zum Menschen wie die Jagd, schließlich waren und sind wir über Jahrtausende genau das – Jäger und Sammler. Allerdings sammelten wir damals keine Briefmarken sondern alles, was man essen konnte. So weit weg vom Neandertaler sind wir da allerdings nicht, wenn man nur mal daran denkt, wie oft wir losziehen um Pilze und Beeren zu sammeln. Viele sammeln noch viele andere Dinge aus der Natur – wir sind also immer noch Sammler. Von denen gibt es ganz sicher viel mehr als Jäger.

Lassen wir mal die nahrhaften Dinge weg, so ist die Sammelwut etwas sehr egoistisches. Ich kenne kaum zusammenlebende Menschen, die die gleiche Macke haben, beispielsweise Fingerhüte oder alte Aktien sammeln. Der eine sammelt das, der andere das oder der eine übt sich in Toleranz und der andere ist auf der Jagd nach den Objekten seiner Begierde.

Sammeln, vor allem wenn es zur Obsession wird, ist in sehr vielen Fällen auch mit einem erheblichen Aufwand von Zeit und Geld verbunden. Das ist auch nicht unbedingt ein Problem. Zumindest so lange nicht, wie jemand nicht meint, dass er da Schatz auf Schatz häuft und beispielsweise seine Erben sehr froh sein müssen, dass sie da eine tolle Sammlung erben. Das ist nicht einmal immer der Fall, wenn jemand Schmuck, Uhren oder Kunst sammelt. Man weiß einfach nie, wie sich der Geschmack wandelt, wie die Wertentwicklung ist. Das gilt selbst für Gold und Edelsteine, schließlich schwankt auch deren Wert.

Doch sollten wir deshalb auf das Sammeln verzichten? Sollten wir deshalb unser Sammelhobby aufgeben? Nein, das sollten wir ganz sicher nicht, auch wenn wir wahrscheinlich keine museumstaugliche Sammlungen zusammen bekommen werden. Wer sammelt, hat ein Hobby, beschäftigt sich mit den Dingen, dem wird eigentlich nie langweilig, bei dem weiß man immer, was man ihm schenken kann. Sammler kennen zumeist auch Gleichgesinnte, man tauscht sich aus, man kann zeigen was man hat und auch ein wenig neidisch auf die Sammlung des anderen sein.

Und dennoch, wer sammelt ist ein Egoist. Es ist seine Sammlung, da darf nur ran, wer dazu ausdrücklich autorisiert wurde. Ich beispielsweise war immer ganz stolz, wenn ich meinem Opa beim Sortieren seiner Briefmarken zusehen durfte.

Ich bin da etwas pragmatischer und freue mich, wenn die Beste Frau der Welt immer mal wieder andere Kaffeebecher oder anderes Geschirr – das habe ich auch gesammelt – auf den Frühstückstisch stellt. Geht wirklich mal was kaputt, ist das zwar traurig, aber es ist dann wieder Platz für neue Stücke.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Johannes v.G., Gerhard

Foto: Pixabay

 


Veröffentlicht am: 08.06.2020

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